Was die aktuellen Statistiken aussagen Erkelenzer Land hat mehr Aus- als Einpendler

Erkelenzer Land · Die meisten Menschen, die in Erkelenz, Wegberg, Hückelhoven und Wassenberg wohnen, fahren nach auswärts, um einer Arbeit nachzugehen.

 Zahlreiche Autos fahren im Berufsverkehr über Straßen und Autobahnen (Symbolbild).

Zahlreiche Autos fahren im Berufsverkehr über Straßen und Autobahnen (Symbolbild).

Foto: dpa/Sven Hoppe

Viele Menschen müssen längere Strecken in Kauf nehmen, um zur Arbeit zu fahren, also zu pendeln. Die Zahl der Pendler ist auch im Erkelenzer Land in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Im ländlichen Gebiet ist dabei besonders häufig der Wohn- nicht der Arbeitsort.

Welche Folgen hat das? Kommunen, die nur wenige Arbeitsplätze aufweisen können, gelten als so genannte „Schlafstädte“ im Speckgürtel von Oberstädten. Ihnen fehlt dann mitunter wesentliche Infrastruktur. Die Zahl der Pendler sagt aber auch etwas über die Wirtschaftskraft einer Stadt aus. Steigt die Zahl der Auspendler und sinkt die Zahl der Einpendler, dann heißt das, dass immer weniger Menschen an diesem Ort einen Arbeitsplatz finden – und aus Auspendlern können schnell Abwanderer werden. Weil Berufspendler zudem häufig am Arbeitsort einkaufen, fließt dieses Geld in andere als die Wohnstädte. Es gibt einen Kaufkraftabfluss.

Doch nicht nur für Stadt- und Verkehrsplanung sind die Zahlen wichtig. Sie liefern auch Aufschluss über die Umweltbelastung. Lediglich Kernstadtbewohner legen einen größeren Anteil ihrer Arbeitswege mit Bussen und Bahnen zurück. In ländlichen Kreisen sind es hingegen Schätzungen der Industrie- und Handelskammern zufolge nur einige wenige Prozent.

Sind die Städte des Erkelenzer Landes Aus- oder Einpendlerstädte? Das beantwortet die Pendlerstatistik, die jetzt das statistische Landesamt veröffentlicht hat. Sie zeigt auf: Alle Städte im Erkelenzer Land sind auch weiterhin Auspendlerstädte. Das heißt, die Zahl derjenigen Menschen, die in diesen Städten nur wohnen und ihrer Arbeit außerhalb der Stadtgrenzen nachgehen, ist größer als die der Einpendler, die aus anderen Städten ins Erkelenzer Land fahren, um dort zu arbeiten.

Wie stark ist dieser Trend? Die Differenz zwischen beiden Zahlen ist der Pendlersaldo – also die Zahl der Ein- abzüglich der Zahl der Auspendler. Sie ist in Erkelenz (minus 3169), Hückelhoven (minus 5469), Wassenberg (minus 4459) und Wegberg (minus 6034) aktuell ausnahmslos negativ. Das heißt, alle Städte des Erkelenzer Landes sind Auspendlerstädte. Ein Trend, den so nicht nur das statistische Landesamt feststellt: Auch nach Angaben der fürs Erkelenzer Land zuständigen Agentur für Arbeit pendeln derzeit rund 42,3 Prozent im Kreis Heinsberg zur Arbeit in einen anderen Kreis, 26 Prozent sind Einpendler.

Heißt das, im Erkelenzer Land gibt es zu wenig Arbeitsplätze? Wichtig in diesem Zusammenhang sind die Erkenntnisse zur so genannten Arbeitsplatzzentralität – also dem Verhältnis von sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten je 1000 Einwohner. Im Vergleich zu den umliegenden Kreisen und dem Land lag der Kreis Heinsberg nach Angaben der Wirtschaftsförderung des Kreises Heinsberg in jüngster Vergangenheit mit einem Wert von 288 leicht zurück. Einzig in Erkelenz lag sie mit 320 höher. Hückelhoven (265), Wegberg (192) und Wassenberg (175) liegen sogar unter Kreisdurchschnitt.

