Wegberg Hilfe holen, trösten, stärken

Wegberg · Auch Kinder können bei Unfällen helfen. Einmal richtig informiert, wissen die kleinen Ersthelfer ganz genau, was im Notfall zu tun ist, sagt Ruth Dippel vom DRK. Sie bildet Kinder in Erste Hilfe aus.

 Ruth Dippel vom DRK erklärte den Kleinen des Arsbecker Familienzentrums, was sie machen sollen, wenn ein Kind verletzt am Boden liegt.

Ruth Dippel vom DRK erklärte den Kleinen des Arsbecker Familienzentrums, was sie machen sollen, wenn ein Kind verletzt am Boden liegt.

Foto: RPO

So sieht also eine Ersthelferin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) oder vom Rettungsdienst aus: In leuchtend roter Hose und Weste, verziert mit breiten Reflektorenstreifen, steht Ruth Dippel vor 13 staunenden Vorschulkindern, die von ihr lernen, dass diese Kleidung wie eine Polizeiuniform einheitlich in ganz Deutschland getragen wird. Im Falle eines Notrufes nach einem Unfall seien diese Helfer die ersten Ansprechpartner.

Vorschulkinder als Ersthelfer

Dass Kleinkinder vielerlei dazu beitragen können, dass Verletzte richtig versorgt werden, sollten alle 35 Vorschulkinder des Familienzentrums Sonnenschein beim rund 90-minütigen Grundkurs "Vorschulkinder als Ersthelfer" des DRK lernen. Am ersten von zwei Ausbildungstagen nahmen die zehn Jungen und drei Mädchen mit den Erzieherinnen Simone Lingen und Steffi Nobis in der Turnhalle teil. Und sie bekamen trotz des ernsten Themas jede Menge Spaß.

Auf den ersten Blick schlimm erwischt hat es Jana. Sie liegt vor Schmerzen "weinend" am Boden, umringt von ihren Freunden Luka und Mika. Das Mädchen ist hingefallen und seine Mama nicht in der Nähe — also was tun? Nach ein paar Tipps von Ruth Dippel wissen die Jungs Bescheid. Einer geht los, um den Notruf "112" zu tätigen, der andere hält die Hand der "Verletzten" und tröstet. "So ist es richtig", sagt die Ersthelferin, "es ist für den Betroffenen wichtig, mit seinen Schmerzen nicht allein zu bleiben."

Falls es lediglich einen Unterstützer gäbe, müsse der Verletzte besonders tapfer warten. Anhand von Fallbeispielen verinnerlichen die meist Sechsjährigen, was zu tun ist. So soll auch Felix seinem Vater, der "sich am Rasenmäher verletzt hat", helfen, indem er mit Ruth Dippel "telefoniert": Name, Straße, Hausnummer, Etage, Ort und Art des Unfalls nennt er auf Anfrage. Und die Ersthelferin betont die Tugenden der Kleinen: "Die Kinder machen nach dem Kurs diese Angaben besser als Erwachsene", lobt sie.

Ängste abbauen

Damit sie verletzte junge Patienten vor Ort behandeln könne, müssten diese auch die Instrumente im großen silbernen Hilfekoffer kennen lernen und auch ausprobieren, fährt sie fort. Mit einem schmalen Licht erprobt Ruth Dippel den Pupillenreflex bei allen, lässt jedes Kind mit Stethoskop seinen eigenen Herzschlag hören, zeigt Atemmasken, Schläuche, Zangen und Spritzen. Alles in spielerischer Weise und mit dem klaren Hintergrund, mit diesen Mitteln bei Stürzen, Verschlucken und Atemnot gezielt helfen zu können.

Bei der Frage, wovor die Kinder jetzt noch Angst hätten, fällt Janosch nur noch die Spritze ein. Und auch da kann die ausgebildete Sanitäterin erfolgreich beruhigen, da alle mehrfach geimpft und damit bereits gepiekst wurden. Verbunden mit leichten Mullverbinden an Händen, Armen oder Kopf sowie Pflaster und Kolben zum Aufziehen von Wasser in den Händen tragend, gehen die Vorschulkinder voll ausgestattet zurück in ihre Gruppen.

Mit dem eindringlichen Tipp der Helferin im Ohr, beim Fahrradfahren immer einen Helm zu tragen — da bei stürzenden Kindern der verhältnismäßig schwere Kopf immer zuerst auf dem Boden aufkommt.

(RP)
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