Muttertier bei Unfall getötet Zwei Rehkitze vor dem Mäh-Tod gerettet

Krefeld · Am Flünnertzdyk wurden durch den Einsatz einer privaten Wärmebildkamera zwei Rehkitze in einem Feld gefunden, das kurze Zeit später gemäht wurde. Die Verwaltung überlegt nun, in die moderne Such-Technik zu investieren. Beide Rehkitze waren verwaist.

  Jedes Jahr zur Ernte werden zahlreiche noch hilflose Tiere durch die Messer der Mähmaschinen getötet oder verletzt. Das kann durch den Einsatz von Drohnen mit Wärmebildkameras verhindert werden.

 Jedes Jahr zur Ernte werden zahlreiche noch hilflose Tiere durch die Messer der Mähmaschinen getötet oder verletzt. Das kann durch den Einsatz von Drohnen mit Wärmebildkameras verhindert werden.

Foto: dpa/Bodo Schackow

Zum zweiten Mal binnen weniger Tage wurden in Krefeld zwei Rehkitze gefunden, deren Mutter im Verkehr zu Tode gekommen ist. Die beiden Jungtiere wurden, wie ihre Artgenossen in der vergangenen Woche, in die Obhut des Tierheims übergeben. Doch anders als die Jungtiere aus dem Forstwald wurden die nun am Flünnertzdyk gefundenen Tiere nicht durch Hunde und suchende Helfer aufgespürt, sondern unter Einsatz modernster technischer Mittel: mit einer Infrarot-Drohne.

Für Torger Kugler, den zuständigen Verantwortlichen bei der Jagd- und Fischereibehörde, ist das ein Zeichen dafür, wie die Zukunft aus seiner Sicht aussehen sollte. Schon nach dem Auffinden der ersten Kitze hatte der Experte darauf hingewiesen, dass die ausgereifte und am Markt etablierte Technik zukünftig auch in Krefeld genutzt werden könnte. Die Krefelder Stadtverwaltung prüft aktuell Ansätze zu mehr Tierschutz und will diesbezüglich mit Jägerschaft und Landwirten den Austausch suchen. „Das Problem ist, dass diese Geräte vergleichsweise teuer sind. Sie kosten im Bereich von 7000 bis 8000 Euro aufwärts. Das ist für einen Landwirt schon eine große Investition“, sagt der Fachmann.

Dabei hat er – darum auch der Hinweis auf Landwirte  – nicht nur das Auffinden mutterloser Jungtiere im Fokus. Dies ist eher ein Zusatznutzen. Eigentlich sind diese Fälle vergleichsweise selten, auch, wenn sie sich in Krefeld derzeit zu häufen scheinen. Viel gefährlicher für die Jungtiere sei eigentlich, wenn Wiesen für die Heuproduktion gemäht werden. „Wird eine Wiese mit hohem Gras gemäht, dann ist der Landwirt zunächst dafür verantwortlich, keine Wildtiere zu schädigen. Dabei geht es auch nicht allein um Rehkitze, sondern auch um Gelege von bodenbrütenden Vögeln wie Fasanen oder um Feldhasen“, beschreibt Kugler die Situation. Diese könnten mit wärmesuchenden Drohnen vergleichsweise sicher aufgefunden werden. „Das Problem ist, dass all diese Tiere im Normalfall kein Fluchtverhalten aufweisen, sondern besonders im Fall der Kitze als einzige Überlebensstrategie haben, sich fest an den Boden zu drücken und unauffindbar zu sein. Das aber ist gegen einen großen Mäher natürlich eine schlechte Strategie“, erklärt der Experte.

Generell sei das dann auch für die Landwirte ein Problem. „Wenn ein Fall eines bei der Mahd getöteten Wildtieres auf meinen Schreibtisch kommt, dann muss ich mir diesen erst einmal kritisch anschauen und mir die Frage stellen, ob der Verlust auch vermeidbar gewesen wäre. Es liegt wie in der grundsätzlichen Verantwortung des Landwirts, dies zu verhindern“, erläutert Kugler. Aktuell gebe es solche Fluggeräte mit Wärmebildkamera nur im Privatbesitz in Hüls. Mit einer solchen wurden nun auch die Tiere am Flünnertzdyk aufgefunden. „Der ganz große Vorteil der Drohnen ist, dass ich mit einem Überflug, gerade in den frühen Morgenstunden, wenn die Umgebung kühl ist, zuverlässig alle warmblütigen Lebewesen auffinde. So kann ich mit einer Drohne problemlos zwanzig bis fünfundzwanzig Hektar in einer Stunde absuchen. Mit einem Hund schaffe ich vielleicht einen bis zwei Hektar. Danach ist der Hund geschafft und benötigt eine Pause. Die Drohne hingegen braucht nur ein paar frische Akkus, damit es weitergehen kann. Das heißt: Ich schaffe einen Vielfaches der Fläche mit deutlich mehr Erfolg“, erläutert der Experte.

Kugler ist überzeugt: Davon würden alle profitieren. „Der Landwirt kann seiner Schadenverhütungspflicht, wie es juristisch heißt, mit geringem Aufwand und geringer zeitlicher Einschränkung zuverlässig nachkommen und ist sicher. Wir schützen die Wildtiere und haben eben auch wie in den aktuellen Situationen die Möglichkeit, Tiere aufzufinden. Es erhöht einfach unsere Möglichkeiten und das zu im Kosten-Nutzen-Verhältnis mehr als moderatem Aufwand“, sagt Kugler.

Die Krefelder Stadtverwaltung sucht nach den jüngsten Entwicklungen mit Wildunfällen mit verschiedenen Ansätzen nach Möglichkeiten des Schutzes für die Tierwelt. Drohnen sind eine der möglichen Lösungen. Der aktuelle Fall am Flünnertzdyk zeigt, wie hilfreich die Technologie ist und sein kann. Zumal die Tiere auf diese Art schneller gefunden werden und so in weit besserem Allgemeinzustand in die Obhut der Pflegekräfte kommen, falls das Muttertier verunglückt ist. Dadurch steigen die Überlebenschancen drastisch. Am Ende hat vermutlich genau die lange Zeit der fehlenden Versorgung dazu geführt, dass die beiden Kitze aus Forstwald am Ende nicht überlebt haben. Kugler hofft, dass künftig durch technische Unterstützung die Überlebenschancen aller Wildtiere deutlich erhöht werden. Das wäre nicht nur im Sinne der Wildtiere, sondern auch eine tolle Unterstützung all derjenigen Personen, Jäger wie Naturschützer, welche sich für eine lebendige und vielfältige Tierwelt mit viel Engagement einsetzen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort