Aktion des Vereins Amos im Kreis Heinsberg Die prekären Arbeitsbedingungen der Erntehelfer

Kreis Heinsberg · Amos, der Verein gegen Armut und Arbeitslosigkeit in der Region, hat die Helfer in den vergangenen Wochen über ihre Rechte aufgeklärt und beraten.

  Bei der Aufklärungsaktion wurden Informationsflyer verteilt.

Bei der Aufklärungsaktion wurden Informationsflyer verteilt.

Foto: Vertreter der Aufklärungsaktion

Die Saison nähert sich ihrem Ende, viele Erntehelfer kehren wieder in ihre Heimat zurück. Oft wissen sie nichts über ihre Arbeitsrechte, wenn sie hier arbeiten. Darauf macht Amos, der Verein gegen Armut und Arbeitslosigkeit in der Region, aufmerksam. Der Verein startete kürzlich mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund eine Aufklärungsaktion und suchte die Erntehelfer an ihren Arbeitsorten auf. Gleichzeitig ging es auch darum, zu sehen, wie die Arbeits- und Lebensbedingungen der Saisonkräfte sind.

„Viele der Erntehelfer, die zum größten Teil aus Rumänien, aber auch aus der Ukraine, Polen und Bulgarien kommen, haben keine Möglichkeit aufgrund ihrer Isolation auf abgelegenen Feldern und längeren Arbeitszeiten, eine Beratung selber aufzusuchen“, so Johannes Eschweiler, Betriebsseelsorger für den Kreis Heinsberg und Pastoralreferent im Bistum Aachen, und Achim Kück, Geistlicher Leiter KAB Aachen, im Gespräch im Arbeitslosenzentrum der Amos. Deshalb müsse man den umgekehrten Weg gehen und das Gespräch mit den Menschen auf den Feldern suchen. „Aus Erfahrung wissen wir, dass viele der Saisonkräfte in prekären Verhältnissen sind“, sagte Eschweiler. Die Frage nach den Unterkünften sei ungeklärt, ebenso welche Regelungen es gibt bezüglich Arbeitszeit und Entlohnung. Zudem hätten viele Saisonkräfte keine Kenntnisse vom gesetzlichen Mindestlohn und über eine Krankenversicherung.

Es sei schwierig gewesen, an die Leute heranzukommen, betonte Kück. Die Felder und Unterkünfte, die überwiegend aus Containern bestehen, befänden sich auf Privatgelände und seien somit unzugänglich. Und wenn man mal jemanden habe ansprechen können, so habe es als Antwort gegeben: „Wir dürfen nicht mit Ihnen sprechen.“ Einige Landwirte hätten regelrecht das Gespräch verhindert, erklärte Eschweiler. Bei der ersten Tour auf einem Feldweg sei man von einem Fahrzeug blockiert worden, es habe Drohungen gegeben. „Dadurch, dass man kaum Einblicke bekommt, sei jeglicher Willkür Tür und Tor geöffnet“, stellte er fest. Dennoch habe man sich ein Bild machen können davon, woher die Saisonkräfte kommen, die Dauer ihrer Beschäftigung und wie ihre Arbeitszeiten – oft mehr als zehn Stunden am Tag – sind. Überstunden würden oftmals nicht bezahlt, nach Stückzahl entlohnt, um den Mindestlohn zu umgehen. Zudem habe sich gezeigt, dass viele aus Unwissen heraus Dokumente wie Kündigungen unterschreiben würden. Kück und Eschweiler sagten, dass es auch Landwirte gebe, wo die Arbeits- und Lebensbedingung der Wanderarbeiter stimmen würden. „Leider haben wir bei unseren Stichproben oft das Gegenteil gesehen.“

„Wir alle müssen aktiv werden“, forderten sie. Jeder Verbraucher müsse sein Konsumverhalten überdenken. Und die Frage stellen: „Ist es so, wie es suggeriert wird? Ist das Lebensmittel unter guten Arbeits- und Lebensbedingungen der Saisonkräfte geerntet?“

Infos und Beratungen zu Arbeitsausbeutung bietet die Beratungsstelle Arbeit Kreis Heinsberg, Boos-Fremery-Straße 7, Oberbruch, Ansprechpartner Johannes Eschweiler, sowie in Geilenkirchen, Konrad-Adenauer-Straße 240, Ansprechpartnerin Danuta Dorosz, Telefon 02451 9153490, Mobil 0157 83297560, E-Mail danuta.dorosz@kab-aachen.de, Montag bis Freitag, 8.30 bis 12.30 Uhr und 13.30 bis 16 Uhr, beide in Trägerschaft des Berufsverbands der KAB in der Diözese Aachen und der Amos.

(RP)
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