Dies ist jedoch nicht unbedingt als Zeichen für mangelnde Wirtschaftskraft zu sehen, betont ein Sprecher der Industrie- und Handelskammer auf Nachfrage unserer Redaktion. Denn zugleich ist die Arbeitslosenquote gering – kreisweit liegt sie aktuell bei 4,8 Prozent. Das wiederum ist ein Zeichen dafür, dass das Erkelenzer Land nicht nur rein aus Schlafstädten besteht, betont der IHK-Sprecher. Gerade in Erkelenz gebe es eine Vielzahl attraktiver Arbeitgeber, weshalb es auch besonders viele und starke Pendlerströme aus dem Kreis Heinsberg in die Erka-Stadt zieht, wie in der Grafik zu sehen ist.

Welche Branchen sind im Kreis Heinsberg besonders stark? In Wegberg sticht das weltweit größte Testzentrum für Schienenfahrzeuge der Firma Siemens mit 400 Mitarbeitern heraus. Auch die Logistikbranche hat sich in den vergangenen Jahren laut Wirtschaftsförderung des Kreises Heinsberg zu einem Jobmotor in der Region entwickelt. Zu den besonders starken Branchen zählen außerdem die Automobilzulieferindustrie, die Maschinenbau- und Produktionstechnik, die Werkstoff- und Textil- sowie die Nahrungsmittelindustrie. Auch das produzierende Gewerbe im Kreis Heinsberg ist facettenreich. Die Spannweite reicht vom führenden Unternehmen für Kompressorenherstellung über den weltweit führenden Anbieter für Bohrlösungen bis hin zu Unternehmen mit modernster Backwarenproduktionstechnik.

Erkelenz Von den 396 Städten und Gemeinden liegt die Stadt Erkelenz bei der Einpendelquote auf Platz 167 und bei der Auspendelquote auf Platz 235. Das heißt, auch sie hat mehr Aus- als Einpendler. Das statistische Landesamt zählte demnach 11.323 Menschen, die über die Gemeindegrenze nach Erkelenz einpendeln und 14.492 Arbeitnehmer, die über die Gemeindegrenze auspendeln. Die Einpendelquote liegt bei 58,2, die Auspendelquote bei 64,1 Prozent. Besonders viele Einpendler kommen nach Erkelenz aus Hückelhoven (2231), Mönchengladbach (1429) und Wegberg (1230). Die meisten Auspendler zieht es hingegen von Erkelenz nach Mönchengladbach (3051), Hückelhoven (1360) und Düsseldorf (1338).

Hückelhoven Die Stadt liegt mit ihrer Einpendelquote auf Platz 258 und mit ihrer Auspendelquote auf Platz 206. Auch in Hückelhoven gibt es also mehr Aus- als Einpendler, und zwar 13.134 Auspendler und 7665 Einpendler. Die Einpendelquote liegt bei 53,5, die Auspendelquote bei 66,3 Prozent. Die meisten Einpendler kommen nach Wassenberg aus Erkelenz (1360), Heinsberg (1318) und Wassenberg (739). Die meisten Auspendler fahren von Hückelhoven nach Erkelenz (2231), Heinsberg (1997) und Mönchengladbach (1394).

Wassenberg Die Stadt Wassenberg nimmt bei der Einpendelquote in NRW die Rangziffer 245 ein, liegt aber bei der Auspendelquote bei 48. Damit hat sie den stärksten Auspendleranteil im Kreis Heinsberg – in Wassenberg fahren also so viele Menschen wie nirgends sonst im Kreis außerorts zur Arbeit. Insgesamt sind es 7047 Auspendler und 2588 Einpendler. Die meisten Einpendler nach Wassenberg kommen aus Heinsberg (645), Hückelhoven (489) und Erkelenz (358). In die Niederlande fahren 26 Arbeitnehmer. Die meisten Auspendler fahren von Wassenberg nach Heinsberg (1480), Erkelenz (763) und Hückelhoven (739).

In Wegberg stehen 10.495 Auspendlern 4461 Einpendlern gegenüber. Bei der Auspendelquote erreicht Wegberg NRW-weit Rang 77, bei der Auspendelquote Rang 235. Die meisten Einpendler, die in Wegberg ihrer Arbeit nachgehen, aber anderswo wohnen, kommen aus Erkelenz (757), Mönchengladbach (739) und Hückelhoven (511). Die meisten Auspendler zieht es von Wegberg nach Mönchengladbach (3083), Erkelenz (1230) und Düsseldorf (877).

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