Erkelenz Familie päppelt 28 verletzte Fledermäuse wieder auf

Erkelenz · Bei Fällarbeiten in Niederkrüchten wurden Tiere aus ihrem Winterschlaf gerissen und verletzt. Der Naturschutzbund Heinsberg hilft.

 Mit einer Pinzette zogen die Helfer Holzsplitter aus dem Fell der verletzten Abendsegler.

Mit einer Pinzette zogen die Helfer Holzsplitter aus dem Fell der verletzten Abendsegler.

Foto: bsen

Eine kleine Apotheke türmt sich auf dem Schreibtisch bei Manuela Menn. Schmerzmittel und Antibiotika für Tiere, Salben und Wundreinigungsmittel liegen nebst Küchenrollen, Kosmetiktüchern, Wattestäbchen, Pinzetten und Spritzen auf der Holzplatte. Dazwischen stehen zwei Bastkörbe. "Da sind unsere beiden schwer verletzten Fledermäuse drin", sagt Manuela Menn und nimmt einen Korbdeckel ab. Unter den Kosmetiktüchern kommt ein Großer Abendsegler zum Vorschein, dem ein Unterarm fehlt und der Verletzungen am Gesichtchen aufweist. Folgen einer Baumfällung. Doch das möglicherweise trächtige Weibchen hat noch Glück gehabt. Es hat überlebt, was drei andere Große Abendsegler von insgesamt 31 Tieren nicht geschafft haben.

Den Beginn von 2017 hatte sich die Viersener Familie auch anders vorgestellt. "Am 30. Dezember erhielten wir am Vormittag einen Anruf vom Naturschutzbund Heinsberg. Er berichtete von einer Baumfällung, bei der Fledermäuse in einer Spechthöhle betroffen wären", erinnert sich Rolf Menn. Die Menns machten sich direkt auf den Weg und sammelten 31 verletzte Fledermäuse ein, die in einer Spechthöhle überwintert hatten.

In einem Waldstück in Niederkrüchten hatte der Besitzer Fällarbeiten angeordnet. Die Mitarbeiter der Firma bemerkten zwar die in acht Meter Höhe befindliche Spechthöhle, starteten aber die Fällung, ohne sich zu vergewissern, ob sie unbewohnt war. Als sie die Fledermäuse bemerkten, alarmierten sie den Nabu. Die Fledermäuse waren voller Panik und teilweise so schwer verletzt, dass drei der Säugetiere verendeten.

Manuela und Rolf Menn starteten die Erstversorgung der 28 Überlebenden, unterstützt von Susanne Neitzel von der Notaufnahme für Fledermäuse in Heinsberg. "Wir haben auch in der Silvesternacht bis wenige Minuten vor Mitternacht die Fledermäuse versorgt, kurz angestoßen und das war's dann", berichtet Rolf Menn. Sie zogen Holzsplitter mit Pinzetten heraus, trugen desinfizierende Tinkturen auf, versorgten die Schwerstverletzten mit Antibiotika und fütterten die Tiere. Bis zu 80 Mehlwürmer verspeist ein Großer Abendsegler. "Die Tiere müssen erst einmal lernen, Mehlwürmer vom Boden selber aufzunehmen. Normalerweise finden sie ihr Futter in der Luft. Und bis sie das kapiert haben und selber essen, ist Handfütterung angesagt", berichtet Manuel Menn. Tochter Vivianne hilft mit. Neitzel hat inzwischen 14 der Fledermäuse mit in ihre Station genommen, die anderen sind bei den Menns. Dort werden sie die nächsten Monate auch bleiben - nicht zuletzt, weil den Tieren ihr Winterquartier fehlt. In Gaze-Terrarien mit Kork, Stoffen und Handtüchern sitzen die weniger schwer verletzten Fledermäusen nach Geschlecht getrennt und werden aufgepäppelt, damit sie in einigen Monaten wieder ausgewildert werden können.

(tre)
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