Kreis Heinsberg Graaff verabschiedet sich - Katholiken ohne Regionaldekan

Kreis Heinsberg · Fünf Jahre wirkte Gottfried Maria Graaff als Regionaldekan. Die leitenden Pastöre Rombach, Wieners, Huu Duc Tran sowie Diakon Kappertz verabschieden ihn mit einer persönlichen Bilanz.

Vor fünf Jahren, unmittelbar nach seinem Amtsantritt als Regionaldekan der Region Heinsberg, hatte Gottfried Maria Graaff erklärt, kein Programm für seine Amtszeit vorlegen zu wollen. "Pflöcke einzuschlagen, ist das Schlimmste, was man machen kann", sagte er damals im Gespräch mit der Rheinischen Post. Daran habe er sich in den fünf Jahren auch gehalten, merkt er dazu heute an. "Stattdessen habe ich auf den Zusammenhalt des pastoralen Teams in der Region sowie auf das Füreinander-Dasein Wert gelegt." Dazu habe ihm die lokale Kirchenentwicklung sehr am Herzen gelegen.

Mit der morgigen Verabschiedung endet seine Dekanszeit - einen Nachfolger gibt es nicht. Womit die Region Heinsberg nach Aachen-Land, Aachen-Stadt und Krefeld bereits die vierte der acht Regionen im Bistum Aachen ist, auf die das zutrifft.

In den vergangenen fünf Jahren eng mit Graaff zusammengearbeitet haben die leitenden Pfarrer der Region Heinsberg - also auch die des Erkelenzer Lands. "Sein Hauptanliegen waren die kleinen christlichen Gemeinschaften, die aus dem Wort Gottes leben und dadurch Kirche von innen her aufbauen und fördern. Und seine Hauptstärke war wohl, dass er unsere Landregion gegen die oft sehr dominanten Stadtregionen verteidigt hat. Er hat das Land stark gemacht im Bistum", lobt Thomas Wieners, Pfarrer von St. Marien Wassenberg.

Ähnlich sieht's Franz Xaver Huu Duc Tran, Pastor von St. Martin Wegberg: "Mit strategischem Gespür hat Friedel Graaff in Gesprächen mit der Bistumsleitung die Belange unserer Region energisch vertreten. Angesichts der Erosion kirchlicher Bindungskraft und der Verdunstung tradierter Glaubensinhalte galt seine Aufmerksamkeit ganz besonders der lokalen Kirchenentwicklung." Dazu habe Graaff die Bemühungen seines Vorgängers Winfried Müller, die Zusammenarbeit der leitenden Pfarrer zu stärken, konsequent fortgesetzt. "Unsere GdG-Leiterkonferenz zeichnet sich mittlerweile durch eine offene und wohlwollende Diskussionskultur aus", stellt Tran fest. Etwas anders beurteilt Letzteres Werner Rombach, Pfarrer von Christkönig Erkelenz: "Friedel Graaff war verlässlich, hat viele Dinge zur Sprache gebracht. Ich hätte mir aber gewünscht, dass er so manche Sitzung im Regionalen Pastoralrat und mit den Priestern kürzer abgehandelt hätte. Die zogen sich teilweise ganz schön in die Länge. Und ich habe häufiger ein wenig die Nachhaltigkeit der Dinge vermisst, die da besprochen und entschieden wurden."

Sehr intensiv mit Graaff zusammengearbeitet hat Manfred Kappertz, Diakon in der Gemeinschaft der Gemeinden Hückelhoven - speziell in der Zeit, als Graaff dort Pfarradministrator war (ein leitender Pfarrer ist in Hückelhoven übrigens weiterhin nicht in Sicht). "Friedel Graaff verfügt über eine hohe Kommunikationsfähigkeit, scheut dabei keine Konflikte und vertritt seinen Standpunkt. In seiner Arbeitsmethodik ist er kreativ und strukturiert. Und als Pfarradministrator zeigte er unserem Pastoralteam ein hohes Maß an Führungs- und Leitungsverantwortung. Gleichzeitig zeichnete er sich durch Teamfähigkeit aus. Sein Denken und Tun war immer perspektivisch", sagt Kappertz, der Graaff bereits seit 1998 kennt: "Da war er als Kaplan in meiner Heimat-GdG Titz tätig."

Die tiefe Spiritualität Graaffs bleibt speziell Thomas Wieners in guter Erinnerung: "In den jährlichen Klausurtagungen tauschten wir uns über Bibeltexte aus und sprachen über die Zukunft der Kirche. Dies war sein spirituelles Hauptanliegen, dies war die große Vision und Hoffnung, die er uns zu vermitteln suchte. Und dieses Erbe gilt es weiterzutragen." Eine verlässliche Stütze sei für Graaff speziell Achim Hoeps gewesen, Mitarbeiter im Büro der Dekane: "Dieser hat seine Ideen, Tagesordnungen und Projekte zuverlässig und schnell umgesetzt. Ihm gilt besonderer Dank."

Gottfried Maria Graaffs stark angegriffene Gesundheit als Folge der zwischenzeitlichen Dreifachbelastung als Leitender Pfarrer, Pfarradministrator und Regionaldekan hat Rombach sehr nachdenklich gemacht: "Das zeigt doch eigentlich, dass kein Leitender Pfarrer zusätzlich derartige Ämter übernehmen kann, ohne Gefahr zu laufen, ernsthaft zu erkranken. Ich wünsche Friedel sehr, dass er nach dem Ablegen dieser Ämter und mit Gottes Hilfe für sich nun neue Perspektiven entwickelt und dann froh und hoffnungsvoll in einen neuen Lebensabschnitt gehen kann."

(emo)
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