Im Kreis Heinsberg Inzidenzwert über 50 Gefahrenstufe 2 bringt Einschränkungen

Erkelenzer Land · Am Freitagmorgen lag der Inzidenzwert der Neuinfizierten in sieben Tagen noch bei 47,3, wenig später meldete Landrat Pusch, die kritische Schwelle von 50 sei überschritten. Das bedeutet eine Sperrstunde für die Gastronomie.

 Auf dem Französischen Markt in Erkelenz gilt Maskenpflicht. Sicherheitskräfte sorgen für deren Einhaltung.

Auf dem Französischen Markt in Erkelenz gilt Maskenpflicht. Sicherheitskräfte sorgen für deren Einhaltung.

Foto: Ruth Klapproth

„Wir liegen jetzt aufgrund von neuen Fällen über 50“, sagte Landrat Stephan Pusch, als er sich per Video an die Bevölkerung wandte. Die Zahl sei kein Grund, Panik zu verbreiten, unterstrich er. Private Feiern im öffentlichen Raum lassen nur bis 25 Personen zu, In der Öffentlichkeit dürfen sich außerhalb von Familien und Personen zweier Hausstände nur noch höchstens fünf Personen treffen. Wirte dürfen von 23 Uhr bis 6 Uhr nicht öffnen oder Alkohol verkaufen.

Corona-Lage Die aktuelle Statistik für den Kreis Heinsberg wies am Freitag (9 Uhr) seit dem 25. Februar 2476 bestätigte Coronafälle im Kreisgebiet aus. 244 Personen gelten als noch nicht genesen, 98 Menschen sind gestorbenen. Die Verteilung auf die Städte im Nordkreis (Zahl der nachweislich an Covid-19 Erkrankten/ Genesene/ Verstorbene): Erkelenz (177/143/7), Hückelhoven (352/275/6), Wassenberg (104/89/4), Wegberg (89/75/1). Weitere Neuinfizierte wurden bekannt.

Risikoverhalten „Wenn wir wirksam etwas tun wollen, um die Situation nicht weiter zu verschärfen, ist das Stichwort, das wirklich wichtig ist, das Thema Risikoverhalten“, so Landrat Pusch. Wenn die „große Politik nervös wird“, könne sie auch wieder in Lockdown-Modus schalten, das sei aber vermeidbar. Schulen, Einkaufsmärkte oder Gastronomie – da werde vorbildlich agiert – seien nicht die „Spreader“ für neue Infektionen. Pro Infizierten gebe es im Schnitt 26 Kontaktpersonen, und je höher die Zahlen, desto schwieriger die Kontaktnachverfolgung. „Jeder Einzelne ist dazu aufgerufen, die Anzahl der Kontaktpersonen so weit wie möglich zu reduzieren. Alles, was nicht nötig ist, vermeiden. Dazu gehört, dass ich keine großen privaten Feiern mehr stattfinden lasse“, appellierte der Landrat an die Eigenverantwortlichkeit. „Man kann noch so viele Regeln machen, es liegt an dem Verhalten jedes Einzelnen.“

Masken im öffentlichen Raum Stephan Pusch hat sich „tierisch geärgert“ über den Präsidenten der Bundesärztekammer, der öffentlich die Sinnhaftigkeit von Masken in Frage stellt. „Wir in der Praxis wissen: Maske tragen nützt.“ In den Kommunen des Kreises ist Maskenpflicht in Fußgängerzonen und Einkaufsstraßen nicht behördlich angeordnet, weil sich in den Städten nirgendwo größere Menschenansammlungen bilden. Der Landrat appelliert jedoch, wenn möglich Maske zu tragen und Abstand zu halten.

Veranstaltungen Zwei größere Veranstaltungen in Erkelenz und Wegberg laufen wie geplant mit Hygienekonzepten. „Der Franzosenmarkt und der verkaufsoffene Sonntag finden statt“, versicherte Stephan Jopen vom Stadtmarketing in Erkelenz. Auf dem Markt, der bis Sonntag dauert (bis zu 30 Besucher gleichzeitig), herrsche Maskenpflicht, und die werde durch Sicherheitsleute kontrolliert. In Merbeck findet die Geflügelschau am und im Pfarrheim an der Kirche statt – mit maximal 100 Personen auf dem Gelände.

Gottesdienst Wegen der steigenden Inzidenzwerte hat das Bistum Aachen jetzt erweiterte Regelungen für Gottesdienste in Absprache mit dem Land NRW und nach der geltenden Corona-Schutzverordnung in Kraft gesetzt. Sie gelten in allen Pfarreien und Gemeinden: Maskenpflicht im Gottesdienst, der Gemeindegesang ist deutlich reduziert. Ab einer Inzidenz von 50 wird die Zahl der Teilnehmer an Gottesdiensten in einer Kirche auf 250 Personen begrenzt.

 Landrat Stephan Pusch appelliert ans Solidaritätsgefühl.

Landrat Stephan Pusch appelliert ans Solidaritätsgefühl.

Foto: Kreis Heinsberg

Gastronomie „Das ist nicht gut. Der nächste Schlag ins Kontor“, kommentierte Wolfgang Wahl, DEHOGA-Sprecher und Inhaber des Hotels am Weiher in Erkelenz, die Nachricht von Gefährdungsstufe 2. „Heute Morgen war der Wert noch bei 47,3“, sagte er mit Verzweiflung in der Stimme. Gastwirte könnten sich nur noch täglich auf die Situation einstellen, entsprechend reagieren und auf Verständnis der Gäste hoffen. Einige Gastgeber hätten Gruppen schon von sich aus auf 25 Personen beschränkt.

Krankenhäuser Kein Besuchsstopp in den drei Krankenhäusern und den Gangelter Einrichtungen – darauf haben sich die Geschäftsführer der Häuser in Erkelenz, Heinsberg, Geilenkirchen und Via Nobis geeinigt. Wichtige Regeln: ein Besucher pro Patient gleichzeitig (Ausnahmen bei Kindern), klare Besuchszeiten von 10 bis 19 Uhr, Maskenpflicht auch in den Zimmern, besonders aus Rücksicht auf die Patienten im Nachbarbett. Und die Bitte, Besuche auf eine Stunde zu begrenzen und so wenig Besuche zu machen wie möglich. „Wir wollen Besuchsmöglíchkeiten erhalten“, sagte Jann Habbinga, Verwaltungsdirektor des Hermann-Josef-Krankenhauses Erkelenz. „Aber da sind wir klar auf Unterstützung angewiesen.“ Bei 400 bis 600 registrierten Besuchern pro Tag hielten sich weit über 95 Prozent an die Regeln. In den drei Krankenhäusern liegen aktuell sechs Covid-Patienten, und zwei werden auf Intensivstationen beatmet. Über eine gute Nachricht freut sich Habbinga: „Seit Wochen gab es keinen positiven Test bei Mitarbeitern. Auch die anderen H.-Josef-Einrichtungen, Hospiz und Altenheim, sind Covid-frei.

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