Wegberg Abschied von einem Mann des Volkes

Wegberg · Fritz Jakobs ist tot. Wegbergs Ehrenbürgermeister starb am Samstag im Alter von 88 Jahren. Von 1985 bis 1994 war er Bürgermeister in Wegberg. Der Klinkumer galt als ausgesprochen heimatverbunden und genoss viele Sympathien.

 Die Eheleute Helene und Fritz Jakobs feierten im Jahr 2009 ihre Goldene Hochzeit.

Die Eheleute Helene und Fritz Jakobs feierten im Jahr 2009 ihre Goldene Hochzeit.

Foto: Passage

Nach dem Tod von Fritz Jakobs ist die Betroffenheit bei Ehefrau Helene, Verwandten, Freunden und langjährigen Weggefährten des Ehrenbürgermeisters groß. Fritz Jakobs, mit bürgerlichem Namen Gottfried Jakobs, galt als bodenständig, heimatverbunden und als ein Mann des Volkes, der viele Sympathien genoss. "Der Verstorbene hat in den 25 Jahren seiner kommunalpolitischen Tätigkeit bei zahlreichen wichtigen Entscheidungen maßgeblich mitgewirkt. Daneben hat er sich in vorbildlicher Weise für das örtliche Gemeinschaftsleben und für die sozialen Belange der Mitbürger eingesetzt", sagte Wegbergs Bürgermeister Reinhold Pillich gestern, "Bürger, Rat und Verwaltung der Stadt Wegberg haben Gottfried Jakobs viel zu verdanken."

Fritz Jakobs wurde am 13. November 1924 geboren. Klinkum blieb zeitlebens sein Heimatort. Zwischen 1937 und 1942 fuhr er von dort täglich mit dem Fahrrad zum Erkelenzer Gymnasium. Nach dem Abitur studierte Jakobs in Köln Theaterwissenschaft, Kunstgeschichte und Germanistik. Ende der 1950er Jahre arbeitete er als freier Theaterkritiker für unterschiedliche Tageszeitungen und begann unter dem Titel "Gesellschaftstheater der Goethezeit" eine Doktorarbeit zu schreiben.

Fritz Jakobs galt als jemand, der stets ein offenes Ohr für die Probleme seiner Mitmenschen hatte — ob zwischen 1959 und 1985 als Wirt der Klinkumer Traditionsgaststätte "Dorfkrug" oder später als Bürgermeister der Stadt Wegberg. Nachdem der Gasthof seiner Eltern von 1945 bis 1951 mehrfach von alliierten Truppen als Unterkunft beschlagnahmt worden war, wurde Fritz Jakobs 1959, als seine Mutter im Alter von 60 Jahren starb, von seinem Vater gefragt, ob er den "Dorfkrug" übernehmen wolle. Zwar hatte sich Fritz Jakobs seine Zukunft nach dem Studium ganz anders vorgestellt, dennoch entschied er sich für die Übernahme — hatte er während der Krankheit seiner Mutter doch schon die meiste Zeit hinter der Theke verbracht. Seine Frau Lene, die er 1959 heiratete, war einverstanden.

"Wir jonnt nach Fritz" hieß es in Klinkum fast drei Jahrzehnte lang. Der "Dorfkrug" wurde mehrfach erweitert und entwickelte sich zu einer Institution — bis der Gasthof am Neujahrstag 1986 geschlossen wurde. Wenige Tage zuvor war Fritz Jakobs zum Bürgermeister der Stadt Wegberg gewählt worden.

Fritz Jakobs pflegte während seiner Zeit als Bürgermeister (1985 bis 1994) mit seinen hervorragenden Kenntnissen der englischen Sprache die guten Beziehungen zu den in Wildenrath und Petersholz stationierten britischen Soldaten. Für seine Verdienste um die deutsch-britische Verständigung wurde er 1995 mit der von Queen Elizabeth verliehenen Auszeichnung "Honorary Member of the Most Excellent Order of the British Empire" (Silbernes Kreuz am Bande) geehrt. Auch mit dem Bundesverdienstkreuz wurde das Wirken des Ehrenbürgermeisters gewürdigt.

Fritz Jakobs war Förderer vieler Wegberger Vereine, des Sankt Antonius Krankenhauses und als leidenschaftlicher Kulturfreund auch Initiator des bis heute erfolgreichen Musikfrühlings in Wegberg. Das Wohl von Kindern und Jugendlichen war dem Altbürgermeister bis ins hohe Alter hinein eine Herzensangelegenheit: An Vorlesetagen war er gern gesehener Gast in den Grundschulen und trug den Schülern in seiner unnachahmlichen Art spannende Geschichten vor.

Wichtig war Jakobs auch die Pflege der heimischen Mundart. Unvergessen bleiben seine Auftritte im Mundart-Duett mit "Plattprofessor" Karl Bertrams. Für Hedwig Klein, seine Nachfolgerin im Bürgermeisteramt, war Fritz Jakobs ein väterlicher Freund. Er hatte ihr den Weg in die Politik gewiesen. Seit 1969 saß Jakobs für die CDU im Stadtrat. Zwischen 1985 und 1994 war er Bürgermeister und wurde Ende 1994 zum Ehrenbürgermeister ernannt. Hedwig Klein sagte damals: "Fritz Jakobs hat Akzente für die Stadt gesetzt, im Rat eine Atmosphäre geschaffen, in der kaum Fronten entstehen konnten, und bei der Bürgerschaft große Sympathie und Wertschätzung erfahren."

Am Samstag, 17. August 2013, ist Fritz Jakobs gestorben. Die feierlichen Exequien werden am Donnerstag, 22. August, um 10.30 Uhr in der Kirche "Zur heiligen Familie" in Klinkum gehalten. Anschließend findet die Beisetzung auf dem Klinkumer Friedhof statt.

(RP)
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