Kritik von SPD und Grünen Kreistag gegen Fairtrade-Zertifizierung

Heinsberg · CDU und FDP lehnen Zertifizierung als "Fairtrade-Kreis Heinsberg" ab und wollen örtliche Hilfsorganisationen stärken.

 Der Heinsberger Kreistag hat sich mit den Stimmen von CDU und FDP gegen eine Zertifizierung als Fairtrade-Kreis ausgesprochen.

Der Heinsberger Kreistag hat sich mit den Stimmen von CDU und FDP gegen eine Zertifizierung als Fairtrade-Kreis ausgesprochen.

Foto: TransFair e.V.

Der Kreistag hat sich mit der Stimmenmehrheit von CDU und FDP gegen die Zertifizierung des Kreises Heinsberg als "Fairtrade-Kreis Heinsberg" und für die Unterstützung lokaler Hilfsorganisationen wie sie im Verein "HS — ein Kreis hilft" organisiert sind, ausgesprochen. Jutta Schwinkendorf (Bündnis 90/Die Grünen) warf Union und Liberalen vor, mit ihrer Entscheidung zahlreichen Akteuren aus der Zivilgesellschaft vor den Kopf zu stoßen. "In ersten Reaktionen haben sich engagierte Menschen aus den Kirchen, Eine-Welt-Läden und Pax Christi ebenso fassungslos wie wir über Ihre Kehrtwende gezeigt", sagte sie an die Adresse der CDU. Unions-Fraktionschef Norbert Reyans wies den Vorwurf der Kehrtwende zurück und stellte klar, dass seine Fraktion die Arbeit dieser Organisationen sehr zu schätzen wisse und nach wie vor vorbehaltlos unterstütze.

Der Plan, als Kreis Heinsberg eine Fairtrade-Zertifizierung anzustreben, wie er in der Beschlussvorlage der Kreisverwaltung vorgelegt worden war, wurde nicht nur von SPD, Grünen und Linken unterstützt, sondern auch von Initiatoren von Eine-Welt-Initiativen sowie Vertretern der evangelischen und katholischen Kirche im Kreis Heinsberg. So hatten Superintendent Jens Sannig, der Heinsberger Propst Markus Bruns und andere kurz vor der Kreistagssitzung eine entsprechende Stellungnahme verfasst. In dem Text appellieren die Unterzeichner dafür, das Zertifikat anzustreben.

Norbert Reyans (CDU) und Stefan Lenzen (FDP) erklärten vor der Abstimmung im Kreishaus, warum sie gegen die Zertifizierung und für ihren gemeinsam vorgelegten Änderungsantrag stimmten. "CDU und FDP teilen die Ansicht, dass Fairer Handel ein wesentlicher Baustein der Entwicklungszusammenarbeit ist", sagte Norbert Reyans, "ich habe da selber 15 Jahre lang mitgemacht und weiß diese Arbeit zu schätzen." Doch sei der erhebliche bürokratische Aufwand, der mit der Zertifizierung als Fairtrade-Kreis verbunden ist, nicht die Aufgabe der Kreisverwaltung. Reyans und Lenzen verwiesen auf die Plattform "HS — ein Kreis hilft", die man statt dessen weiterhin unterstützen wolle. Die Kreisverwaltung solle außerdem wie bisher ausschließlich Fairtrade-Kaffee ausschenken sowie ein weiteres Produkt wie Fairtrade-Tee, Zucker oder Kakao aus fairem Handel verwenden.

Jutta Schwinkendorf hatte CDU und FDP vorgeworfen, dass "sie sich aus landespolitischem Kalkül auf diesen Schlechten Pfad begeben". Der Antrag von CDU und FDP ignoriere den Kerngedanken des Fairen Handels völlig. "Der ist es nämlich, der Produzenten in der Dritten Welt durch die Garantie der Abnahme zu Mindestpreisen ein ansatzweise auskömmliches Einkommen ermöglicht. Das können im Kreis Heinsberg aktive Hilfsorganisationen gar nicht leisten, die lindern mit ihren Projekten die allergrößte Not vor Ort — das machen sie gut und richtig — aber wer sich auch nur ein wenig näher damit befasst, merkt schnell, dass langfristig nur strukturelle Veränderungen, wie sie das Prinzip des Fairen Handels anstrebt, wirklich helfen." Grüne und SPD forderten eine klare Information und Deklaration darüber, zu welchen Bedingungen Produkte hergestellt und vermarktet werden. "In der Praxis kann dies nur über die Zertifizierung von Produkten und die Verwendung von geschützten Siegeln geschehen", sagte Schwinkendorf. Es gehe darum den Verbrauchern eine Wahl zu eröffnen und damit Absatzchancen für bestimmte Produkte zu erhöhen.

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