IHK-Präsidentin Gisela Kohl-Vogel benennt Zukunftsaufgaben Der Strukturwandel benötigt mehr Gewerbeflächen

Erkelenz/Aachen · Um den Strukturwandel im Rheinischen Revier zu meistern, will die für den Kreis Heinsberg zuständige Industrie- und Handelskammer die Akteure stärker vernetzen und setzt auf ein Gespräch mit Land und Bezirksregierung im Juni.

 IHK-Präsidentin Gisela Kohl-Vogel.

IHK-Präsidentin Gisela Kohl-Vogel.

Foto: Andreas Herrmann

Positiv will die neue Präsidentin der Industrie- und Handelskammer Aachen, Gisela Kohl-Vogel, die Probleme der Zukunft anpacken. „Herausforderungen sind immer auch Chancen“, sagte sie vor 400 Besuchern der Vollversammlung der IHK in Aachen. Zuvorderst nannte sie Strukturwandel, Klimawandel und Digitalisierung und rief auf: „Es lohnt sich, Ziele zu haben und anzupacken.“

Der beschleunigte Ausstieg aus der Kohle bei steigendem Energiebedarf stelle Deutschland vor enorme Herausforderungen, wird Kohl-Vogel in einer Pressemitteilung der IHK zitiert. Allein im Rheinischen Revier seien 93.000 Menschen direkt bei energieintensiven Unternehmen beschäftigt. Weitere 32.000 Arbeitsplätze hingen unmittelbar von ihnen ab. „Wir wollen, dass diese Menschen auch in Zukunft im Rheinischen Revier arbeiten können.“ Deshalb müsse alles für einen gelingenden Strukturwandel getan werden. Die Chancen dafür bewertete die IHK-Präsidentin positiv: „Kaum eine Region in Deutschland hat so viel Lösungskompetenz wie unsere. Wir leben in einer Chancenregion: Batterieforschung, Wasserstofftechnologie, künstliche Intelligenz, Elektromobilität, autonomes Fahren. Klingt wie Science Fiction, aber das ist unsere Gegenwart. All das sind Bereiche, in denen wir heute schon erfolgreich forschen, entwickeln und produzieren. Das sind die Märkte von morgen. Wenn wir neue Wege gehen, gelingt es uns, regenerative Energiequellen schneller auszubauen.“

Um die Potenziale der Region effizient zu nutzen, will die IHK Aachen die gesellschaftlichen Akteure enger vernetzen, fordert zugleich aber auch ausreichend Platz für die Neugründung von Unternehmern, den das Land Nordrhein-Westfalen bewilligen soll. Denn der wird im Kammerbezirk laut Kohl-Vogel knapper: „Ein Drittel aller Kommunen hat entweder keine sofort verfügbaren Gewerbeflächen oder weniger als einen Hektar. Durch die Nachfolgenutzung des Tagebaus könnten zusätzliche Gewerbeflächen entstehen, sofern als solche ausgewiesen und nutzbar.“ Die IHK Aachen möchte diese Optionen so schnell wie möglich mit dem Wirtschaftsministerium des Landes, der Bezirksregierung Köln sowie den Kommunen klären. „Durch die Nachfolgenutzung des Tagebaus könnten zusätzliche Gewerbeflächen entstehen, sofern als solche ausgewiesen und nutzbar. Die IHK Aachen hat deshalb Wirtschaftsministerium und Bezirksregierung eingeladen, im Juni mit den betroffenen Bürgermeistern und Planern zu klären, wie Entscheidungen von beiden Seiten beschleunigt werden können. Von diesem Termin erhoffen wir uns sehr viel.“

Als weitere zentrale Herausforderungen, die es anzupacken gelte, nannte Kohl-Vogel die Handelsbeziehungen, die innerhalb der EU intensiviert werden sollten, und den Fachkräftemangel. „Mit rund 4300 bei der IHK eingetragenen Ausbildungsverhältnissen haben wir nahezu gleich viele junge Menschen gewinnen können wie im Vorjahr. Eine Bilanz, die angesichts der demografischen Entwicklung besser ist als erwartet“, sagte Kohl-Vogel. „Dennoch suchen viele Betriebe händeringend Nachwuchs.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort