Gigabit-Studie Auf dem digitalen Vormarsch

Heinsberg · Eine Gigabit-Studie der TÜV Rheinland Consulting GmbH informiert über den aktuellen digitalen Stand des Kreises Heinsberg und ist zudem die Grundlage für die Beantragung von Bundesfördermitteln.

Die Breitbandverfügbarkeit im Kreis Heinsberg ist viel höher ist als in umliegenden Regionen.

Die Breitbandverfügbarkeit im Kreis Heinsberg ist viel höher ist als in umliegenden Regionen.

Foto: Deutsche Glasfaser/Martin Wissen

„Ein digitaler Anschluss wird inzwischen genauso vorausgesetzt wie eine Straßenanbindung – es sollte eine Selbstverständlichkeit sein, und die Bedeutung der digitalen Versorgung wird nur noch weiter steigen“, mahnte Landrat Stephan Pusch bei der Vorstellung der Gigabit-Studie, die die Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) des Kreises Heinsberg bei der TÜV Rheinland Consulting GmbH in Auftrag gegeben hatte. Mit den nun vorliegenden Ergebnissen dieser Studie wird die Frage beantwortet, wie es um die digitale Infrastruktur im Kreisgebiet steht.

Bisher hat der Kreis Heinsberg beim Ausbau der digitalen Infrastruktur konsequent auf Glasfaser-Technologie (FTTH/B-Modell / Fiber To The Home/ Building) gesetzt, um eine Datenübertragung im Gigabit-Bereich möglich zu machen, und damit erfolgreich einen Weg in die digitale Zukunft bereitet. Im bundesweiten Vergleich wird schnell deutlich, dass der Kreis Heinsberg überaus gut dasteht. Der Breitbandatlas des BMVI (Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur) lässt erkennen, dass die Dichte der Breitbandverfügbarkeit im Kreis Heinsberg sehr viel höher ist als in umliegenden Regionen und sich mit den gegenwärtigen Versorgungszuständen in großen Ballungsgebieten wie Köln, Hamburg oder München messen kann.

Auch die Zahlen belegen den digitalen Vorsprung der Region: Von allen im Liegenschaftskataster verzeichneten Gebäuden des Kreisgebietes haben bereits 54 Prozent einen Glasfaser-Anschluss – der bundesweite Durchschnitt liegt im Vergleich bei gerade einmal 9 Prozent. Zählt man das HFC-Netz oder „Kabelfernsehen“ dazu, welches gerade die städtischen Lagen mit Bandbreiten von bis zu 400 Mbit/s versorgt, haben sogar 73 Prozent aller Anschlüsse im Kreis Heinsberg Zugang zu gigabitfähigem Netz. „Auf diese Zahlen können wir durchaus stolz sein, aber wir haben noch genug Arbeit vor uns“, verkündete Michael Eßer, Breitbandkoordinator für den Kreis Heinsberg. Auch Landrat Pusch möchte sich nicht auf den Lorbeeren ausruhen: „Das Gute ist oft der Feind des Besseren – wir haben bereits eine hohe Versorgungsquote, doch es geht noch mehr“.

Trotz der guten Stellung des Kreises sind 27 Prozent aller Gebäude (rund 24000) noch nicht gigabitfähig versorgt. Darin inbegriffen sind mit 1071 Adressen auch 1,2 Prozent der Anschlüsse, die dem NGA-Kriterium (Next Generation Access) von mindestens 30Mbit/s nicht entsprechen und damit als unterversorgt gelten. Diese sogenannten „Weißen Flecken“, darunter auch 47 Schul- und zahlreiche Gewerbestandorte, liegen in allen zehn Städten und Gemeinden des Kreisgebietes verstreut und werden nun mit Hilfe eines Bundesförderprogramms zuerst in Angriff genommen – ein Großprojekt, dessen Umsetzung eine Tiefbaustrecke mit einer Gesamtlänge von rund 483 Kilometern umfassen wird. Zu den positiven Synergieeffekten zählen unter anderem die Mitverlegung weiterer Rohre und Glasfaserleitungen, um zukünftige Anschlüsse zu erleichtern, sowie die Tatsache, dass der Anschluss von Schulen zwingend mit der Tilgung „Weißer Flecken“ im Stadtgebiet einhergeht. „Bildung ist unser höchstes Gut und wir sind sehr zufrieden, dass unsere Schulen auf den neuesten Stand der Technik gebracht werden“, sagte Pusch.

„In den von der TÜV Rheinland berechneten Netzplanungsszenarien wurden zur Versorgung aller „Weißen Flecken“ im Kreis Heinsberg, inklusive aller erforderlichen Schulstandorte und Gewerbegebiete, Investitionskosten in einer Größenordnung von fast 40 Millionen Euro veranschlagt“, gab Michael Eßer bekannt. Dabei könnte die Hälfte der Ausbaukosten über das entsprechende Bundesförderprogramm und weitere 40 Prozent über ein Landesförderprogramm erstattet werden. Somit bliebe ein Eigenanteil von 10 Prozent, der über die kommunalen Haushalte zu finanzieren wäre. Den Verantwortlichen ist es dabei ein besonderes Anliegen, dass Kommunen mit Haushaltssicherungskonzept ihren Anteil ebenfalls fördern lassen können. Ein Beispiel ist die Stadt Wegberg: In ihrem Stadtgebiet sind rund ein Fünftel der unversorgten Adresspunkte zu verzeichnen.

Für Ulrich Schirowski, Geschäftsführer der WFG, stellen diese Pläne nicht nur vielversprechende Entwicklungschancen für den Standort Kreis Heinsberg dar – sie seien gar das Rückgrat der neu beschlossenen Digitalstrategie des Kreises. Gemeinsam mit Pusch und Eßer möchte er nun möglichst direkt in Aktion treten: Nach einer Konferenz mit den Bürgermeistern des Kreises soll der Förderantrag gestellt werden können, um bis zum Ende des Kalenderjahres die Ausschreibung und Vergabe der juristischen und technischen Antrags – und Vergabebegleitung sowie die Ausschreibung für den Breitbandausbau zu gewährleisten. Da die Schulstandorte vorrangig versorgt werden, sei es realistisch, das mit dem Jahr 2022 alle lokalen Schulstandorte ans Breitbandnetz angeschlossen sind.

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