Kreis Heinsberg Gesundheitsamt warnt vor Einnahme von Jodtabletten

Erkelenzer Land · Das Kreis-Gesundheitsamt rät von einer vorbeugenden Einnahme dringend ab. Geschieht dies ohne offiziellen Aufruf der Behören, bestehen Risiken für die eigene Gesundheit.

 Hochdosierte Jodtabletten sollten ohne offiziellen Aufruf der Behörden im Katastrophenfall auf gar keinen Fall eingenommen werden.

Hochdosierte Jodtabletten sollten ohne offiziellen Aufruf der Behörden im Katastrophenfall auf gar keinen Fall eingenommen werden.

Foto: dpa/Jan Woitas

Viele Menschen im Kreis Heinsberg haben sich in der Vergangenheit mit Jodtabletten eingedeckt, um für eine mögliche Nuklearkatastrophe vorzusorgen. Heidrun Schößler, Leiterin des Heinsberger Gesundheitsamtes, warnt vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs und der damit befürchteten atomaren Bedrohung nun ausdrücklich davor, Jodtabletten ohne offiziellen Aufruf einzunehmen. Die Einnahme sei nicht nur sinnlos, sondern auch gesundheitsgefährdend.

Die Katastrophenschutzbehörden versorgen die Bevölkerung mit Jodtabletten, wenn ihr Einsatz sinnvoll erscheint. Die hochdosierte Jodeinnahme schützt ausschließlich vor der Aufnahme von radioaktivem Jod in die Schilddrüse, nicht aber vor der Wirkung anderer radioaktiver Stoffe oder auf andere Organe. Heidrun Schößler weist darauf hin, dass man Jodtabletten ohne offiziellen Aufruf auf gar keinen Fall einnehmen sollte: „Eine selbstständige Einnahme von hochdosierten Jodtabletten birgt erhebliche gesundheitliche Risiken, hat aktuell aber keinen Nutzen.“ Im Ernstfall sei die Jodeinnahme auch nicht grundsätzlich für alle zu empfehlen, sondern nur für Menschen bis 45 Jahre ohne bekannte Schilddrüsenerkrankungen. Zu den möglichen Nebenwirkungen zählen unter anderem Hautausschlag, Jucken und Brennen der Augen, Reizhusten, Durchfall, Kopfschmerzen und Fieber.

Eine Bevorratung mit Kaliumjodid 65 mg-Tabletten ist in der Nähe von Kernkraftwerken grundsätzlich sinnvoll, damit die betroffenen Bürger im Falle eines Reaktorunfalls auf Anweisung der zuständigen Behörden diese einnehmen und schnell einen gewissen Selbstschutz vor Strahlenfolgen an der Schilddrüse vornehmen können. Vor diesem Hintergrund fand im Zuge der Sicherheitsdiskussion um das rund 80 Kilometer Luftlinie vom Kreis Heinsberg entfernte belgische Kernkraftwerk Tihange 2019 eine flächendeckende Verteilaktion im gesamten Kreisgebiet statt. Zusätzlich gibt es ausreichende Lagervorräte an Kaliumjodid 65 mg-Tabletten, die im Notfall von den Katastrophenschutzbehörden verteilt werden können.

Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) sieht durch eine potenzielle Freisetzung von Radioaktivität in ukrainischen Kernkraftwerken keine direkte Bedrohung für die deutsche Bevölkerung, da sich nur in etwa 17 Prozent der Fälle die Luftmassen Richtung Deutschland bewegten und sich in erster Linie Folgen für landwirtschaftliche Erzeugnisse ergäben. Im Ernstfall wäre es elementar wichtig, dass die Tabletten zur Jodblockade zum richtigen Zeitpunkt eingenommen werden, da eine zu frühe oder zu späte Einnahme keinen Schutz bietet und sogar schaden könnte.

Weitere Informationen: https://www.jodblockade.de.

(RP)
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