Worte zur Woche Mit Bauzäunen und Security gegen Vandalismus

Wegberg · Mit Sicherheitspersonal und hohen Zäunen geht die Stadt Wegberg gegen Vandalismus vor. Damit lässt sich zwar ein Symptom bekämpfen, aber nicht die Ursache.

  michael.heckers@ rheinische-post.de

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Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Der Streit zwischen Innenminister Horst Seehofer (CSU) und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bestimmte diese Woche die Schlagzeilen. Gestritten wurde um ein paar Tausend Menschen, die in Deutschland Zuflucht suchen. Es scheint, als sei das Thema Flüchtlingspolitik geeignet, ein stabiles Land an den Abgrund zu treiben. Vor dem Hintergrund der alternden Gesellschaft, des digitalen Wandels und der Bedrohung der Demokratie fragt man sich: Haben wir keine anderen Probleme? Der Heinsberger CDU-Bundestagsabgeordnete Wilfried Oellers forderte diese Woche zu Recht von allen Beteiligten Professionalität ein, und dass sie im Sinne der Sache ihr emotionales Bauchgefühl ausblenden mögen. „Es ist ein schreckliches Schauspiel, wenn das Irrationale populär wird“, sagte einmal der Autor Thomas Mann.

Zerstörte Lichtkuppeln, eingeworfene Fensterscheiben, abgebrannte Bücherkiste: Die Zahl der Vandalismusschäden in Wegberg nimmt zu. Deshalb kündigt die Stadtverwaltung eine drastische Maßnahme an: Während der Sommerferien wird das Schul- und Sportzentrum mit vier Schulen, zwei Sporthallen und dem Hallenbad rundherum mit Bauzäunen abgesperrt und für die Öffentlichkeit unzugänglich gemacht. Außerdem ist während der Ferien ein Sicherheitsdienst auf dem Gelände unterwegs. Bürgermeister Michael Stock (SPD), dem diese Entscheidung nach eigener Aussage nicht leicht gefallen ist, begründet das Vorgehen damit, dass die Vandalismusschäden mittlerweile eine Dimension angenommen hätten, die nicht mehr zu tolerieren sei.

Vandalismus ist Ausdruck fehlender Reife, mangelnden Respekts und Kleingeistigkeit. Er ist durch nichts zu entschuldigen. Protest ist in Ordnung und jedermanns gutes Recht – aber nicht in Form von blinder Zerstörungswut und auf Kosten Unbeteiligter.

Um die Gefahr von weiteren Zerstörungen zu verringern, erscheint es auf den ersten Blick sinnvoll, das Schulzentrum abzuriegeln und das Risiko für die Täter, erwischt zu werden, zu erhöhen. Doch letztlich wird diese Maßnahme nur ein Verdrängen des Problems sein, keinesfalls eine Lösung.

Um Vandalismus wirkungsvoll zu bekämpfen, muss es gelingen, die Gewaltspirale in den Köpfen zu durchbrechen. Das ist eine Herausforderung für die gesamte Gesellschaft. Ein erster Schritt wäre es, hinzugucken und ins Gespräch zu kommen, statt, wie es zu häufig geschieht, sich kopfschüttelnd abzuwenden. Denn das Problem geht schließlich uns alle etwas an.

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