"Schwere Komplikationen" Kreis Heinsberg setzt Astrazeneca-Impfung teilweise aus
Kreis Heinsberg · Menschen unter 60 werden nur noch mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer geimpft. Zuvor hatte es bei mindestens einer Frau aus dem Kreis schwere Komplikationen gegeben. Seit dem Nachmittag gilt die Entscheidung landesweit.
Im Kreis Heinsberg werden bis auf Weiteres keine Menschen unter 60 Jahren mehr mit dem Astrazeneca-Vakzin geimpft. Einen entsprechenden Vorstoß des Kreises Heinsberg und vieler weiterer Kommunen am Dienstag setzte am Nachmittag auch die NRW-Landesregierung um. Nachdem es bei einer Frau aus dem Kreis Heinsberg sowie zwei weiteren Frauen aus dem Kreis Euskirchen zu schweren Komplikationen nach einer Impfung mit dem Astrazeneca-Impfstoff gekommen ist, hatte der Kreis Heinsberg am Mittag zunächst mit sofortiger Wirkung alle Astrazeneca-Impfungen an Frauen unter 55 Jahren gestoppt.
Dies habe das Gesundheitsamt des Kreises in Abstimmung mit dem Krisenstab und der ärztlichen Leitung des Impfzentrums in Erkelenz entschieden, teilte die Kreisverwaltung am Dienstag mit.
Neben den Fällen mit schweren Komplikationen in Heinsberg und Euskirchen habe es „weitere Verdachtsfälle“ gegeben, teilte der Kreis mit. Menschen unter 60 sollen fortan nur noch mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer geimpft werden. In den vergangenen Wochen waren international immer mehr Fälle bekannt geworden, in denen insbesondere bei Frauen unter 55 im Anschluss an eine Impfung Hirnvenenthrombosen aufgetreten sind. In einigen Fällen war dies sogar tödlich geendet.
Betroffene Geimpfte sollen sofort einen Arzt aufsuchen, sobald sie nach der Impfung Symptome wie Kurzatmigkeit, Brustschmerzen, Beinschwellungen oder anhaltende Bauchschmerzen entwickeln. Das gelte auch für Personen, die nach der Impfung neurologische Symptome aufweisen, etwa starke, anhaltende Kopfschmerzen oder Sehstörungen. Auch das Auftreten eines Blutergusses außerhalb der Impfstelle sollte Grund zur Sorge sein.
Wie es mit den Zweitimpfungen von bereits geimpften Menschen weitergehen soll, „wird später geklärt“, teilte der Kreis mit. Diese Impfungen stünden im Mai an. Unklar ist derzeit noch, ob eine Zweitimpfung auch mit einem mRNA-Impfstoff wie etwa von Biontech möglich ist. Entsprechende Studien werden von der Ständigen Impfkommission (Stiko) derzeit ausgewertet. Noch für Dienstagabend beriefen die Gesundheitsminister von Bund und Ländern eine Sondersitzung ein, um über das weitere Vorgehen mit dem Impfstoff zu beraten.
Erst vor zwei Wochen war auch im Kreis Heinsberg zum ersten Mal die Impfung mit Astrazeneca ausgesetzt worden, weil es international Bendenken wegen möglicher Nebenwirkungen gab. Am 19. März wurden die Impfungen aber fortgesetzt, nachdem die Euorpäische Arzneimittel-Agentur EMA ihre Empfehlung aussprach.
Bis Dienstag wurden im Kreis Heinsberg vor allem Menschen aus der kritischen Infrastruktur, etwa Lehrer und medizinisches Personal, sowie Menschen, die wegen Vorerkrankungen priorisiert sind, mit Astrazeneca geimpft.