Krefeld Zuhälterei: Opfer wird in Rumänien als Zeugin gesucht

Krefeld · Ein 21-jähriger Krefelder soll seine Ex-Freundin schwer misshandelt und zur Prostitution gezwungen haben.

Ein Mann aus Krefeld muss sich wegen Zuhälterei, mehrerer Fälle der gefährlichen Körperverletzung und Vergewaltigung vor dem Krefelder Jugendschöffengericht verantworten. Der heute 23-Jährige soll seine Ex-Freundin mit brutaler Gewalt zur Prostitution gezwungen und die Einnahmen kassiert haben. Weil er im angeklagten Tatzeitraum noch unter 21 Jahre alt war, wird die Sache seit gestern vor dem Jugendschöffengericht verhandelt. Das bedeutet, dass der Angeklagte im Falle einer Schuld nach dem weitaus milderen Jugendstrafrecht verurteilt werden könnte. Dabei steht in erster Linie die Erziehung des Täters im Vordergrund. Die Vorwürfe unbeteiligt anzuhören fiel schwer. Sollten die Angaben des mutmaßlichen Opfers stimmen, musste die junge Frau Schreckliches durchmachen.

In seiner Wohnung an der Gladbacher Straße soll der Mann sie immer wieder misshandelt haben. Von nahezu täglichen Schlägen bis zur Bewusstlosigkeit, Nasen- und Rippenbruch und Vergewaltigung sprach die Staatsanwältin. Auch soll der Angeklagte die Frau mit einem Gürtel gewürgt haben, bis ihre Lippen blau anliefen. Damit habe er einen bestimmten Zweck verfolgt - die Frau gefügig zu machen, damit sie ihm viel Geld bringt.

Allerdings geht die Anklage davon aus, dass die Frau freiwillig mit ihm aus Rumänien nach Deutschland zog, um im Rotlichtmilieu zu arbeiten. Im November 2011 habe er sie in einer Bar in Tönisvorst untergebracht und ihren Lohn von mindestens 250 Euro täglich an sich genommen. Als sie schließlich nicht mehr als Prostituierte arbeiten wollte, habe er sie dazu gezwungen. Im Dezember 2011 habe sie dann in einem Bordell in Grefrath arbeiten und die Einnahmen wieder an den Angeklagten abgeben müssen.

Der Angeklagte verfolgte die Ausführungen der Staatsanwaltschaft scheinbar gelassen, die kantigen Gesichtszüge blieben ohne erkennbare Regung. Auf die Frage des Richters, ob er sich zu den Vorwürfen äußern wolle, antwortete sein Verteidiger, zur Zeit werde man keine Angaben machen. Damit war der gestrige Verhandlungstag beendet. Zwei Zeuginnen, darunter das Opfer, waren nicht zur Verhandlung erschienen. Das Gericht bestimmte drei weitere Termine im August und September. Bis dahin sollen die Zeugen in Rumänien ausfindig gemacht werden. Der Angeklagte befindet sich zur Zeit in Untersuchungshaft.

(BL)
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