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Diskussion mit Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann Offensiver um Landärzte werben

Heinsberg · Der Kreis-Gesundheitsausschuss bestätigte kürzlich: Auch im Kreis Heinsberg droht ein Landarztmangel. Mit NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann diskutierten CDU-Mitglieder und Interessierte über Lösungen.

 Minister Karl-Josef Laumann (3.v.l.), begrüßt von (v.l.) Thomas Schnelle, Justin Schippers, Daniela Ritzerfeld, Hanno Kehren und Heino Hamel.

Minister Karl-Josef Laumann (3.v.l.), begrüßt von (v.l.) Thomas Schnelle, Justin Schippers, Daniela Ritzerfeld, Hanno Kehren und Heino Hamel.

Foto: Ruth Klapproth

Werden Patienten auf Dörfern künftig auf Service-Busse angewiesen sein, in denen speziell fortgebildete medizinische Fachangestellte die hausärztliche Routinebetreuung übernehmen müssen, weil sich zu wenige Ärzte für eine Niederlassung auf dem Land entscheiden? Solche Ideen sind für Minister Karl-Josef Laumann nur Notlösungen im Extremfall. „Ich will mich nicht damit abfinden, dass die Ärzteversorgung auf dem Land zwangsläufig schlechter ist als in den Großstädten“, sagte der NRW-Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales. Laumann war Gast bei einer Diskussion über „Landärztemangel – Lösungen und Wege“, zu der der Kreisverband der Jungen Union (JU) gemeinsam mit der Christlich demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) ins Heinrich-Köppler-Haus, Sitz der Kreis-CDU, nach Heinsberg eingeladen hatten.

Die oben genannten Notlösungen waren auch im jüngsten Kreisausschuss für Gesundheit und Soziales bereits Thema, in dem es, wie berichtet, um die Situation der niedergelassenen Ärzte im Kreis Heisnberg ging. Sie standen auch bei der Diskussion mit Laumann im Mittelpunkt. Zuvor hatte der Minister die aktuelle, sich seit längerem abzeichnende Versorgungsproblematik vor allem in ländlichen Regionen noch einmal umrissen und den Maßnahmenkatalog der Landes dargestellt, um das Ungleichgewicht zwischen Stadt und Land zu vermindern. Er untermauerte den „eklatanten Hausärztemangel“ in NRW mit Zahlen: Von den jährlich 2000 ausgebildeten Ärzten in NRW sind 200 Allgemeinmediziner, die rund 450 Hausärzten gegenüber stünden, die jährlich in Rente gehen. Und aufgrund des bekannt hohen Altersdurchschnitts der Allgemeinmediziner vor allem auf dem Land werde sich das Problem noch verstärken.

Aber Laumann erläuterte auch den ansehnlichen Katalog der Gegenmaßnahmen, von 1300 neu geschaffenen Studienplätzen, Niederlassungs- und Investionszuschüssen, Quereinsteigerförderung bis hin zum neuen Landarztgesetz, das Medizinstudenten (unter Aufweichung des Numerus Clausus) Studienplätze bietet, mit der Auflage, nach der Ausbildung für zehn Jahre in unterversorgten Regionen zu arbeiten. Die Auswahl träfen Jurys unter Mitwirkung erfahrener Landärzte. Laumann räumte gleichwohl ein, dass diese Maßnahme Zeit brauche, um zu wirken.

Der Kreis Heinsberg, so sagte er, stehe derzeit noch vergleichsweise ordentlich da, „aber wenn man das Alter der Ärzte hier sieht, kann man nervös werden“. Der im jüngsten Fachausschuss vorlegte Zahlenspiegel nannte als Durchschnittsalter der niedergelassenen Ärzte in den Kreis-Kommunen zwischen 52 und 59 Jahren. Ideen sind gefragt. Da könnten sich Kreis und Kommunen durchaus einbringen, warb Laumann, etwa indem sie Praxisräume zur Verfügung stellten. Hückelhovens Bürgermeister Bernd Jansen, der für seine Stadt zwar keinen Hausarzt-, aber einen Facharztmangel beschrieb, berichtete, gezielt auf angehende Ärzte, die am städtischen Gymnasium ihr Abitur gemacht haben, zuzugehen, um sie zurück nach Hückelhoven zu locken. Heiner Buschmann, Allgemeinmediziner in Übach-Palenberg, der Kreiskommune mit dem niedrigsten Versorgungsgrad und dem höchsten Altersdurchschnitt der Ärzte, setzt sich dort für ein Hausärztliches Versorgungszentrum ein, in dem sowohl ältere, als auch junge Ärzte verbunden sind und sich mit flexiblen Zeitkontingenten einbringen können. Eine Idee mit Zukunft. Denn in der Diskussion ging es auch um geänderte Lebensbilder und Wünsche von jungen Ärzten, auf die man bei der Werbung um Niederlassung auf dem Land eingehen müsse, sowie den hohen Anteil von Frauen (aber auch immer mehr Männern), die Teilzeit arbeiten möchten. Praxisgemeinschaften böten ihnen flexible Möglichkeiten.

Ein junger Arzt bestätigte die Vorbehalte vieler Medizinstudenten gegen eine berufliche Zukunft auf dem vermeintlich uncoolen „platten Land“. Er sah jedoch mit Minister Laumann eine Trendwende kommen, angesichts der immer kostspieliger werdenden Lebens- und Wohnverhältnisse in den Großstädten. Laumann stimmte der Kreis-Sozialdezernentin Daniela Ritzerfeld zu in der Einschätzung, dass der Kreis Heinsberg mit seiner Nähe zu Ballungszentren, vor allem Aachen mit „seiner starken Uni“, sein Licht nicht unter den Scheffel stellen brauche und gemeinsam mit der Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft offensiv und selbstbewusst für den Standort Kreis Heinsberg als Niederlassungsbereich für junge Ärzte werben solle.

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