Corona-Infektionen im Kreis Heinsberg 400 Menschen in häuslicher Quarantäne

Kreis Heinsberg · Im Kreis Heinsberg befinden sich mehrere hundert Menschen in häuslicher Quarantäne. Donnerstagabend teilte die Kreisverwaltung mit, dass sich die Anzahl der Corona-Infizierten auf 20 erhöht hat. Landrat Pusch bat um Solidarität.

 Abstrichproben werden in einem Coronavirus-Testlabor untersucht. Dabei soll die genetische Struktur des Virus analysiert und identifiziert werden.

Abstrichproben werden in einem Coronavirus-Testlabor untersucht. Dabei soll die genetische Struktur des Virus analysiert und identifiziert werden.

Foto: dpa/Jane Barlow

Die Zahl der bekannten Corona-Fälle im Kreis Heinsberg hat sich auf 20 erhöht. Am Donnerstagabend wurden, wie die Kreisverwaltung mitteilte, 14 neue Fälle bestätigt. Nachdem bis Mittwochabend die Zahl der Infektionen im Kreisgebiet auf fünf gestiegen war, hatte Landrat Stephan Pusch am Donnerstagnachmittag zunächst noch vorsichtig von „kleinen Erfolgsmeldungen“ gesprochen. Eine davon hatte gelautet: „Bislang gibt es im Kreisgebiet keine weiteren Neuerkrankungen.“

Die Lage am Nachmittag In Nordrhein-Westfalen gab es zum Zeitpunkt der Pressekonferenz des Landrats sechs bestätigte Corona-Infektionen: ein Ehepaar aus Gangelt, ein Bundeswehrsoldat aus Köln, eine Mitarbeiterin des Infizierten aus Gangelt und deren Mann sowie ein in Mönchengladbach tätiger und in Gangelt lebender Arzt. Alle sollen in Gangelt miteinander Kontakt gehabt haben. Der Zustand des Ehepaares, das in der Nacht zum Mittwoch vom Hermann-Josef-Krankenhaus in Erkelenz auf die Isolierstation der Düsseldorfer Uniklinik verlegt worden war, wurde am Donnerstag als unverändert beschrieben. Der Zustand des 47-jährigen Mannes, der als erster Infizierter in NRW gemeldet worden war, sei weiterhin ernst. Den vier Neuinfizierten gehe es dagegen vergleichsweise gut. Der Krankheitsverlauf sei bei ihnen weit weniger schwer.

Die neuen Fälle am Abend Auch bei den bis Donnerstagabend neu festgestellten 14 Corona-Fällen im Kreis Heinsberg konnte die Kreisverwaltung über ein weniger schweres Krankheitsbild berichten: „Alle Erkrankten wurden nach Hause entlassen, weil eine stationäre Behandlung aufgrund des Verlaufs nicht notwendig ist.“ Bestand hatte zudem die Feststellung zum momentanen Verbreitungsradius: „Nach jetzigem Stand wohnen die Erkrankten vorwiegend in der Gemeinde Gangelt. Eine erkrankte Person, die im Gangelter Karneval aktiv war, lebt in der Städteregion Aachen.“

Positive Nachrichten Zu den „kleinen Erfolgsmeldungen“ von Landrat Pusch hatte am Nachmittag auch diese gehört: „Nach unserem Aufruf am Mittwoch haben sich 300 Besucher der Karnevalssitzung in Gangelt gemeldet, die der erste in NRW bekannte Erkrankte besucht hatte. Diese Personen konnten von uns über die Notwendigkeit der Quarantäne informiert werden.“

 Landrat Stephan Pusch trat am Donnerstag in Heinsberg vor die Kameras, um über den aktuellen Stand der Coronavirus-Situation im Kreisgebiet zu unterrichten.

Landrat Stephan Pusch trat am Donnerstag in Heinsberg vor die Kameras, um über den aktuellen Stand der Coronavirus-Situation im Kreisgebiet zu unterrichten.

Foto: Speen

Häusliche Quarantäne „Ungefähr 400 Menschen“ befinden sich damit nach Angaben des Landrats derzeit in häuslicher Quarantäne: die Besucher der Karnevalssitzung am 15. Februar in Gangelt, weitere Kontaktpersonen des Ehepaars aus Gangelt und die Kinder einer Kita, in der die Ehefrau des zuerst Erkrankten arbeitet. „Wir haben diese Personen gebeten, sich von Verwandten oder Freunden versorgen zu lassen“, erklärte Pusch und sagte zu: „Wenn das nicht möglich ist, hilft das Ordnungsamt.“ Bei den Besuchern der Karnevalssitzung ende die 14-tägige Inkubationszeit bereits am Sonntag.

Empfehlung der Kreisverwaltung „Die Gemeinde Gangelt kristallisiert sich derzeit als Schwerpunkt der Covid-19-Infektionen im Kreis Heinsberg heraus“, hatten das Landesministerium für Gesundheit und der Kreis Heinsberg bereits am späten Mittwochabend in einer Pressemitteilung die Situation beschrieben. Landrat Stephan Pusch erklärte dazu ergänzend am Donnerstagnachmittag während der Pressekonferenz: „Ich sehe keine Veranlassung zu sagen, das öffentliche Leben im Kreis Heinsberg kommt zum Erliegen.“ Die Situation könne sich zwar stündlich ändern, jedoch „schließe ich für den Krisenstab des Kreises Heinsberg zurzeit aus, dass ganze Orte abgeriegelt werden“. Allerdings hielt die Kreisverwaltung die Empfehlung aufrecht, Veranstaltungen und Gruppenansammlungen jeglicher Art zu meiden. Dies gelte insbesondere für Sportveranstaltungen.

Ausbau der Telefon-Hotline Mit logistischer Unterstützung des Landes NRW ist die Kreisverwaltung tätig. „Derzeit sind allein 50 Mitarbeiter in zwei Schichten im Gesundheitsamt beschäftigt“, erklärte Stephan Pusch. Auch sei man dabei, die Kapazitäten der Telefon-Hotline auszubauen: „Ich bitte um Verständnis, wenn man nicht sofort durchkommt.“

 Die Aufnahme zeigt das neuartige Coronavirus (orange).

Die Aufnahme zeigt das neuartige Coronavirus (orange).

Foto: dpa/---

Solidarität mit den Betroffenen Um Verständnis hatte Stephan Pusch am Donnerstagmorgen auch in einer Videobotschaft an die Bürger gebeten. Er übte Kritik an Diskussionen in sozialen Medien über die Frage: „Wie konnte das Ehepaar noch Karneval feiern?“ Bis vor ein paar Tagen sei das Coronavirus noch für alle „unheimlich weit weg gewesen, und die Erkrankung verläuft ja auch so, dass man zuerst Erkältungssymptome hat. Wer von uns hätte auf eine Karnevalsveranstaltung verzichtet, weil er etwas erkältet ist?“, gab Pusch die Frage zurück. Stattdessen richtete er Genesungswünsche aus dem Kreis Heinsberg an alle Erkrankten: „Viel wichtiger ist mir jetzt, dass wir mit den betroffenen Personen solidarisch sind.“ Sie verdienten keine Vorwürfe, „sondern unser aller Mitgefühl“.

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