Hückelhoven Ex-Freund wegen Mordversuchs aus Heimtücke vorm Landgericht

Hückelhoven · Hückelhovenerin schilderte, wie sie einen Neusser kennenlernte, der sie später zu sehr vereinnahmte. Das Aus der Freundschaft wollte er nicht akzeptieren.

Bis vor zwei Jahren sei er noch Vorstandsfahrer in Neuss gewesen, schilderte der Angeklagte (69) gestern — ruhig und emotionslos — vor dem Mönchengladbacher Schwurgericht seinen Lebenslauf. Jetzt sei er Rentner und seit 2011 in psychotherapeutischer Behandlung. Der Großvater von zwei Enkelkindern wirkt unauffällig. Erstaunlich, da ihm die Anklage immerhin versuchten Mord aus Heimtücke und gefährliche Körperverletzung vorwirft. Als er sich zum Anklagevorwurf äußern soll, machte der 69-Jährige von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch.

Deshalb betrat nun das Opfer der schrecklichen Gewalttat den Gerichtssaal. Die 62-jährige Hückelhovenerin schilderte flüssig und ohne Belastungstendenz die Vorgeschichte und das Tatgeschehen vom 21. Januar. Im Mai vergangenen Jahres habe sie den geschiedenen Rentner in Jüchen beim Tanzen kennengelernt. Man traf sich ein paarmal zum Kaffee in Hückelhoven. Plötzlich stand er vor ihrer Tür und blieb dann meistens über Nacht. "Das war keine normale Beziehung", war sich die Frau sicher. Er habe sie bedient, die Betten gemacht, gebügelt. Er habe sogar ihre Post aufgemacht, obwohl er immer noch seine eigene Wohnung hatte. "Du bist nicht mein Diener", habe sie ihm erklärt. Der Mann habe sie zu sehr vereinnahmt. Nach zwei Monaten beendete sie die Beziehung. Drei Tage später sei der Neusser erneut in Hückelhoven an ihrem ersten Treffpunkt aufgetaucht. Danach sei er erneut in ihre Wohnung gekommen. Als sie aber dann ihre Freundinnen aufgeben sollte, machte die Hückelhovenerin wieder Schluss. Sie wolle allein leben.

Der Mann weinte und verließ wortlos das Haus. Dann kamen immer wieder Anrufe von dem 69-Jährigen. Wegen Infarktverdachts wurde er ins Krankenhaus eingeliefert. Die Frau wandte sich an seine Tochter. Dem Vater ginge es schlecht. Der Angeklagte bat die Ex-Freundin, ihm seine Sachen zu bringen. Wieder tägliche Telefonate und SMS vom Angeklagten. Am Tatmorgen im Januar ging sie zur Haustür, an der er geklingelt hatte. "Dann schob er mich die Treppe hoch und in den Flur. An der Küchentür zeigte er das Messer", erinnerte sich die Frau. Dann habe er zugestochen, wortlos und immer wieder, bis sie zu Boden fiel. Dann sei er weggelaufen. Sie erlitt lebensgefährliche multiple Verletzungen. Im Treppenhaus habe sie um Hilfe gerufen und sei von Nachbarn gefunden worden.

Vor dieser Tat habe sich der Angeklagte nie aggressiv gezeigt, so das Opfer gestern im Gerichtssaal. Entschuldigt habe er sich nie.

(RP)
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