Krefeld Zu wenige internationale Lehrer

Krefeld · Jeder vierte Schüler in Krefeld hat ausländische Wurzeln. Lehrer mit internationalem Hintergrund sind in der Seidenstadt aber absolute Mangelware. Jetzt soll ein neues Projekt am Berufskolleg Vera Beckers Lehrer mit Migrationshintergrund finden. 80 Schüler haben Interesse.

Im deutschen Bildungssystem sind Frauen allgegenwärtig. Ob in Kindergarten, Grundschule oder weiterführender Schule – der Anteil von Erziehern und Lehrern männlichen Geschlechts ist verschwindend gering. Noch seltener trifft man auf Pädagogen mit Migrationshintergrund.

"Dabei spiegeln unsere Schülerzahlen die Gesellschaftsstrukturen eigentlich ganz gut wider. So haben wir in Krefeld etwa 25 Prozent Schüler mit Zuwanderungsgeschichte", erklärt Hedwig Schomacher, Schulleiterin am Berufskolleg Vera Beckers. "Lehrer mit internationalem Hintergrund sind jedoch absolute Mangelware", berichtet Schomacher. Nur etwa ein Prozent der Kollegien entsprächen diesem Profil.

Männliche Vorbilder wichtig

Auch der Schulleiter des Ricarda-Huch-Gymnasiums, Uwe Roscheck, sieht einen großen Bedarf an solchen männlichen Lehrkräften: "Es ist leider so, dass Jungen mit Zuwanderungsgeschichte eine größere Schuldistanz haben und sich eher im Sport beweisen wollen als in anderen Unterrichtsfächern. Gerade für sie wären männliche Vorbilder aber wichtig." Ein "klares Wort zur rechten Zeit" habe in dieser Schülergruppe auf jeden Fall bessere Wirkung, wenn es von einem Lehrer ausgesprochen würde. "Zu viele Frauen im Bildungsumfeld sind sehr schwierig für die Identitätsentwicklung dieser jungen Männer", meint Roscheck.

Um für die Zukunft endlich mehr männliche Lehrkräfte mit ausländischer Herkunft gewinnen zu können, starten die Schulleiter in Krefeld nun ein neues Projekt. Unter dem Motto "Ich habe es geschafft. Du kannst es auch!" veranstaltet das Vera Beckers Berufskolleg in der kommenden Woche einen Workshop, der sich ausschließlich an Jungen mit Zuwanderungsgeschichte richtet.

In fünf Workshops können die jungen Männer sich der Frage stellen, ob der Lehrerberuf eine Option für ihr zukünftiges Berufsleben wäre. Von der Frage "Bin ich für den Lehrerberuf überhaupt geeignet?", über "Was macht guten Unterricht eigentlich aus?" bis hin zu "Wege in den Lehrerberuf, vom Stipendium bis zum Studium" werden an diesem Tag viele wichtige Fragen rund um das Thema vertieft.

Workshop: "Ich als Lehrer"

Im Workshop "Rollenspiele – Ich als Lehrer" können die Schüler schon einmal ausprobieren, ob sie sich am Lehrerpult überhaupt wohlfühlen. Jeder der Workshops wird natürlich von einem männlichen Lehrer mit Migrationshintergrund geleitet. Bisher haben sich rund 80 Schüler vieler Krefelder Schulen angemeldet. "Wir möchten mit diesem Workshop für den Lehrerberuf werben", sagt Uwe Roscheck. "Die Kollegien warten darauf, dass es endlich internationaler zugeht und Lehrer hinzukommen, die sich mit Sprache und vor allem Kultur auskennen."

(RP)
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