Kreis Heinsberg Alzheimertage im Kreis eröffnet

Kreis Heinsberg · Der Auftakt zu den Alzheimertagen 2012 im Kreis Heinsberg war emotional: Kerzenlicht flackert in der Aula der Städtischen Realschule Geilenkirchen, im Hintergrund ertönt gedämpfte Klaviermusik, ein Projektor zeigt schwarz-weiße Fotografien. Dann durchbrechen Stimmen die Dunkelheit.

In einer Art Rollenspiel erzählen sie von dem Schicksal der einst starken und lebenslustigen Gerda Meier nach der Diagnose: Demenz.

Gegen Angst und Ratlosigkeit

Angst, Ratlosigkeit, aber auch Lichtblicke bestimmen den Alltag ihrer Familie. Es wird deutlich: Nicht nur der Betroffene leidet unter der Krankheit, auch den Angehörigen geht Demenz an ihre Substanz. Klaus Meier ist überfordert, möchte seine Frau jedoch nicht in eine Einrichtung unterbringen. "Das wäre ja so, als würde ich sie ins Gefängnis geben." Doch schnell wird klar: Ohne Hilfe geht es nicht, und überforderte Angehörige schaden dem Wohlbefinden aller. Die Last auf mehrere Schultern zu verteilen, war ein zentrales Stichwort in der Auftaktveranstaltung der Alzheimertage.

Schon im Foyer bekamen Angehörige, Betroffene und Pflegekräfte Broschüren und Informationsmaterial über Möglichkeiten und Hilfsangebote. Impulse setzten auch die Vorträge verschiedener Experten. So stellte Christine Riesner, Deutsches Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen, das "Dementia Care Mapping" vor, eine Methode, den Erkrankten möglichst unauffällig von einer außenstehenden Person beobachten zu lassen, um anschließend besser auf sein Verhalten eingehen zu können. Es ist geplant, dieses Verfahren auch für Familien im Kreis Heinsberg anzubieten.

In einem weiteren Vortrag stellten Birgit Kerski und Elisabeth Feldhoff eine Notfallmappe für die Einweisung in ein Krankenhaus vor. Einmal ausgefüllt, enthält diese Mappe alle wichtigen Informationen über den Patienten, die die Qualität der Pflege steigern sollen. Neben biografischen Daten finden sich hier auch Angaben zu Medikamenten und zum Krankheitsbild. Elisabeth Feldhoff rät, die Mappe zusammen mit dem Betroffenen am Anfang der Diagnose auszufüllen. "Denn niemand weiß besser, wie er später behandelt werden will, als er selbst", sagte Feldhoff.

Auch Angehörige profitieren von der Mappe. Eine Krankenhauseinweisung ist für alle Beteiligten eine Stresssituation. Durch eine fertig ausgefüllte Mappe müssen nicht erst alle Unterlagen zusammengesucht werden. Es sind kleine Schritte, durch die der Umgang mit Demenz erleichtert werden kann.

Weitere Angebote werden in dem Programm der Alzheimertage vorgestellt. Ob bei Workshops, Vorträgen, in Filmvorführungen oder auf dem Markt der Möglichkeiten — das Informationspotenzial ist groß. Selbst aktiv werden können Besucher bei kreativen oder musikalischen Aktionen. Unter anderem gibt es einen Tanztee "Ü 70" mit Schlagern für die Angehörigen. "Die Alzheimertage sollen enttabuisieren, Betroffene und Angehörige unterstützen und Angebote vernetzen", erklärt Christian Isensee, Vorsitzender der Alzheimer Gesellschaft Kreis Heinsberg. Und sie zeigen, dass die betroffenen Familien nicht alleine stehen.

(ubg)
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