Notfall-Simulation in Krefeld Zugeparkte Luisenstraße stoppte Feuerwehr

Krefeld · Feuerwehr und Ordnungsamt machen in gemeinsamen Aktionen unter dem Motto „Freie Fahrt für Rettungsfahrzeuge“ auf Missstände aufmerksam.

 Die Feuerwehr muss mit ihrer Drehleiter im Ernstfall schnell am Einsatzort sein. Zugeparkte Straßen sind dabei ein Hindernis.

Die Feuerwehr muss mit ihrer Drehleiter im Ernstfall schnell am Einsatzort sein. Zugeparkte Straßen sind dabei ein Hindernis.

Foto: Alexander Forstreuter

Bei einem Rettungseinsatz kommt es auf jede Minute, ja Sekunde  an. Ein Herzstillstand, der mehr als acht Minuten anhält, endet fast immer tödlich. Schon bei weniger als fünf Minuten sind Hirnschäden wahrscheinlich. Noch gefährlich kann das Einatmen von Rauch sein. Er raubt Menschen in kürzester Zeit das Bewusstsein und führt zu Atemstillstand. Drei Atemzüge in dichtem Rauch können schon zum Tod führen. Vor diesem Hintergrund ist jedes Hindernis bei einer Rettungsfahrt von immenser Bedeutung. Das ist nicht jedem klar.

Angesichts der Erfahrungen der Krefelder Rettungskräfte aus ihren Einsätzen, dass die Rettungswege in engen Straßen immer häufiger zugeparkt sind, machen Feuerwehr und Ordnungsamt in gemeinsamen Aktionen unter dem Motto „Freie Fahrt für Rettungsfahrzeuge“ gelegentlich auf diesen Missstand aufmerksam. Aktuell trafen sich die Beteiligten um an verschiedenen Straßen in der Innenstadt Engstellen und Gefahrenschwerpunkte aufzuzeigen. Der Fachbereich Sicherheit und Ordnung hat mit drei Mitarbeitenden teilgenommen und zusätzliche Erkenntnisse für die Überwachung des ruhenden Verkehrs gewonnen. An den Engstellen wurden zudem Fotos gefertigt, die den Stadt- und Verkehrsplanern im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht übersandt werden.

Treffpunkt war die Seidenstraße. Auf dieser Einbahnstraße ist es grundsätzlich erlaubt, auf beiden Seiten der Straße zu halten und zu parken. Da die Seidenstraße aber in ihrem Verlauf auch eine 90 Grad Kurve aufweist, ist es dort in der Vergangenheit bereits zu Problemen bei der Durchfahrt der Löschfahrzeuge, insbesondere aber auch bei der Durchfahrt und Aufstellung der Drehleiter bei Einsätzen gekommen. Bei der Aktion wurde dort kein Falschparker (im Kurvenbereich) angetroffen, jedoch zeigt diese Straße deutlich, welche Problemstellung für die Einsatzkräfte bestehen, die Einsatzstelle ohne zeitliche Verzögerung zu erreichen.

Daran anschließend ging die Fahrt weiter über die Neue Linner Straße links in die Mariannenstraße. Eine Durchfahrt ohne Zeitverzögerung ist auch dort absolut davon abhängig, dass alle Verkehrsteilnehmenden korrekt  und mit dem notwendigen Abstand zueinander parken. Eine notwendige Durchfahrtsbreite von drei Metern ist in diesen Straßenzügen selten gegeben. Die Drehleiter hat eine Fahrzeugbreite von zweieinhalb Metern. Bei einer Fahrzeuglänge von zehn Metern ist es unbedingt notwendig, dass eine möglichst gerade verlaufende Fahrspur nutzbar ist. Ansonsten besteht die Gefahr, dass das Drehleiterfahrzeug förmlich in der Straße stecken bleibt und der Einsatzort nicht erreicht werden kann.

Die Drehleiter ist in erster Linie ein Hubrettungsfahrzeug. Es wird immer dort unmittelbar eingesetzt, wo Menschen aufgrund eines Brandereignisses ihre Wohnung in den Obergeschossen eines Hauses nicht mehr über den Treppenraum verlassen können. Diese Personen stehen wegen der Hitze und des Brandrauches häufig bereits beim Eintreffen der Feuerwehr an den geöffneten Fenstern und müssen mit der Drehleiter sofort gerettet werden. Ein erschwertes und somit zeitverzögertes Erreichen der Einsatzstelle kann also scherwiegende Folgen haben.

Die weitere Fahrt ging dann über die Luisenstraße. Dort war es besonders knapp, da dort zu den parkenden Fahrzeugen auch noch eine Baustelle besteht. Der Maschinist benötigte bei der Durchfahrt einen zusätzlichen Einweiser. Kurz hinter dem Stephanplatz war dann endgültig Schluss. Der gesamte Verlauf der Luisenstraße zwischen Stephanplatz und Schwertstraße war derartig zugeparkt, dass dort kein Feuerwehrfahrzeug passieren konnte.  Eine Erreichbarkeit der dortigen Mehrfamilienhäuser im Brandfall war somit im Aktionszeitraum nur aus der Ferne möglich. Dort hätte ein Löschangriff einen hohen personellen, taktischen und technischen Aufwand bedeutet. Alle notwendigen Einsatzgeräte müssten vom Fahrzeug zur Einsatzstelle gebracht werden. Eine notwendige Menschenrettung wäre in einem solchen Falle dort nur über eine tragbare Leiter möglich gewesen.

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