Denkmalförderung in Krefeld Zusage - 450.000 Euro für das Jugendstil-Klärwerk

Krefeld · Ein Klärwerk wie eine Kathedrale: In Uerdingen gammelt seit Jahrzehnten ein besonderes Bauwerk vor sich hin. Eine einzigartige politische Allianz über die Parteigrenzen hinweg hat nun einen Betrag von 450.000 Euro aus einem Sondertopf in Berlin zum Erhalt des Denkmals losgeeist.

 Trotz des maroden Zustands lässt das als Klärwerk in Uerdingen erahnen, welch ein Architekturjuwel dort einst seine Pracht entfaltet hat.

Trotz des maroden Zustands lässt das als Klärwerk in Uerdingen erahnen, welch ein Architekturjuwel dort einst seine Pracht entfaltet hat.

Foto: Fotofreunde Krefeld

Es gibt Gebäude, die lösen Verwunderung aus, dass es sie gibt. Das alte Uerdinger Klärwerk gehört dazu. Ein Zweckbau, Abwasser gewidmet, ist in einer Weise schön, mindestens: so ambitioniert gestaltet, wie man es eher bei Museen, Kirchen oder sonstigen Tempeln der Kultur erwartet. Symmetrien, geschwungene Linien, Spiele mit Licht – es ist, als hätten die Erbauer den schnöden Zweck des Baus samt allen trüben Ingredienzien vergessen machen wollen.

Von diesem Charme haben sich viele einfangen lassen. Die neuen Eigentümer Christoph Becker, Klaus Korbmacher, Till Preis und Andreas Stöneberg sind zuallererst zu nennen. Landesministerin Ina Scharrenberg ist eine weitere, die sich bei einem Besuch vor Ort überzeugte. Und die Krefelder Bundestagsabgeordneten Otto Fricke (FDP), Ansgar Heveling (CDU), Kerstin Radomski (CDU) und Ulle Schauws (Die Grünen) sind schließlich diejenigen, die in Berlin gemeinsam einen Vorstoß zur Finanzierung des Denkmals unterstützten – mit Erfolg.

„Mit großer Freude geben wir die Zuteilung von Fördermitteln für das Uerdinger Klärwerk in Höhe von 450.000 Euro aus dem Sonderförderprogramm für Denkmalschutz des Bundes bekannt“, betonte das politische Quartett. Gemeinsam erklärten die Abgeordneten: „Sehr gern haben wir uns zusammen dafür eingesetzt, dass das Klärwerk die Fördergelder in Höhe von 450.000 Euro für die Sanierung und den Umbau erhalten wird. Wir sind sehr froh, dass es durch das gemeinsame Engagement gelungen ist, die Unterstützung der Denkmalförderung zur langfristigen Erhaltung der ehemaligen Reinigungsanlage nach Krefeld zu holen.“

 Geschwungene Formen und Rundungen finden sich auch im Innern des Jugendstil-Klärwerks in Uerdingen wieder.

Geschwungene Formen und Rundungen finden sich auch im Innern des Jugendstil-Klärwerks in Uerdingen wieder.

Foto: Ja/Jochmann, Dirk (dj)

Die ehemalige Reinigungsanlage, das Klärwerk in Krefeld-Uerdingen mit Klärhalle, Schieberhaus (beides 1908-1909) und Betriebsleiterwohnhaus (1920-1922) ist ein herausragendes Zeugnis der Krefelder Stadthygiene und eines der wichtigsten Denkmäler der Geschichte der Kläranlagen weit über Krefeld hinaus. Das Amt für Denkmalpflege im Rheinland bezeichnet die ehemalige Reinigungsanlage als „National wertvolles Kulturdenkmal“.

 Die Klärwerkfenster erinnern in ihrer Größe an die Schmuckstücke in Kirchen und Kathedralen.

Die Klärwerkfenster erinnern in ihrer Größe an die Schmuckstücke in Kirchen und Kathedralen.

Foto: Fotofreunde Krefeld

Das Klärwerk mit Haupt-, Maschinenhalle und Bremsberghaus wurde kurz nach Bau des 1903 bis 1905 erbauten Hafens in den Jahren 1908 und 1909 durch den Architekten Georg Bruggaier errichtet. Es belegt architektonisch und bedeutend als Industriedenkmal den konstruktiven Eisenbetonbau zu Beginn des 20. Jahrhunderts und zugleich auch den Jugendstil.

Es ist durch seine eigenständige Form noch heute eine Landmarke und ein Erkennungszeichen für die lange Industriegeschichte der Stadt, in der auch andere Industriebauten wie die ebenfalls Anfang des 20. Jahrhunderts errichteten Lagerhäuser auf dem Hafenkopf, die Hafendrehbrücke, oder auch der einzige Fabrikbau Mies van der Rohes in Europa, die Verseidag-Bauten an der Girmesgath, mit hohem gestalterischen Anspruch errichtet wurden. Nach einer Instandsetzung 1989/90 stand das Klärwerk 20 Jahre leer.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort