Kreis Heinsberg Jedes Jahr 9,5 Kilogramm Schokolade pro Kopf
Kreis Heinsberg · Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) legt Zahlen zur Ernährung im Kreis Heinsberg vor.
100 Sattelschlepper voll mit Schokolade: So groß ist der Hunger auf Süßes im Kreis Heinsberg pro Jahr. Von der Tafel über die Praline bis zum Riegel: 2410 Tonnen Schokolade aßen die Menschen hier zuletzt rein statistisch - gut 9,5 Kilo pro Kopf.
Beim Käse waren es 6190 Tonnen - 24,5 Kilo pro Einwohner. Und beim Bier wurden 263.000 Hektoliter im Jahr getrunken (104 Liter pro Kopf). Schokolade, Käse, Bier - nur drei Beispiele, die zeigen, welche Bedeutung Lebensmittelindustrie und -handwerk haben, sagt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Rund 2160 Arbeitsplätze hängen im Kreis Heinsberg laut Arbeitsagentur an der Herstellung und Verarbeitung von Lebensmitteln. "Die Branche ist aber nicht nur regional ein Schwergewicht. Nimmt man den Umsatz, ist sie der drittgrößte Industriezweig in Deutschland - ein Großteil der Produktion geht in den Export - und schafft es damit auf die internationalen Teller", sagt Peter Mogga von der NGG Aachen. So seien Hersteller aus der Region auch regelmäßig auf der Grünen Woche - der weltgrößten Agrar- und Verbrauchermesse - in Berlin präsent.
Neue Food-Trends wie gluten- oder laktosefreies Essen seien eine Herausforderung auch für die heimische Ernährungswirtschaft, so Mogga. Die sei gut aufgestellt und belege bei Produktions- und Hygienestandards weltweit einen Spitzenplatz. "Kaum irgendwo ist die Lebensmittelsicherheit höher als bei uns", sagt der Geschäftsführer der NGG Aachen.
Eine Voraussetzung für gutes Essen und Trinken sei jedoch, dass dieses fair produziert werde - angefangen vom Anbau der Zutaten bis hin zu den Arbeitsbedingungen in der Verarbeitung. Dazu hat die NGG eine lebensmittelpolitische Initiative gestartet. Peter Mogga: "Gute Ernährung und gute Arbeit gehören zusammen. Hygiene unter Zeitdruck - das kann zum Beispiel nicht gut gehen." Dies bedeute auch, dass Unternehmen Tarifverträge einhielten und sich an der Berufsausbildung beteiligten.
Mit Sorge sieht die NGG den Trend zur Verramschung: "Bei Getränken, Fleisch und Süßwaren erleben wir Rabatt-Schlachten in den Supermärkten. Damit werden Lebensmittel oft weit unter Wert verkauft", kritisiert Mogga. Weniger als 70 Cent für eine Tafel Marken-Schokolade sei in einer fairen und umweltgerechten Produktion nicht machbar. Solche Preise erhöhten den Druck auf die Beschäftigten und ihre Arbeitsbedingungen.
