Kreis Heinsberg Gemeinsam für Familienfreundlichkeit

Kreis Heinsberg · Acht Kooperationspartner machen sich im Kreis Heinsberg stark für mehr Familienfreundlichkeit in der Berufswelt. Sie unterzeichneten eine Vereinbarung für die Einführung des Bertelsmann-Qualitätssiegels für Arbeitgeber.

 Vertreter von Kreisverwaltung, Wirtschaftsförderung, Industrie, Handwerk, DGB, Arbeitsagentur, Region Aachen und der Bertelsmann Stiftung werben gemeinsam für das Siegel "Familienfreundlicher Arbeitgeber".

Vertreter von Kreisverwaltung, Wirtschaftsförderung, Industrie, Handwerk, DGB, Arbeitsagentur, Region Aachen und der Bertelsmann Stiftung werben gemeinsam für das Siegel "Familienfreundlicher Arbeitgeber".

Foto: Jürgen Laaser

Kaum treten konnte man im kleinen Sitzungsaal der Heinsberger Kreishauses - so viele Beteiligte waren gekommen, um sich für mehr Familienfreundlichkeit in der Berufswelt des Kreises Heinsberg stark zu machen. Spitzenvertreter des Kreises, des Jobcenters, der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises, der Agentur für Arbeit Aachen-Düren, des DGB Süd-West, von IHK und Handwerkskammer sowie des Zweckverbandes Region Aachen saßen am großen runden Tisch, um kundzutun, warum sie sich gern an einer Kooperation zur Einführung des Siegels "Familienfreundlicher Arbeitgeber" beteiligen. Dieses Qualitätssiegel vergibt die Bertelsmann Stiftung nach entsprechender Prüfung und Bewertung von Betrieben.

Hintergrund zu dieser Initiative ist nicht nur der von allen Seiten auch bei dieser Veranstaltung wieder angesprochene drohende Fachkräftemangel. Eine Studie hatte dem Kreis Heinsberg vor knapp zwei Jahren auch bescheinigt, dass er bei der Beschäftigungsquote von Frauen weit unter dem Bundesdurchschnitt liegt. 52 Prozent der für die Studie befragten Frauen gaben an, dass sie gern arbeiten würden, aber unter anderem wegen fehlender Kinderbetreuungsmöglichkeiten zu Hause bleiben müssten. Pusch bekräftigte denn auch "die Zielsetzung, bei der Frauenbeschäftigung aufzuholen".

Der Landrat berichtete vom "Arbeitskreis "Frauenerwerbstätigkeit im Kreis Heinsberg", der sich schnell zu einem breiten Bündnis entwickelt habe, dessen gemeinsames Interesse die Einführung des Qualitätssiegels "Familienfreundlicher Arbeitgeber" gewesen sei. Jetzt gelte es, für dieses Anliegen Unternehmen aller Branchen, Institutionen, Behörden und Einrichtungen mit ins Boot zu holen. Erste Schritte seien bereits getan. "Und es wird uns gelingen, erste Unternehmen bereits im Frühjahr nach erfolgreich durchlaufenem Prüfverfahren mit dem Qualitätssiegel auszuzeichnen." Um welche drei "Kandidaten" es sich handele, solle allerdings noch nicht verraten werden, ergänzte Birgit Wintermann, Projekt Managerin der Bertelsmann Stiftung. Pusch ließ immerhin durchblicken, dass die Kreisverwaltung schließlich selbst mit gutem Beispiel vorangehen müsse - das ließ aufhorchen.

Wintermann lobte die Vielzahl der Bündnispartner für das Qualitätssiegel im Kreis Heinsberg. "Acht Partner ziehen hier an einem Strang - das ist einmalig", sagte sie. Und erläuterte, dass für das bundesweit anerkannte Siegel gerade auch kleinere Unternehmen und mittelständische Betriebe interessiert werden sollten - was gelungen sei. Immerhin hätten bislang 55 Prozent der zertifizierten Betriebe zwischen fünf und 50 Mitarbeitern gehabt.

Der Aufwand für das Qualitätssiegel sei überschaubar, erläuterte Stiftungsvertreterin Wintermann, und mit wenig Störung des Arbeitsbetriebes verbunden. Bestandteile der Prüfung sind eine anonymisierte Mitarbeiterbefragung zur Einschätzung der Familienfreundlichkeit des Unternehmens und zu Wünschen der Beschäftigten sowie ein 72 Punkte umfassender Arbeitgeberfragebogen. An einem etwa vierstündigen Ortstermin werden zudem mit Vertretern von Firmenleitung und Arbeitnehmern die Ergebnisse erläutert und auch konkrete Verbesserungsvorschläge erörtert. Dabei würden Größe und Branchengegebenheiten des jeweiligen Betriebs sehr wohl berücksichtigt, sagte die Stiftungsvertreterin.

WFG-Geschäftsführer Dr. Joachim Steiner und Ulrich Schirowski (Region Aachen) betonten die Werbewirksamkeit des Siegels "Familienfreundlichkeit" für die Firmen. Für das "Finden und Binden" guter Mitarbeiter(innen) - so die Kampagne der WFG - werde Familienfreundlichkeit ein immer wichtigeres Kriterium. Dies gelte auch für Tarifverhandlungen, unterstrich DGB-Vertreter Ralf Woelk.

(RP)
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