Hückelhoven Energie aus Biomasse

Hückelhoven · Neben dem bisherigen Kraftwerk für Fernwärme und Strom ist in Hückelhoven ein weiteres Kraftwerk gebaut worden. Gefüttert mit Häckselholz produziert es preiswerte Wärme.

Schließt man die Augen, wähnt man sich mit etwas Fantasie im Schwarz- oder Bayerwald, zumindest aber in den Ardennen. Auch die gerümpfte Nase nimmt Forstgeruch wahr an den Lagerstätten des neuen Biomassekraftwerks auf dem alten Sophia-Jacoba-Gelände am Schachtgerüst III in Hückelhoven. Hier werden Fernwärme und Strom produziert. Und das mit den Ardennen ist keineswegs Fiktion. Denn, so erläutert Klaus Brücher als Chef der Betriebsführungsgesellschaft WEP (Wärme-, Energie-Prozesstechnik), Belgien, die Niederlande und Deutschland sind die Lieferländer für das Häck-selholz, das als Biomasse vollauto-matisch in das technisch ausgetüftelte Heiz-Kraft-System geleitet wird.

4800 Wohnungen angeschlossen

WAB – Wärme-aus-Biomasse – heißt das neue Kombiwerk, das mit dem benachbarten „alten“ Kraftwerk Strom nach dem „Erneuerbare-Energiegesetz“ (EEG) ins Netz der RWE speist. Dafür gibt’s vom Staat eine Vergütung. Die satte wirtschaftliche Stabilität der Hückelhovener Kraftpakete, so erläutert Brücher, wird durch die parallele Nutzung als Heißwasserlieferant für die Fernheizung erzielt, an die 1300 Objekte angeschlossen sind, die rund 4800 Wohneinheiten repräsentieren.

Das WAB-Werk wird mit 40 000 Tonnen Holzhäckseln im Jahr eine Wärme-Leistung am Kessel von zwölf Megawatt (MW) erreichen. Ins Fernwärmenetz gehen immerhin noch acht MW, die Stromleistung erreicht 2,5 MW. Mit dem „alten“ WEP-Werk produzierten die Hückelhovener bereits aus 64 000 Tonnen Holzabfällen 64 MW Wärmeleistung und 5,3 MW elektrische Energie.

Rechnen sich zwei Kraft-Wärme-Kopplungswerke in Hückelhoven denn? Klaus Brücher: „Und wie! Die Elektro-Einspeisung ist auf 20 Jahre garantiert. Und für Fernwärme-Hausanschlüsse rennen die Leute uns die Bude ein! Obwohl wir im vergangenen Jahr den Fernwärme-preis um 1,5 Prozent haben anhe-ben müssen, ist der Zulauf unge-bremst.“ 3,5 MW Hausanschlüsse habe man allein im Vorjahr zusätzlich geschaffen.

Attraktivität ist, zumindest in der Wirtschaft, immer eine Frage des Preises; und der ist angesichts der Öl dürstenden Verbrauchsriesen Amerika und Ostasien nicht mehr nach unten zu zwingen, zumindest für die flüssigen und flüchtigen Energieträger, sagt Brücher. Mit Interesse blickt der Chef samt seinen 40 Mitarbeitern auf die Energie-Preise: Hückelhovener Fernwärme koste im Durchschnitt rund 51 Euro pro Megawattstunde. Öl und Gas lägen um die 80 Euro. Der Fernwärmeschwerpunkt liege derzeit in Hückelhoven und Ratheim, sowohl bei öffentlichen wie auch privaten Gebäuden. Es gebe noch viel Raum für eine dynamische Entwicklung.

(RP)
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