Ausstellung im Horster Hof in Heinsberg Der Versuch, das Unfassbare zu fassen

Heinsberg · Künstler Johannes Kriesche zeigt im Horster Hof in Unterbruch eine abgeschlossene Bildserie des Jahres 2016. Darin geht es um den Versuch, die unfassbaren Vorgänge wie Terroranschläge begreiflich zu machen.

 Künstler Johannes Kriesche thematisiert unter anderem Terroranschläge auf Menschen.

Künstler Johannes Kriesche thematisiert unter anderem Terroranschläge auf Menschen.

Foto: Renate Resch

„Wir können es nicht verstehen“, erklärt Johannes Kriesche in seinen Bildern, die für ihn und die Menschen, die sich damit auseinander setzen, eine Form der Verarbeitung darstellen.

Der Titel seiner Ausstellung „Wenn die Vernunft die Augen schließt“ weist auf die rational nicht nachvollziehbaren Vorgänge der willkürlichen Anschläge auf unbeteiligte Menschen hin. Sein Bilder-Zyklus ist der Versuch, das Unfassbare fassbar zu machen.

„Ich habe selbst früher Musik gemacht und weiß, was für eine gute Energie dabei entsteht. Ich konnte es nicht fassen, dass bei einem Konzert – wie im Theater Bataclan – jungen Menschen in den Rücken geschossen wird und sie sterben. Ich war entsetzt“, erzählt Johannes Kriesche. „Ich habe mich verpflichtet gefühlt, das künstlerisch auszudrücken.“

Grundlage für seine Arbeiten sind Bilder, die die Medien in ihrer Berichterstattung über die Ereignisse veröffentlicht haben. Diese Fotos sind stark abstrahiert und farblich reduziert. Der Untergrund ist mit leuchtenden Kontrastfarben grundiert und anschließend mit gedeckten Farben übermalt, jedoch bleibt der Untergrund sichtbar und schwingt weiter mit. Mit kleinen Glaskugeln sind Silhouetten der griechischen Mythologie oder ikonografische Zeichen, meist mit christlichem Hintergrund, aufgebracht. Diese Glaskugeln zeichnen sinnhafte Kontraste zum gemalten Bild: Ein Harfe spielender Jüngling, eine Himmelsleiter oder markante Worte wie „la musica siamo noi“ – wir sind die Musik. Italienisch ist zudem die Sprache der Musik und der Oper. „Wir sind positive Menschen, in uns ist Gutes“, ist Kriesche fest überzeugt. Seine Bildaussage ist hoffnungsvoll. „Die Musik ist so stark, dass wir das schaffen.“ Die im Horster Hof vom Kunstverein Heinsberg gezeigte Serie sieht Kriesche als kulturelles Gedächtnis, als Zeitfenster der Ereignisse. „Wir Künstler haben die Pflicht, gesellschaftliche Ereignisse rauszutragen. Wir haben diese Aufgabe in der Gesellschaft.

Wenn Künstler nicht mutig sind und vorangehen, wer soll es denn sonst machen?“, fragt er. Auch das Thema der Flüchtlinge, die in einem Lkw zu Tode kamen, greift er auf. Doch jene Auseinandersetzung kostet auch Kraft und Energie. Nach der künstlerischen Verarbeitung des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt auf dem Breitscheidplatz in Berlin beendete Johannes Kriesche die Serie, hatte das Gefühl, nicht weitermachen zu können.

Dass die Ausstellung am Totensonntag im Horster Hof eröffnet wurde, war ein vom Kunstverein Heinsberg bewusst gewählter Termin. Der Gedenktag für die Verstorbenen gibt noch einmal mehr Anlass, sich mit den Ereignissen aus 2016 zu befassen.

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