Virologe Streeck und Landrat Pusch zur Corona-Feldstudie „Kreis Heinsberg kann als Mutmacher dienen“

Kreis Heinsberg · Zusammen mit Ministerpräsident Armin Laschet und einigen Professoren der Uni Bonn war der Landrat des Kreises Heinsberg bei der Vorstellung der Zwischenergebnisse der Corona-Feldstudie in Düsseldorf dabei. Der Kreis habe Glück im Unglück gehabt.

 Virologe Hendrik Streeck (r.) im Untersuchungszentrum in Gangelt. Dort haben er und weitere Mitarbeiter die Corona-Feldstudie durchgeführt. Auch Landrat Stefan Pusch ließ sich untersuchen.

Virologe Hendrik Streeck (r.) im Untersuchungszentrum in Gangelt. Dort haben er und weitere Mitarbeiter die Corona-Feldstudie durchgeführt. Auch Landrat Stefan Pusch ließ sich untersuchen.

Foto: Kreis Heinsberg

Der Gründonnerstag war vor dem Osterfest noch ein ereignisreicher Tag in Sachen Corona-Virus. So wurden in der Düsseldorfer Staatskanzlei von einem Forscherteam der Universität Bonn im Beisein von Ministerpräsident Armin Laschet die ersten Zwischenergebnisse der Covid-19-Feldstudie, die in der Gemeinde Gangelt durchgeführt wird, vorgestellt. Sie sollen der Politik als Grundlage für weitere Entscheidungen dienen, um adäquate Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie treffen zu können.

Es war eine geballte Kompetenz aus Wissenschaft und Politik, die am Donnerstag in Düsseldorf zusammenkam, um die so dringlichst ersehnten ersten Ergebnisse der Feldstudie aus der von der Corona-Pandemie so hart getroffenen Gemeinde Gangelt im Kreis Heinsberg vorzustellen. Neben NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und den Bonner Professoren Hendrik Streeck, Gunther Hartmann sowie Martin Exner war auch Landrat Stefan Pusch vor Ort. Pusch, der sich in den vergangenen Wochen und Monaten als Krisenmanager profiliert hat, nutzte die Gelegenheit, um sich bei der Bevölkerung im Kreis und ganz speziell bei der Gemeinde Gangelt zu bedanken.

„Es ist einzigartig, dass sich über 80 Prozent der angeschriebenen Menschen an der Studie beteiligt haben“, sagte der Landrat. Er betonte, dass der Kreis Heinsberg auch als Mutmacher dienen könne. „Wir sind aktuell in einer Situation, wo die Fallzahlen nicht nur stagnieren, sondern dass wir bei den aktuell Infizierten sogar eine fallende Kurve haben.“ Er verwies aber auch darauf, wie sensibel diese Zahlen sind. „Ich will nicht sagen, dass wir über den Berg sind, aber wir haben zumindest Zahlen, die Mut machen.“ Die Zwischenergebnisse der Studie hätten auch gezeigt, dass der Kreis Heinsberg an einer riesengroßen Katastrophe vorbeigeschliddert sei: „Wir haben Glück im Unglück gehabt. Wir haben sehr früh Infektionen festgestellt und waren dadurch in der Lage, entsprechende Maßnahmen aufzusetzen.“

Professor Hendrik Streeck nannte konkrete Zahlen zur Beteiligung an der Studie. So beteiligten sich über 400 von 600 angeschriebenen Haushalten in Gangelt, sodass am Ende mehr als 1000 Bürger teilgenommen haben werden. Die Zwischenergebnisse beruhen auf den Resultaten von 509 getesteten Menschen. „Damit liegen wir deutlich über den von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geforderten Zahlen und haben schon jetzt eine repräsentative Stichprobe“, erklärte Streeck. Bei rund 15 Prozent der Getesteten sei eine Covid-19-Infektion festgestellt worden, damit liege die Sterblichkeit bei 0,37 Prozent, also etwa fünfmal so niedrig wie in ganz Deutschland. Streeck äußerte die Hoffnung, dass nach den strengen Quarantäne-Maßnahmen nun bald „Phase zwei“ des von der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) vorgeschlagenen Ablaufs eingestiegen werden könne. Das bedeutet: eine kontrollierte Rücknahme der strengen Quarantänemaßnahmen bei gleichzeitiger Sicherung der konsequenten hygienischen Rahmenbedingungen und Verhaltensweisen.

Zum Abschluss betonte Streeck allerdings, dass die Wissenschaft letztlich nur einen Beitrag dazu leisten könne, Viren zu verstehen. Entscheidungen solle aber nur die Politik treffen, denn die habe noch sehr viele Aspekte abseits der Wissenschaft zu berücksichtigen. Das griff Ministerpräsident Laschet am Ende noch einmal auf: „Die Studie ist ein weiterer Baustein, der hilft, eine verantwortliche Entscheidung zu treffen. Wir müssen nächste Woche entscheiden, ob wir in die Phase zwei eintreten können.“

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