Erkelenz Flüchtlinge in Unternehmen aufnehmen

Erkelenz · Bert Wirtz, Präsident der Industrie- und Handelskammer Aachen, forderte bei der Jahresvollversammlung der IHK dazu auf, als Kaufleute "Verantwortung für die Gesellschaft" zu übernehmen und sich für Flüchtlinge einzusetzen.

 IHK-Präsident Bert Wirtz sprach gestern vor rund 400 Gästen im Krönungssaal des Aachener Rathauses über die "positive Wirtschaftslage" im Kammerbezirk.

IHK-Präsident Bert Wirtz sprach gestern vor rund 400 Gästen im Krönungssaal des Aachener Rathauses über die "positive Wirtschaftslage" im Kammerbezirk.

Foto: Andreas Herrmann/IHK

Unternehmen und Kommunen - diese zwei Adressaten hat Bert Wirtz, der Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Aachen, bei deren Jahresvollversammlung besonders in den Blick genommen. Dass der oberste Repräsentant der Wirtschaft die Firmeninhaber in seiner Jahresrede auf gute Entwicklungen sowie wünschenswerte Entwicklungen anspricht, ist seine Aufgabe. Dass er die Anliegen und Probleme der Gemeinden, Städte und Kreise thematisiert, ist, in der Breite wie gestern, nicht die Regel.

Die Bürgermeister von Hückelhoven und Erkelenz, Bernd Jansen und Peter Jansen, nahmen das mit Freude zur Kenntnis. "Flüchtlinge, Energiewende, Finanzen, Breitbandausbau - Bert Wirtz hat die Themen gewählt, die uns Kommunen derzeit sehr stark beschäftigen", bestätigte Bernd Jansen. Dass der IHK-Präsident dazu aufforderte, weitere Sparpotenziale aufzudecken, um die Krise in deren Stadthaushalten zu beenden, nahm Jansen als Hinweis mit zurück nach Hückelhoven, wies aber gegenüber der RP darauf hin, "dass wir im Kreis Heinsberg in den Vorjahren schon sehr aktiv waren".

Was belastet die Wirtschaft? Dazu nannte Wirtz eine Reihe von Themen: Der Mindestlohn als bürokratische Herausforderung. Die drohende Reform der Erbschaftssteuer, durch die viele Familienunternehmen in Gefahr seien. Die Pkw-Maut, "auch wenn wir immerhin größere Schäden für den kleinen Grenzverkehr abwenden" konnten. Problematisch seien für die Zukunft der Betriebe auch die zum zweiten Mal in Folge rückläufigen Ausbildungszahlen. Firmen sollten früh ansetzen und ausreichend Praktikumsplätze anbieten, appellierte Wirtz, die IHK entwickle neue Wege, um junge Menschen für eine Ausbildung zu gewinnen, und das Gründen von Existenzen müsse von den IHK-Betrieben wieder mehr ins Gespräch gebracht werden. Ein zusätzliches Probleme sehe die IHK in der Energiewende. Wirtz forderte Transparenz, Versorgungs- und Planungssicherheit. In einem Punkt forderte er indes Peter Jansen, den Erkelenzer Bürgermeister, zur Diskussion heraus, wie der nach Wirtz' Rede ankündigte. Der IHK-Präsident hatte erklärt: "Mit Blick auf die Leitentscheidung zu Garzweiler II appellieren wir an die Landesregierung, auch an die Potenziale der Braunkohle als Rohstoff für die chemische Industrie zu denken."

Bürgermeister und Kämmerer haben mit der IHK über Sorgen und Nöte gesprochen. Wirtz berichtete über dieses Treffen: "Die gemeinsamen Positionen hat die IHK bei einem persönlichen Treffen an NRW-Finanzminister Walter-Borjans weitergegeben." Neue Aufgaben dürften Kommune nur übertragen werden, wenn sie finanziert würden.

Zwischenapplaus, ansonsten weniger üblich, hatte Bert Wirtz schon nach wenigen Minuten seiner Rede erhalten. Er hatte den Flüchtlingsstrom an den Anfang gestellt und an die Unternehmer appelliert, im Sinne von Bundespräsident Gauck als "ehrbare Kaufmänner" zu handeln und "Verantwortung für die Gesellschaft" zu übernehmen: "Im konkreten Fall geht es mit um die jungen Flüchtlinge in unserer Region. Wir suchen nach Möglichkeiten, ihnen einen Praktikums- oder Ausbildungsplatz anzubieten. Lassen Sie uns gemeinsam eine Willkommenskultur in der Region schaffen." Die Voraussetzungen dafür seien gute, denn: "Die Unternehmen zwischen Erkelenz und Euskirchen bewerten ihre wirtschaftliche Lage positiv."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort