Grünen-Kreisverband Heinsberg Projekte für lebenswerte Kommunen in der Region

Erkelenzer Land · Einen Strukturwandel im Kreis im Hinblick auf einen regionalen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele will der Kreisverband Bündnis 90/Die Grünen anstoßen. Leitlinien dazu hat jetzt eine Zukunftskommission aus Fachleuten erarbeitet.

 Ruth Seidl, Sprecherin des Kreisverbands Bündnis 90/Die Grünen.

Ruth Seidl, Sprecherin des Kreisverbands Bündnis 90/Die Grünen.

Foto: Laaser, Jürgen (jl)

Am Mittwoch stellte Grünen-Sprecherin Ruth Seidl gemeinsam mit drei Mitgliedern der Kommission die Gedanken zu den Themen Umwelt, Landwirtschaft, Energie, Bauen Mobilität und demographischer Wandel vor.

„Ziel ist ein integriertes Handlungskonzept für die anstehenden Herausforderungen“, sagte Seidl. Und fügte hinzu: „Der Kreis ist in all dem nicht ambitioniert genug. Da geht viel mehr.“ Der Kreis Steinfurt etwa beweise das mit einem Masterplan, vorangetrieben von einem gemeinnützigen Verein („energieland 2050“), einem Zusammenschluss aus Politik, Kommunen und regionaler Wirtschaft in enger Anbindung an die Kreisverwaltung, bei deren Umweltamt die Geschäftsführung liege. Seidl vertrat im Pressegespräch den Part des verhinderten Umweltamtsleiters des Kreises Steinfurt, der in der Zukunftskommission mitgearbeitet hat. Alle Gesellschaftsgruppen zögen dort an einem Strang, Bürger würden einbezogen, lobte die grüne Kandidatin für das Amt der Landrätin, die sich einen ähnlichen Masterplan Klimaschutz auch im Kreis Heinsberg wünscht.

Kommissionsmitglied Gisela Nacken, Stadtplanerin aus Aachen und langjähriges Landtagsmitglied, sah in puncto Verkehr erhebliches ungenutztes Potenzial in der Vernetzung verschiedener Mobilitätsangebote, gerade im ländlichen Raum. Wobei sie das Auto durchaus mit einbezog, aber in Vernetzung mit Rad, Bus und Bahn sowie kreativen Sharing-Konzepten und bürgerfreundlich handelbar mit einer App, die verschiedene Mobilitätsangebote verknüpft. Auch ein alltagstaugliches, Kommunen verbindendes Radwegenetz sei noch ausbaufähig. Fürs Erkelenzer Land im rheinischen Revier sah sie auch eine gute Chance auf Fördermittel für solche Projekte.

Demographie-Expertin Hilde Schröteler aus Aachen, Professorin an der Uni Siegen, regte nicht nur vielfältigere Wohnraumkonzepte an, die auch Älteren und Singles zugute kommen, sondern zudem mehr digitale Vernetzung in und unter den Dörfern, wie sie die Plattform „nebenan.de“ biete. Grünen-Vorstandssprecher Heiko Thomas aus Erkelenz, hauptberuflich aktiv im Umweltministerium NRW, betonte mit Ruth Seidl, nicht nur Bio-Bauern, sondern alle Landwirte an Gedanken zur klimafreundlichen Entwicklung der Landwirtschaft und Ernährung mit ins Boot zu holen. Die Grünen halten die Förderung regionaler Produkte für wesentlich, auch beim Schul- und Kita-Essen.

Als Passivhausexperte ist der Wassenberger Architekt und Erfurter Uni-Pofessor Ludwig Rongen bekannt. Etliche Großbauprojekte in aller Welt, aber auch Wohnhäuser in Wassenberg und Umgebung legen Zeugnis davon ab. Als Mitglied der Zukunftskommission ging es Rongen aber auch um eine nachhaltige Stadtplanung und den Appell, mit Falschinformationen über klimaneutrales Bauen aufzuräumen. „Es muss nicht teurer sein als konventioneller Hausbau – im Gegenteil. Aber es fehlt vielfach an richtiger Information und neutraler Beratung.“ Umweltgerechte Stadtplanung heißt für Rongen auch, unnötiger Flächenversiegelung Einhalt zu gebieten und Neubaugebiete nicht um jedem Preis aus dem Boden zu stampfen, dort, wo Lückenschließung oder die Modernisierung von Altbauten und Leerständen sinnvoller wären.

In Wassenberg vermisst er den Mut, „kleinere energieautarke Quartiere zu planen und die entsprechenden Fördermittel dafür in Anspruch zu nehmen“. Rongens Fingerzeig: „Wassenberg könnte hier Vorzeigestadt werden, aber bislang ist noch niemand wach geworden.“

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