Kreis Heinsberg Höfetour - für Landwirtschaft begeistern

Kreis Heinsberg · Die rheinischen Bauern öffnen ihre Hoftore. Bernhard Conzen, Präsident des Rheinischen Landwirtschaftsverbandes, geht mit den Landwirten in die Offensive. Man will die entstandene Distanz zu den Verbrauchern überwinden.

 Die Kühe auf dem Hof von Gerrit Meuwissen im Selfkant fühlen sich in ihrem modernen Stall wohl.

Die Kühe auf dem Hof von Gerrit Meuwissen im Selfkant fühlen sich in ihrem modernen Stall wohl.

Foto: Jörg Knappe

"In den 1960er Jahren bekam ein deutscher Landwirt sechs Personen satt. Heute kommt er auf etwa 146." Bernhard Conzen, der Vorsitzende der Kreisbauernschaft Heinsberg und Präsident des Rheinischen Landwirtschaftsverbandes (RLV), blickt besorgt in die Zukunft der Landwirtschaft. "Die Agrarwirtschaft befindet sich in einer extremen Krise, wir bewegen uns weiter nach unten. Viele Betriebe geben auf, weil sie erkennen müssen, dass nur Umsatz machen nicht ausreicht - man muss von der Arbeit in der Landwirtschaft auch Leben können." Die Erkenntnis ist nicht neu. Die Landwirte gehen nun in die Offensive - mit einer neuen Kampagne werben sie gemeinsam für die Höfetouren.

Das Ziel: Die Landwirte wollen die Distanz zu den Verbrauchern überwinden und in einen guten Dialog kommen. Conzen: "Die Verbraucher erhalten die Möglichkeit, die Höfe zu besichtigen und die rheinische Kulturlandschaft zu genießen. Egal ob Milchwirtschaft, Acker- oder Gartenbau - die Menschen können sehen, was wir in der Landwirtschaft so alles machen."

Am 16. Mai starten die Höfetouren in Nümbrecht. Der Kreis Heinsberg ist am 12. Juni an der Reihe, zentrale Region wird die Gemeinde Selfkant sein. Von 11 bis 17 Uhr laden fünf Höfe ein. Startpunkt ist der Milchviehbetrieb der Familie Meuwissen in Stein. Bernhard Conzen nennt den Hof einen Vorzeigebetrieb. Gerrit Meuwissen bewirtschaftet den Hof bereits in vierter Generation, seine Söhne arbeiten schon mit und läuten die fünfte Generation ein. 260 Kühe sind auf dem Hof. Ihr Stall ist nach modernsten Standards ausgestattet. Auf die Weide führt Meuwissen die Tiere nicht. Und das hat einen guten Grund. "Die langsamsten Tiere werden immer am Ende laufen. Zuvor haben viele andere Tiere bereits das Gras, das sie fressen wollen, zertreten. Möchten Sie, dass man in Ihre Mahlzeit, die auf dem Teller liegt, tritt?", stellt er bewusst provokant die Frage. Statt dessen hat Meuwissen einen modernen Stall errichtet, der unter anderem Strohbetten für die Tiere enthält, sogar eine Massageanlage sorgt für das Wohlbefinden der Tiere. Ausreichend Platz ist ebenso vorhanden. Am 12. Juni wird sich der Verbraucher nicht nur dort ein transparentes Bild von heutiger Landwirtschaft machen können. Die Besucher bekommen ebenfalls einen Einblick in die Qualität der Produkte und Sicherheit der Lebensmittel.

Bernhard Conzen: "Wir wollen die Menschen wieder für Landwirtschaft begeistern und ihre Aufmerksamkeit erregen." Die Landwirte und ihre Familie sorgen am 12. Juni jedenfalls für viele interessante Aktionen und kulinarische Leckerbissen. Geplant ist zwar eine Radtour, doch Interessenten können die Tour auch mit Auto befahren. Die Kampagne wird mit Plakaten beworben.

(RP)
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