Sorge vor Repressalien Krefelder Polizei schützt die drei verdächtigen Frauen nach dem Brand im Zoo

Krefeld · Drei Frauen aus Krefeld sind die mutmaßlichen Verursacher für den Großbrand im Affentropenhaus des Zoos, bei dem mehr als 30 Tiere starben. Im Internet werden sie massiv angegriffen. Die Polizei schützt ihre Identität.

 Kriminalhauptkommissar Gerd Hoppmann zeigt eine von vier sichergestellten Himmelslaternen. Oberstaatsanwalt Jens Frobel und Zoo-Sprecherin Petra Schwinn hören ihm zu.

Kriminalhauptkommissar Gerd Hoppmann zeigt eine von vier sichergestellten Himmelslaternen. Oberstaatsanwalt Jens Frobel und Zoo-Sprecherin Petra Schwinn hören ihm zu.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die mutmaßlichen Verursacher des Brandes im Krefelder Zoo, bei dem in der Neujahrsnacht das Affenhaus mit mehr als 30 Tieren ein Opfer der Flammen wurde, sind identifiziert. Davon geht Kriminalhauptkommissar Gerd Hoppmann aus. Der Chefermittler befürchtet, dass die drei Frauen – eine Mutter und ihre beiden erwachsenen Töchter – Repressalien ausgesetzt sein könnten. Polizei und Staatsanwaltschaft sind bemüht, keine Hinweise zu geben, die die Identität der drei Krefelderinnen offenbaren würden. Um die beschuldigten Frauen zu schützen, gaben die Ermittlungsbehörden auch keine Details zur Flugdistanz und zum Abflugort der Himmelslaternen bekannt.

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Der Tag nach dem Affenhaus-Brand von Krefeld

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Foto: dpa/Christoph Reichwein

Den drei Krefelder Frauen wird gemeinschaftliche fahrlässige Brandstiftung vorgeworfen. Laut Hoppmann sei davon auszugehen, dass eine Person die Laterne festhielt,  während eine andere die Lichtquelle angezündet habe. Sie müssten sich in der Folge wahrscheinlich sowohl zivilrechtlich als auch strafrechtlich verantworten. Ihnen droht eine Geldstrafe oder eine Gefängnisstrafe von bis zu fünf Jahren. Zivilrechtlich könnten die Beschuldigten zu Schadensersatzzahlungen herangezogen werden. Ein Neubau dürfte sich laut Zoodirektor Wolfgang Dreßen im deutlich zweistelligen Millionenbereich bewegen.

Den Tatverdächtigen, die sich ohne rechtlichen Beistand der Polizei gestellt hatten, tue „es unendlich leid“, welche dramatischen Folgen durch das Aufsteigenlassen der in Nordrhein-Westfalen verbotenen asiatischen Himmellaternen entstanden seien. Es laste ein enormer Druck auf diese Personen, erklärte Hopp am Donnerstag im Polizeipräsidium am Nordwall. Kostenpflichtiger Inhalt Im Internet gibt es regelrecht Hetzkampagnen und Drohungen gegen die Verursacher des Großfeuers im Zoo. Die seien derzeit noch allgemeiner Art und hätten bislang keine „konkreten Formen angenommen, die ein Eingreifen der Polizei“ notwendig machten, sagte Hoppmann.

Die Ermittlungen wegen „fahrlässiger Brandstiftung“ sind gewissermaßen auf der Zielgeraden. Die Frauen hätten angegeben, in der Silvesternacht fünf Himmelslaternen gestartet zu haben. Vier davon seien in der Nähe des Brandherdes gefunden worden und aufgrund handschriftlicher Neujahrsgrüße eindeutig zuzuordnen. Die fünfte habe mit allergrößter Wahrscheinlichkeit das Plexiglasdach entzündet.

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Diese Tiere starben beim Brand im Krefelder Zoo

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Foto: Vera Gorissen

Plexiglas ist nach Industrieangaben brennbar und entzündet sich demnach schon bei Temperaturen um 450 Grad Celsius. Eine Kerzenflamme oder Brennpaste wird deutlich heißer – bis zu 1300 Grad. Im 1975 entstandenen Affentropenhaus habe es noch vor wenigen Wochen eine Brandschutzprüfung ohne negativen Befund gegeben, erklärte Zoo-Sprecherin Petra Schwinn. Das Gebäude sei versichert. Über die Höhe der Versicherungssumme machte sie gestern keine Angaben.

Kostenpflichtiger Inhalt Oberbürgermeister Frank Meyer erklärte noch am Unglückstag, dass nun die Stadtgesellschaft gefordert sei, um den Fortbestand der Menschenaffenzucht und -haltung in Krefeld zu gewährleisten. Die Spendenbereitschaft in der Stadt und über deren Grenzen hinaus ist nach Aussage des Zoos immens. Gestern gaben auch Vertreter von CDU und SPD zu erkennen, dass sie in konstruktive Gespräche über die Zukunft des Zoos nach dem Großbrand, bei dem fünf Orang Utans, zwei Gorillas, ein Schimpanse, viele Kleinaffen und Vögel starben, eintreten wollen. Jürgen Wettingfeld (CDU) hält es für notwendig, alle Informationen zu sammeln und abschließend zu klären, in welcher Höhe sich die Mehrheitsgesellschafterin der gemeinnützigen Zoo-Gesellschaft – die Stadt Krefeld – an den finanziellen Lasten für ein neues Affenhaus mitsamt Außenanlage beteiligen wolle. Björn Rüsing, SPD-Geschäftsführer, kündigte gemeinsame Gespräche von Verwaltung, Politik, Zoofreunden und Zoo an. Schon in der kommenden Woche werde Zoodirektor Wolfgang Dreßen an einer Konferenz des Verwaltungsvorstands teilnehmen, um Grundlegendes zu besprechen. Bis dahin steht für den Zoo, dessen Besucher und Mitarbeiter Trauerarbeit im Vordergrund, betonte Petra Schwinn.

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