Krefeld Graureiher-Plage im Krefelder Zoo

Krefeld · Die größte Graureiher-Kolonie am gesamten Niederrhein findet man im Krefelder Zoo: 60 Brutpaare haben sich dort eingenistet, stehlen Futter und greifen Tiere an. Pelikane mussten bereits umziehen.

Elbsee ist Quartier für Wasservögel
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Elbsee ist Quartier für Wasservögel

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Im dortigen Buchenwald nisten inzwischen über 60 Brutpaare der unter Naturschutz stehenden Vögel. Was sich erstmal gut anhört, wird für den Zoo immer mehr zu einem ernstzunehmenden Problem. Denn die Graureiher ernähren sich vom Futter der Zootiere. Die Pelikane mussten jetzt vor den Reihern regelrecht in Sicherheit gebracht werden. In den vergangenen Jahren sei es "selten bis nie" zu solch massiven Störungen durch die Graureiher gekommen, teilte der Zoo mit.

"Unsere Pelikane mussten vergangene Woche in das Winterquartier umziehen", so der Zoo, "Grund hierfür ist die starke Bedrängung unserer Tiere durch die ansässige Graureiherpopulation, so dass eine Nahrungsaufnahme nur noch eingeschränkt möglich war. Momentan werden bauliche Veränderungen rings um das Schildkrötenhaus ausgelotet um eine ungestörte Fütterung zu gewährleisten."

Bei allen Fütterungen, deren Zeiten den Vögeln bestens bekannt sind, sitzen sie in Scharen in der Umgebung und schnappen Pelikanen, Seelöwen oder Fischottern das Futter weg. Besonders schlimm ist es bei den Pelikanen. Dort sind die Graureiher inzwischen so dreist, dass sie nicht nur die Fische schon in der Luft wegschnappen, sondern auch die Pelikane angreifen, die sich ihr Futter holen wollen.

Leicht wird es nicht sein, die Fischreiher, die zu den Schreitvögeln zählen, in die Schranken zu weisen. Ein Abschuss der bis zu zwei Kilo schweren Tiere, die in der weiteren Umgebung des Zoos äußerst selten vorkommen, ist verboten und auch nicht im Sinne des Zoos. Bewährt hat sich eine Netz-Lösung, wie sie im neuen Pinguin-Pool umgesetzt wurde. Denn auch bei den Pinguinen hatten die Reiher zuvor gerne geräubert. Besucher sahen die Vögel regelmäßig zu den Fütterungszeiten und amüsierten sich über die frechen Futter-Diebe.

Krefeld Zoo: Fotos vom Schmetterlingshaus
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Das Schmetterlingshaus im Krefelder Zoo

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Foto: Thomas Lammertz

Inzwischen hält die Reiher ein stabiles Netz von ihren Beutezügen ab. Diese Netze, die man auch an anderer Stelle im Zoo findet, beispielsweise bei den Schneeeulen, sind jedoch mehrere zehntausend Euro teuer. Aus der Portokasse kann der Zoo eine solche Ausgabe nicht mal eben zahlen. Deswegen werden wahrscheinlich bei einer Lösungsfindung auch die Zoofreunde gefragt, die schon oft bauliche Maßnahmen aus ihrem Spenden-Topf bezahlt oder zumindest mitfinanziert haben. Die Graureiher-Problematik beschäftigt den Zoo schon lange. 2001 zählte Ornithologin Veronika Huismann-Fiegen von der Nordrhein-Westfälischen Ornithologengesellschaft 43 Brutpaare und 59 Jungvögel. Und war überrascht: "Als ich mich zum ersten Mal intensiv mit dem Wildvögelbestand im Zoo beschäftigt habe, war ich sehr erstaunt. Bei meinen Beobachtungen habe ich nämlich ein Ungleichgewicht im Vogelvorkommen im Vergleich zu draußen festgestellt", sagt Veronika Huismann-Fiegen. Der Grund dafür war schnell gefunden: Das Zoo-Futter lockt die Vögel an. Denn außerhalb des Zoos sei der Lebensraum der Reiher weitestgehend zerstört worden. Auf den Feldern rund um Krefeld gebe es zunehmend weniger Mäuse, die der Reiher jagen könnte. Da kommt die Vollpension im zoologischen "Hotel" genau richtig.

Für den Zoo ist die Versorgung der fliegenden Mitfresser auch ein finanzielles Problem. Schließlich muss mehr Futter als eigentlich notwendig ausgegeben werden, damit auch alle Zootiere satt werden. Und das belastet die Kasse in immer höherem Maße. Dennoch wird es auch in Zukunft ein Miteinander von Zootieren und Reihern geben. Denn ganz sollen die stolzen Vögel auf keinen Fall aus dem Zoo verschwinden.

(RP)
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