Heinsberg 20 Jahre neue Kunst in alter Hofanlage

Heinsberg · Im 12. Jahrhundert wurde der Horster Hof bei Unterbruch erstmals erwähnt. In der umgebauten Scheune des ehemals fränkischen Vierkanthofes wird seit zwei Jahrzehnten Kunst gezeigt - mit Ausstrahlung weit über die Region hinaus.

 Auch mit Künstler-Editionen und Katalogen begleitet der Kunstverein seine Ausstellungen: Ingrid Trantenroth-Scholz und Dr. Dirk Rosenbaum mit dem Katalog zur jüngsten Ausstellung von Franziska Rutishauser.

Auch mit Künstler-Editionen und Katalogen begleitet der Kunstverein seine Ausstellungen: Ingrid Trantenroth-Scholz und Dr. Dirk Rosenbaum mit dem Katalog zur jüngsten Ausstellung von Franziska Rutishauser.

Foto: Ruth Klapproth

Seit 20 Jahren ist der Horster Hof in Heinsberg-Unterbruch in diesem Jahr Domizil des Kunstvereins Region Heinsberg - der vor zwei Jahren sein 30-jähriges Bestehen feierte. Mit dieser Zeitspanne einher geht eine erstaunliche Erfolgsgeschichte.

Die denkmalgeschützte Hofanlage inmitten von Feldern ist längst vielen Künstlern und Kunstfreunden weit über den Kreis Heinsberg hinaus ein Begriff. Auch Stars der Szene wie Günther Uecker, Tony Cragg, Thomas Ruff oder Felix Droese ließen sich dank der guten Kontakte von Vorstandsmitgliedern zur renommierten Kunstakademie Düsseldorf nach Heinsberg locken. Die Abgeschiedenheit stört offenbar nicht, sondern reizt viele Aussteller geradezu - rund 50 bewerben sich Jahr für Jahr darum, in den lichtdurchfluteten Räumen der früheren Scheune ihre Arbeiten optimal präsentieren zu können.

 Die Scheune der denkmalgeschützten Anlage des Horster Hofs ist seit 1997 Ausstellungsraum des Kunstvereins für die Region Heinsberg.

Die Scheune der denkmalgeschützten Anlage des Horster Hofs ist seit 1997 Ausstellungsraum des Kunstvereins für die Region Heinsberg.

Foto: Uwe Piper

Das wäre nicht der Fall ohne den "Hausherrn" im Horster Hof, Dr. Dirk Rosenbaum, der seit 1995 Mitglied des Kunstvereins ist, heute Kassenwart. Rosenbaum und die Zweite Vorsitzende und Ausstellungskuratorin Ingrid Trantenroth-Scholz blickten jetzt im Redaktionsgespräch zurück auf die Entwicklungsgeschichte des Kunstvereins.

Rosenbaum ist von Hause aus Jurist. "Ein besonderes Interesse an Architektur und Kunst aber gehören zu unserer Familie", erzählt er. Kein Wunder, dass Rosenbaum der 1150 erstmals erwähnte denkmalgeschützte fränkische Vierkanthof auf den Feldern bei Unterbruch reizte, daraus für sich und seine Familie nach etlichen Berufsstationen in ganz Deutschland in den 1990er Jahren eine dauerhafte Bleibe zu gestalten. Als der Kunstverein seine Räume in der Heinsberger Hochstraße verlassen musste, war es ein Glücksfall, dass Vereinsmitglied Rosenbaum die Scheune des Anwesens ausbauen wollte, ursprünglich als Geschäftsräume. Die Leidenschaft für die Kunst siegte. Und trug wohl mit bei zur Erfolgsgeschichte des Kunstvereines Region Heinsberg. Am Umbau wirkte damals auch der durch viele öffentliche Bauprojekte bekannte Heinsberger Architekt Michael Dörstelmann mit - der kürzlich zum neuen Vorsitzenden des Kunstvereins (in Nachfolge von Alwin Hintzen) gewählt wurde. So schließt sich ein Kreis.

 Blick durchs hintere Scheunentor in den Ausstellungsraum.

Blick durchs hintere Scheunentor in den Ausstellungsraum.

Foto: Uwe Piper

Auch mit dem teilweise neu gebildete Vorstand werde sich an der erfolgreichen Grundausrichtung des Vereins nichts ändern, betont Ingrid Trantenroth-Scholz. Weiter will der Verein arrivierten Kunst-Profis neben jungen Künstlern, die am Beginn ihrer Laufbahn stehen, im Horster Hof ein Forum bieten. Fünf Ausstellungen im Jahr setzen auf eine Vielfalt der Kunststile in Malerei, Plastik, Fotografie und Installation - von gegenständlich bis abstrakt. Stets den Betrachter herausfordernd, unter die (Kunst-)Oberfläche zu blicken. Denn leichte Kost bietet der Kunstverein nicht, der regelmäßig auch regionalen Kunstschaffenden, wie zu Jahresbeginn Gereon Heil, ein Forum gibt.

"Qualität ist unser Anspruch, der bei der Auswahl der Bewerbungen immer im Mittelpunkt steht", sagt Ingrid Trantenroth-Scholz, die zurzeit bei der Sichtung der erneut umfangreichen Bewerberpost für das Ausstellungsjahr 2018 ist. Die studierte Grafikerin und Kunstpädagogin, die in Kontakt mit den Künstlern die Schauen vorbereitet, macht ihren Teamkollegen Vorschläge: "Aber entschieden wird im Herbst gemeinsam." Darauf legt sie Wert.

Was reizt Künstler aus vielen Teilen Deutschlands und den Beneluxstaaten daran, auf dem "platten Land" auszustellen? "Nun, Internet, Mund-zu-Mund-Propaganda und bekannte Namen, die hier schon ausstellten, haben sicher geholfen, uns bekannt zu machen", glaubt die Kuratorin.

Dr. Rosenbaum betont die Rolle des Kunstvereins als "Sprungbrett" und verweist auf heute bekannte Persönlichkeiten der Kunstszene, die im Horster Hof erste Ausstellungen hatten: René Schoemakers aus Kleve etwa, heute Kunstprofessor in Dortmund oder Gereon Krebber, Professor an der Kunstakademie Düseldorf.

Hohen Anspruch verbindet der Verein auch mit eigenen Katalogen, Künstler-Editionen sowie der jährlichen Kunst-Versteigerung. Wenngleich man neben der Kreissparkasse, gern weitere Sponsoren für diese Aktivitäten gewinnen möchte -leicht ist diese Aufgabe nicht.

Dass unter den aktuell 110 Mitgliedern wenige unter 30 zu finden sind, wird nicht verhehlt. Vorstandsmitglied Maria Sieberg, Kunstlehrerin an der Betty-Reis-Gesamtschule Wassenberg, habe sich deshalb der "Jugendarbeit" verschrieben. Sie besucht mit Jugendlichen die Ausstellungen. Auch eine kleine Schau mit Fotomontagen gestalteten Gesamtschüler bereits im Horster Hof. Weitere solcher Aktivitäten sind geplant.

(RP)
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