Gewerkschafter zur Situation im Erkelenzer Land Kranker Wald braucht mehr Forstpersonal

Erkelenzer Land · Die Forderung lautet nach deutlich mehr Mitarbeiter. Gewerkschafter sehen sonst einen dramatischen Personalengpass voraus. Betroffen ist auch das Erkelenzer Land.

 Waldbesitzer Jörg Krapoll und Förster Claus Gingter (re.) zeigen Schäden, die der Borkenkäfer in Wegberg angerichtet hat.

Waldbesitzer Jörg Krapoll und Förster Claus Gingter (re.) zeigen Schäden, die der Borkenkäfer in Wegberg angerichtet hat.

Foto: Nicole Peters

Die durch Trockenheit geschädigten Wälder brauchen mehr Forstpersonal, das die zusätzlichen Aufgaben stemmt, die durch die kritische Situation entstehen. Dies betont der Bezirksvorsitzende der IG Bauen-Agrar-Umwelt, Michael Napetschnig, in einem dramatischen Appell ans Land, das Forstpersonal im Kreis Heinsberg zu erhöhen. Die kritische Situation gilt auch für die Wälder gleichsam vor der Haustür im Raum Wegberg und Wassenberg.

Es sei der Wassermangel der vergangenen Jahre, der vielen Bäumen zu schaffen macht, sagt der zuständige Revierförster Claus Gingter. Bisher waren vor allem Fichten in größerem Ausmaß betroffen. Da die durch fehlendes Wasser und Stürme geschwächt waren, hatte der Borkenkäfer leichtes Spiel. Viele Bäume in Wegberger Wäldern mussten bereits gefällt werden. Auch im Wassenberger Marienbruch wurden deshalb Bäume abgeholzt. Zusätzlich seien viele Laubbäume durch die vom Klimawandel begünstigten Wetterextreme akut betroffen. So wurden etwa im Waldgebiet an der Wohnsiedlung Beeckerwald nahe des Grenzlandrings bereits einzelne Birken oder Buchen gefällt, und es stehen weitere Maßnahmen an.

Michael Napetschnig kritisiert: „Die nordrhein-westfälische Landesregierung hat zwar im Rahmen des Waldpakts eine Million Euro für landesweit 20 neue Stellen im Forst bereitgestellt. Die sind aber befristet und reichen angesichts des Ausmaßes der Schäden bei weitem nicht aus.“ Der Bezirksvorsitzende der IG BAU sagt, es sei völlig unklar, woher das nötige Personal für die Wiederbewaldung kommen solle. Nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums dürften in Nordrhein-Westfalen 2018 bis 2020 insgesamt rund 35 Millionen Kubikmeter Schadholz anfallen. Extreme Wetterlagen und Schädlinge wie der Borkenkäfer würden demnach bis Jahresende eine Waldfläche von 68.000 Hektar vernichtet haben.

„Auch wenn es zuletzt nicht so heiß war wie in den Vorjahren, bleibt die Lage für die Bäume dramatisch“, sagt Napetschnig. „Die Monokulturen aus Fichten und Kiefern sind besonders betroffen.“ Laut Bundeswaldinventur machen Nadelbäume 41 Prozent der knapp 910.000 Hek­tar des NRW-Waldes aus.

Mittlerweile sei teilweise sogar die Buche gefährdet. Diese seit Jahrtausenden in Deutschland heimische Art leide zunehmend unter ausgetrockneten Böden und Pilzbefall. Um die Wälder für den Klimawandel zu wappnen, müssten zusätzliche Mischwälder angelegt und resistente Baumarten angepflanzt werden. „Das aber ist eine Mammut­aufgabe, für die es viel mehr Förster und Forstwirte braucht als bislang. Betriebe sollten deshalb auch mehr ausbilden und Azubis übernehmen“, betont der Gewerkschafter. Da Forstwirte sich nun auch verstärkt um die Privatwälder zwischen Rhein und Weser kümmern müssten, entstehe ein zusätzlicher Bedarf für Regionen wie das Erkelenzer Land.

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