Hückelhoven Des Menschenhandels angeklagt

Hückelhoven · Fast zehn Jahre ist es her, dass sich eine Frau bei der Heinsberger Polizei meldete. Sie war auf der Flucht, vor der Prostitution, vor ihrem kleinen Zimmer, in dem sie leben musste, und vor allem war sie vor ihrem Zuhälter geflüchtet. Das sagte sie zumindest bei der Polizei aus, die daraufhin mit den Ermittlungen begann. Gestern nun war im Mönchengladbacher Landgericht Prozessauftakt gegen einen 39-jährigen Griechen. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann Menschenhandel und Zwang zur Prostitution vor. Er soll der Zuhälter der Frau gewesen sein.

Mädchen in Tschechien "gekauft"

Der geborene Mönchengladbacher soll zwischen August 1996 und Februar 1998 ein 17-jähriges Mädchen aus Tschechien "gekauft" haben. In Dresden, so die Anklageschrift, bezahlte er 4000 Mark für das Mädchen und brachte es in sein Wohnhaus nach Hückelhoven. Dort lebte die Tschechin und soll von dem 39-Jährigen beinahe jeden Morgen zur "Arbeit" in das Bordell eines Bekannten in den Niederlanden nahe der deutschen Grenze gebracht worden sein. 500 Mark pro Tag sollte sie für den Angeklagten erwirtschaften, wenn nicht, musste sie mit Schlägen rechnen. Und wenn sie erschöpft war, dann soll ihr der Angeklagte Kokain gegeben haben. Die gesamte Anklage ist nicht neu, einige andere Punkte wurden bereits in drei gesonderten Verfahren von 2002 bis Oktober 2005 verhandelt. Nun wird der Rest verhandelt.

Gestern erwarteten die Richter die Frau aus Tschechien, sie sollte vor der ersten großen Strafkammer des Landgerichts aussagen. Aber abgesehen von drei Polizeibeamten erschien kein Zeuge. Die Beamten konnten nur in Bruchstücken aussagen — zu lang seien die Vorfälle bereits her. Und zu Beginn der Verhandlung hatte der Angeklagte jegliche Angaben verweigert. So wartet die Kammer nun auf den nächsten Verhandlungstag am Montag, dann sollen weitere Zeugen Licht in die Affäre bringen, denn für nächste Woche wird das Urteil erwartet.

(RP)
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