Begas Haus Heinsberg Die vielfältige Welt des BH

Heinsberg · Zum 100. Geburtstag des BH eröffnet im Museum Begas Haus die neue Wechselausstellung „bra-partizipation“: 55 Künstler aus aller Welt haben sich kreativ mit dem Alltagsgegenstand beschäftigt.

 Künstlerin Meike Kohls aus Hamburg (links) und die Assistentin der Museumsleitung Barbara Jacobs. Mopszirkus lautet der Titel des Kunstwerkes.

Künstlerin Meike Kohls aus Hamburg (links) und die Assistentin der Museumsleitung Barbara Jacobs. Mopszirkus lautet der Titel des Kunstwerkes.

Foto: Ruth Klapproth

In einer Vitrine sind zwei Hügel zu sehen: Auf einem sind kleine Modelle von Wanderern und grünen Tannen erkennbar, der andere ist ganz in Weiß gehalten und zeigt eine Skilandschaft – dass diese beiden Hügel einen BH darstellen, wird erst auf dem zweiten Blick deutlich. Doch genau darum geht es bei der Ausstellung „bra-partizipation“, die nun im Museum Begas-Haus zu sehen ist: Die Vielfalt des BH soll dem Betrachter bewusst werden.

Anlässlich des 100. Geburtstages des Kleidungsstücks haben sich unter der Projektinitiatorin und -leiterin Ursula Pahnke-Felder 54 internationale Künstler zusammengeschlossen und aus BHs Kunstwerke gemacht. Mal regen die ausgefallenen Objekte zum kritischen Nachdenken an, mal sind sie äußerst humorvoll zu verstehen. „Für uns ist diese Ausstellung besonders – schon, weil sie so außergewöhnlich und trotzdem lebensnah ist“, erklärt Rita Müllejans-Dickmann, Direktorin und Museumsleiterin des Begas Haus, „über ein Alltagsobjekt kann man Besucher einfach an die Kunst führen und dank dieser faszinierenden Vielfalt der Kunstwerke geht auch jeder mit einem Lächeln wieder hinaus“.

Vor rund zehn Jahren kooperierte das Begas-Haus – Haus für Regionalgeschichte schon einmal mit Ursula Pahnke-Felder, die mit der aktuellen Ausstellung ihr großes Kunstprojekt „art meets economy“ abschließt: Seit dem Jahr 2001 beleuchtete sie in Zusammenarbeit mit verschiedenen Künstlern Alltagsgegenstände wie T-Shirts, Einkaufstaschen, Badekappen oder Reißverschlüsse und traf bei der Ausstellung zum Kugelschreiber schon mal auf das Heinsberger Museum. „Nachdem wir uns mit diesen fünf Objekten beschäftigt hatten, dachten wir eigentlich, das sei es gewesen, aber mir selbst fehlte immer noch etwas“, blickt die Künstlerin zurück. Bei einem Frisör-Besuch las Pahnke-Felder dann über die Erfinderin des BHs und hatte sofort die Idee zur Ausstellung „bra-partizipation“ – „denn natürlich geht es auch um Emanzipation, jeder soll das tragen, worin er sich wohlfühlt“.

Der Büstenhalter gelte eben auch als Zeichen der Freiheit und Selbstbestimmung der Frau. Mit der großen Vielfalt der 66 Kunstwerke habe sie selbst aber nie gerechnet. Auch die männlichen Künstler hätten die Idee so positiv und humorvoll umgesetzt: „Sonst ist das Thema BH immer sehr ernst, hier sollten die Besucher endlich auch mal darüber lachen“. Die ausgestellten Kleidungsstücke sind entfremdet und auseinandergenommen, ob auf der Leinwand oder als Gegenstand: Aus zwei Teesieben entsteht eine neue Art des BH, andere handelsübliche Objekte sind in einem Käfig platziert oder an zwei Milchkännchen angeschlossen. Die Hamburger Künstlerin Meike Kohls hat den Büstenhalter zum Zirkuszelt umfunktioniert und stellt auf ironische Art einen „Mopszirkus“ dar.

Eine besondere Geschichte erzählt laut Ursula Pahnke-Felder auch das sogenannte Kunstwerk „Aus dem Schrank von Pilots Ehefrau“ des tschechischen Künstlers Joze Subic – als der aus blau-weißer Keramik gefertigte BH die Projektleiterin erreichte, waren die Propeller, die in der Mitte der Körbchen angebracht waren, zerbrochen. Der Künstler entschied sich, dass es dann so sein sollte: „Dann sind es jetzt eben keine Propeller, sondern Flügel – eben ein Hermes-Götterbote-Modell, ein lebendiges Kunstwerk“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort