Kreis Heinsberg Interaktiv den Körper erfahren

Kreis Heinsberg · Essstörungen sind noch ein Tabu-Thema in der Gesellschaft. Die interaktive Ausstellung "Klang meines Körpers" macht Jugendliche auf die Hintergründe aufmerksam. Die Schau kann gebucht werden.

 Bei der Eröffnung der interaktiven Ausstellung "Klang meines Körpers" im Heinsberger Kreishaus: (v.l.) Dezernentin Liesel Machat sowie Beyda Üner und Ilona van Halbeek vom Kreis-Gesundheitsamt.

Bei der Eröffnung der interaktiven Ausstellung "Klang meines Körpers" im Heinsberger Kreishaus: (v.l.) Dezernentin Liesel Machat sowie Beyda Üner und Ilona van Halbeek vom Kreis-Gesundheitsamt.

Foto: Renate Resch-Rüffer

Ohne große öffentliche Aufmerksamkeit, gleichwohl effektiv, arbeitet schon seit zwölf Jahren der Arbeitskreis "Ess-Störung" im Kreis Heinsberg. Unter Federführung des Kreis-Gesundheitsamtes vereint die Gruppe, die auf eine Initiative der Gleichstellungsbeauftragten zurückgeht, heute fast alle Einrichtungen und Praxen im Kreis Heinsberg, die häufig mit den Themen Ess-Störungen und Ernährungsprobleme zu tun haben.

Vor allem sind es Einrichtungen der Jugendpflege, aber auch etwa Suchtberatungsstellen und medizinische Einrichtungen. Seit kurzem leitet Oecotrophologin Beyda Üner, Ernährungsberaterin im Kreisgesundheitsamt, das Gremium.

Gerade neu aufgelegt und aktualisiert ist das Faltblatt mit Adressen zum Thema, betonten jetzt Dezernentin Liesel Machat und Ilona van Halbeek, Leiterin der Suchtberatung beim Gesundheitsamt, anlässlich der Eröffnung einer besonderen Ausstellung im Kreishaus. Die ist eigentlich keine traditionelle Schau, obwohl es einige Stellwände mit Informationen zu Ess-Störungen zu sehen gibt. Wichtiger sind die darunter stehenden "Schatzkästen" mit Materialien, die von Ess-Störungen betroffene junge Leute zusammengetragen haben, um Gleichaltrige zu Aktionen, Diskussionen und zum Nachdenken über ihre Wünsche wie auch ihre Ängste einzuladen. "Klang meines Körpers — Hunger nach Leben" lautet der Titel der interaktiven Ausstellungen, die auch Hörstationen anbietet.

Der Titel verweise darauf, dass es bei Ess-Störungen eben meist nicht um vordergründigen Schlankheitswahn gehe, sondern um eine oft schwere Erkrankung mit weit tieferliegenden Problemen. Die hängen oft mit eigenen und fremden Leistungsansprüchen zusammen und sind auch ein gesellschaftliches Thema. Dies erläuterte die Initiatorin der Wanderausstellung, Stephanie Lahhusen, die als Therapeutin 2006 das Projekt mit betroffenen Jugendlichen entwickelte.

Die interaktive Schau wird noch bis Freitag im Kreishaus zu sehen sein, um sie zunächst vor allem den sogenannten Multiplikatoren vorzustellen: Beratungslehrern, Schulsozialarbeitern oder Mitarbeitern von Jugendämtern und offenen Jugendeinrichtungen. Anschließend hofft der Kreis, dass etwa Schulen oder Jugendzentren "Klang meines Körpers" in ihre Einrichtungen einladen, um mit jungen Leuten das Tabu Ess-Störungen und seine Hintergründe zum Thema zu machen.

Dass solche Angebote angenommen werden, beweist Beyda Üners Terminkalender. Die Ernährungsexpertin beim Kreis ist fast täglich in Schulen zu finden. Vom Kindergarten bis hin zur Erwachsenenbildung reicht ihr Klientenkreis. Üner klärt auf, berät und kocht mit jüngeren wie älteren Menschen, die sich gesund ernähren wollen.

(RP)
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