Wegberg Die Schülerzahlen entscheiden

Wegberg · Die Aufregung ist groß, seit bekannt ist, dass drei Grundschulen von Schließung bedroht sind. Die Schulexperten Gerd Pint und Georg Wimmers raten zur Besonnenheit. Noch sei nichts entschieden.

 Beecks Rektor Georg Wimmers.

Beecks Rektor Georg Wimmers.

Foto: archiv

Dass die Schülerzahlen im Stadtgebiet rückläufig sind, ist seit langem bekannt. Dass dies aber so dramatische Folgen haben könnte, damit hatten nur wenige gerechnet. Entsprechend heftig fielen die Reaktionen auf das sogenannte Vier-Standorte-Modell aus.

Dieses wurde am 7. Juni im Bildungsausschuss vorgestellt. Jetzt weisen der zuständige Fachbereichsleiter Gerd Pint von der Stadt Wegberg und der Beecker Schulleiter Georg Wimmers darauf hin, dass das im Modell skizzierte Aus für die Grundschulen in Merbeck (im Jahr 2019) und Beeck (2020) längst nicht beschlossene Sache ist.

Herr Wimmers, was halten die Eltern der Grundschulkinder in Beeck vom Modell der vier Standorte?

Wimmers Viele Eltern, deren Kinder unsere Schule oder den Beecker Kindergarten besuchen, sind völlig verunsichert. Sie befürchten, dass unsere Grundschule bald schließen muss. Doch soweit ist es noch lange nicht. Das Modell zeigt ja lediglich auf, was geschehen könnte, wenn es in Zukunft tatsächlich zu wenig Schüler gibt. Die Kinder, die 2020 eingeschult werden, sind aber noch gar nicht geboren. Wir bewegen uns also in der Theorie. Wie die Zahlen für die einzelnen Grundschulen sein werden, bleibt erst einmal abzuwarten. Fakt ist: Wenn die Zahl der Grundschüler nicht mehr ausreichend ist, können wir die sieben Standorte im Stadtgebiet nicht mehr halten.

Warum ist im Vier-Standorte-Modell dann explizit von den Grundschulen in Klinkum, Beeck und Merbeck die Rede, die in Zukunft geschlossen werden könnten?

Pint Weil diese Standorte mit Blick auf die prognostizierten Schülerzahlen diejenigen sind, die für eine Schließung infrage kommen. Das Vier-Standorte-Modell ist nach sorgfältiger Abwägung aller Argumente und unter Berücksichtigung einer flächendeckenden Versorgung von einer Expertengruppe erarbeitet worden. Dieser gehören auch die Leiter aller sieben Grundschulen an. Die Problematik ist in sehr sachlicher Atmosphäre diskutiert worden. Das entwickelte Modell ist Grundlage für den Schulentwicklungsplan, den die Stadt aufstellen muss und der im Herbst vom Stadtrat beschlossen werden soll. Dazu ist zu sagen, dass die Schulentwicklungsplanung dynamisch ist. Das bedeutet, dass keine Entscheidung unumkehrbar ist.

Auf welcher Grundlage wird entschieden, ob eine Schule schließen muss?

Pint Sachliche Grundlage sind die Schülerzahlen. Diese werden wir in den kommenden Jahren für die einzelnen Grundschulstandorte im Stadtgebiet genau beobachten. Sinkt die Zahl der Schüler in einem Jahrgang unter 18, richtet das Land für diese Klasse keine Lehrerstelle mehr ein. Dies bedeutet in der Regel das Aus für eine Schule. Wir wollen dem vorbeugen und durch die zukunftsorientierte Schulplanung bereits jetzt Sicherheit für Kinder und Eltern schaffen. Die Vorstellung, einfach kleinere Klassen einzurichten und somit intensiveres Lernen zu ermöglichen, ist daher wirklichkeitsfremd.

Welchen Einfluss können Eltern auf die Entwicklung der Schulen nehmen?

Pint Bei uns gilt bekanntlich das Recht der freien Schulwahl. Die früheren Schulbezirke gibt es nicht mehr. Letztlich entscheiden also die Eltern über die Zukunft der Grundschulstandorte im Stadtgebiet.

Können die Schulen die Entscheidung der Eltern beeinflussen?

Wimmers Die Entscheidung der Eltern ist von vielen unterschiedlichen Faktoren abhängig. In allen Wegberger Grundschulen wird ausgezeichnete pädagogische Arbeit geleistet. Unser sogenannter "G7-Gipfel" — so nennen wir die regelmäßige Zusammenkunft aller Schulleiter — hat dazu geführt, dass wir in punkto Zusammenarbeit auch deutlich mehr zu bieten haben als andere Städte. Das gilt auch auf lokaler Ebene. In Beeck setzen wir beispielsweise auf die enge Verzahnung von Kindergarten und Grundschule. Wir sprechen die Eckpunkte der Erziehung regelmäßig ab. Das ist unser Modell, mit dem wir für den Erhalt unseres Grundschulstandortes kämpfen werden.

Michael Heckers führte das Interview.

(RP/rl)
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