Ältere Menschen im Erkelenzer Land benachteiligt Zu wenig Wohnraum für Senioren

Erkelenzer Land · Das Pestel-Institut will im Erkelenzer Land ein Defizit von 6600 Wohnungen ausgemacht haben. Der Mangel an Wohnungen für Ältere soll in den nächsten Jahren noch wachsen.

 Noch immer sind viele Wohnungen nicht barrierefrei.   Foto: Mascha Brichta/dpa-tmn

Noch immer sind viele Wohnungen nicht barrierefrei. Foto: Mascha Brichta/dpa-tmn

Foto: dpa-tmn/Mascha Brichta

(RP) Das Pestel-Institut mit Sitz in Hannover beklagt jetzt, dass im Kreis Heinsberg rund 6600 Seniorenwohnungen fehlen. „Aktuell ist für den Kreis Heinsberg von rund 8100 Haushalten auszugehen, in denen Senioren leben, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind“, berichtet der Leiter des Pestel-Instituts, Matthias Günter. Da nur rund 1500 von ihnen heute schon in einer Seniorenwohnung leben, lasse sich der Bedarf mit 6600 daher konkret benennen.

Dabei werde der Mangel an Wohnungen für Ältere in den kommenden Jahren steigen: Wer in den 60er Jahren – im Babyboom-Jahrzehnt – geboren wurde, kommt demnächst ins Rentenalter. Der Jahrgang 1965 wird 2035 das 70. Lebensjahr erreichen. Dann wird es im Kreis Heinsberg nach Berechnungen des Pestel-Instituts bereits 11.200 Haushalte geben, in denen Ältere mit eingeschränkter Mobilität leben – ein Plus von 38 Prozent. Auch deshalb dränge er, so Günther, als Vorstand des Gütesiegels „Mein Fair-Mieter“ darauf, im Zuge von Sanierungen möglichst immer auch einen Teil der Wohnungen seniorengerecht umzubauen.

„Mein Fair-Mieter“ ist ein Label, das nur Vermieter bekommen, die strikte Kriterien einhalten. Allen voran eine – auch im Alter für viele Menschen noch – bezahlbare Miete: „Für den Kreis Heinsberg bedeutet dies konkret, dass die durchschnittliche Nettokaltmiete fairer Vermieter in Wegberg sieben Euro und in Gangelt, Selfkant und Waldfeucht sechs Euro pro Quadratmeter im Monat betragen darf. In allen übrigen Kommunen liegt die Obergrenze bei 6,50 Euro.“ Wer als Vermieter darüber liege, habe keine Chance, das „Fair-Mieter“-Siegel zu bekommen.

Das Pestel-Institut ist nach eigenen Angaben Forschungsinstitut und Dienstleister für Kommunen, Unternehmen und Verbände. Es unterstütze anhand von Recherchen, Analysen, Befragungen und Modellrechnungen seine Auftraggeber wie Regionen, Städte und Gemeinden, Ministerien, Banken und Sparkassen, Energieversorgungsunternehmen und weitere Unternehmen der Kommunalwirtschaft, der Privatwirtschaft sowie verschiedenster Verbände. Um eine bessere Orientierung bei Wohnungsangeboten zu bekommen, gebe es jetzt ein Mieter-Gütesiegel: „Meinfairmieter“ prüfe als Wohnungsmarkt-Label insbesondere die soziale Verantwortung von Vermietern.

Das Siegel sei ein „Sozial-Kompass für den Wohnungsmarkt“ und für weite Teile der Bevölkerung relevant. Denn fast ein Viertel der Beschäftigten arbeite nach Angaben des Pestel-Instituts bundesweit im Niedriglohnsektor: vom Mindestlohnbezieher über Alleinerziehende bis hin zu Rentnern, die ihre kleine Rente mit einem Minijob aufbesserten. „Der Staat agiert inzwischen mangels eigener Wohnungen als Mietentreiber, weil er Mieten akzeptieren muss, bei denen viele Vermieter offensichtlich die Schmerzgrenze ausreizen“, sagt Matthias Günther.

(RP)
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