Fotos Bundestagswahl 2013: Fünf Fragen an Hans Josef Dederichs (Grüne)
Eine halbe Wahlperiode war der Kreis Heinsberg ohne eigenen Bundestagsabgeordneten – wenn Sie gewählt werden, was wäre ihr erstes Thema für Berlin?
Das Thema ländlicher Raum ist eines der drei Hauptthemen. Es gilt, die Existenz der bäuerlichen Landwirtschaft zu erhalten. Wir müssen den Weg in eine genmanipulierte, industrielle Landwirtschaft verhindern. Das ist letztlich auch im Interesse der Landwirte. Wir müssen den Flächenverbrauch und die nicht tiergerechte Massentierhaltung stoppen. Als Abgeordneter in Berlin werde ich mich mit voller Kraft und ausschließlich auf meine Arbeit für die Menschen im Kreis Heinsberg konzentrieren. Dies ist für mich ein Vollzeitjob, der keine Nebentätigkeiten zulässt.
Die Erwerbstätigenquote bei Frauen ist im Kreis Heinsberg so niedrig wie kaum anderswo in Deutschland – was sollte sich ändern?
Diese Erwerbstätigenquote ist ja nur die Statistik der regulären Jobs. Im Kreis Heinsberg arbeiten die Frauen genau so viel und so hart wie in anderen Kreisen auch. Nur leider auch sehr oft unterbezahlt in Minijobs. Das Entgeltgleichheitsgesetz sichert die gleiche Entlohnung von Männern und Frauen. Außerdem wollen wir die Zahl der 450-Euro-Jobs reduzieren. Diese stellen sich für Frauen oft als Armutsfalle heraus. Wenn wir diese Minijobs in sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse umwandeln, wird auch die Zahl der erwerbstätigen Frauen im Kreis Heinsberg steigen.
Deutschland befindet sich in der Energiewende – wird der Braunkohlentagebau bei Erkelenz länger als bis 2045 als Energiequelle dienen müssen?
Die Verstromung fossiler Brennstoffe wie Braunkohle ist gesundheits- und umweltschädigend. Die Vertreibung Tausender Menschen und die Zerstörung mehr als 7000 Jahre alter Kulturlandschaft sind nicht mehr mit unserer Gesellschaft vereinbar. Garzweiler II ist bis 2045 genehmigt. Wir wollen weitere Umsiedlungen verhindern. Die Energiewende muss konsequent umgesetzt werden. Wir werden bis 2020 den Anteil erneuerbarer Energien verdoppeln und bis 2030 wird der Strom zu 100% aus erneuerbaren Energien erzeugt werden können.
Muss der Bund die Kommunen bei der Betreuung von Kindergartenkindern stärker unterstützen?
Die Politik von Frau Merkel ist bislang: Der Bund beschließt, Länder und Kommunen müssen zahlen. Der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz wurde von der schwarz-gelben Bundesregierung ohne Rücksicht auf die finanzielle Leistungsfähigkeit der Gemeinden verabschiedet. Diese Politik wird es unter einer grünen Regierungsbeteiligung nicht mehr geben, hier gilt der Grundsatz: Wer die Musik bestellt, bezahlt sie auch. Als grüner Bundestagsabgeordneter werde ich mich für eine Neuordnung der Gemeindefinanzierung einsetzen.
Wie kann verhindert werden, dass der ländliche Raum gegenüber Großstädten bei der Strukturförderung ins Hintertreffen gerät?
Unser Staat baut darauf auf, dass überall im Land gleiche Lebensbedingungen vorherrschen. Seit der Wiedervereinigung ist viel Geld von Westen nach Osten geflossen, das dort dringend benötigt wurde. Nun zeichnet sich aber ab, dass viele Kommunen hier bei uns nicht mehr in der Lage sind, die Kommunen im Osten zu unterstützen und zugleich ihre eigenen Aufgaben zu erfüllen. Mir ist es wichtig, dass Förderungen nicht mehr nach Himmelsrichtung, sondern nach Bedarf verteilt werden. Subventionen sollten nur noch projektbezogen genehmigt werden.