Rollstuhlfahrer im Kreis Heinsberg Erhalt der Mobilität hat viel Arbeit gekostet

Kreis Heinsberg · Die Selbsthilfegruppe „Fahrdienst für Rollis“ geht nach einem bewegtem Jahr 2019 optimistisch ins Jahr 2020. Der Landschaftsverband Rheinland gibt grünes Licht für die bewährten Fahrdienstleistungen.

 Rollstuhlfahrer im Kreis Heinsberg sind froh über Fortbestand der Fahrdienstregelung.

Rollstuhlfahrer im Kreis Heinsberg sind froh über Fortbestand der Fahrdienstregelung.

Foto: dpa-tmn/Mascha Brichta

Der im Kreis Heinsberg bewährte Fahrdienst für Rollstuhlfahrer, für den mehrheitlich das Deutsche Rote Kreuz seit immerhin 1981 garantiert, hat über den 1. Januar 2020 hinaus Zukunft – obschon große Veränderungen geplant gewesen waren.

Bei diesen aber hatten die Verantwortlichen die Rechnung ohne den Wirt gemacht: Initiiert durch ein leidenschaftlich von den Rollstuhlfahrern Michaela Sommereisen und Norbert Voigt (beide aus Hückelhoven) verfasstes Beschwerdeschreiben an die Kreisverwaltung, wurde die Mehrzahl der etwa 500 betroffenen Menschen aus den Reihen der Schwerbehinderten mit dem Merkzeichen „aG“ (außergewöhnlich gehbehindert) wachgerüttelt. Diese suchten fortan nicht nur die Öffentlichkeit, sondern forderten parallel den Landrat auf, „die durch die neue Verordnung erheblich eingeschränkte Teilhabe (nur noch 1000 Euro im Jahr) am gemeinschaftlichen Leben zu stoppen und das ursprüngliche Modell (48 Fahrten im Jahr zu je 35 Kilometer) des Behindertenfahrdienstes wieder einzusetzen“. Und Landrat Stephan Pusch schenkte den Betroffenen, wie berichtet, vier Tage vor Weihnachten 2018 Gehör, „zog die Reißleine“ und erklärte „die Angelegenheit zur Chefsache“. Mit der Folge, dass im Jahr 2019 zwei Leistungsbezüge möglich wurden – die altbewährte Sachleistung auf Kilometerbasis sowie die des Geldkontingents (diese allerdings nur als Übergangslösung).

Dadurch ausgelöst, brach die Zeit der hektischen Arbeit hinter den Kulissen an – im Kreis Heinsberg mit Landrat Stephan Pusch, Sozialdezernentin Daniela Ritzerfeld und Sozialamtsleiter Andreas Louven in engem Kontakt zum Landschaftsverband Rheinland (LVR) und bei den Rollstuhlfahrern ab April unter der Flagge der neuen Selbsthilfegruppe „Fahrdienst für Rollis“. Diese traf sich jeden vierten Montag im Monat unter ihren Sprechern Michaela Sommereisen, Dirk Neyen und Günter Offermann (alle Hückelhoven) und wurde unterstützt vom Kreis Heinsberger Bundestagsabgeordneten Wilfried Oellers und von Hanno Kehren, dem Vorsitzenden des Sozialausschusses im Kreis Heinsberg. Darüber hinaus fanden bei den gemeinsamen Aus­sprachen zwischen der Kreisverwaltung Heinsberg und den „Rollis“ beide Seiten trotz manch kritischer Worte unterm Strich einen fairen Umgangston, ja sogar wieder Annäherung. Wobei die Bekanntgabe der vom Sozialamt des Kreises Heinsberg unter den „Rollis“ durchgeführten Umfrage eine eindeutige Mehrheit für die bewährte Kilometer-Sachleistungen aufzeigte. Das war dann wohl auch der Grund der positiv-finalen Nachricht: „Es bleibt ab 2020 uneingeschränkt bei den bewährten Kilometerleistungen“, die Fachbereichsleiterin Annette Esser aus Köln für den Landschaftsverband Rheinland beim jüngsten „Rolli“-Treffen übermittelte. Übrigens auch als Entscheidungserleichterung für den Kreis-Sozialausschuss sowie den Kreistag, die noch in diesem Jahr tagen werden.

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