Feuer im Krefelder Zoo „Das ist eine Tragik, die kann man sich gar nicht vorstellen“

Krefeld · In Krefeld ist das Entsetzen nach dem verheerenden Brand im Zoo groß. Mehr als 30 Tiere starben durch das Feuer. Darunter ist auch der bekannte Gorilla-Silberrücken „Massa“.

Zoo Krefeld: Feuer zerstört Affenhaus in Silvesternacht - alle Tiere tot
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Brand zerstört Affenhaus im Krefelder Zoo

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Foto: Samla Fotoagentur/samla.de

Am Neujahrsmorgen herrscht Fassunglosigkeit bei vielen Krefeldern. „Ich wohne seit meiner Kindheit hier in der Nähe des Zoos, das ist eine Tragik, die kann man sich gar nicht vorstellen“, sagt eine Anwohnerin. Im Tageslicht wird das Ausmaß der Zerstörung deutlich: Das Affenhaus ist komplett niedergebrannt, nur Fensterrahmen und einige Stahlstreben sind noch erkennbar. Mehr als 30 Tiere starben. Unter ihnen sind Schimpansen, Orang-Utans und zwei ältere Gorillas, außerdem Flughunde und Vögel.

Am Morgen haben sich zahlreiche Zoo-Mitarbeiter und Tierpfleger auf dem Gelände versammelt. Die Fahnen des Zoos wehen auf Halbmast als Zeichen der Trauer. Viele der Mitarbeiter weinen, liegen sich in den Armen. „Die Trauer ist groß, es ist wie ein Trauma“, sagt ein Betroffener. Auch viele Krefelder Bürger sind gekommen, manche stellen Kerzen auf. Oberbürgermeister Frank Meyer schrieb bei Facebook, dass es eine Tragödie sei, was sich in der Nacht im Zoo abgespielt habe. „Die Betroffenheit vor Ort war so groß und schmerzhaft. Ich danke allen Helfenden, die in dieser Neujahrsnacht ihr Bestes gegeben haben.“ Fußball-Drittligist KFC Uerdingen hat auf Facebook ebenfalls mit Entsetzen reagiert: "Wir sind zutiefst bestürzt und werden uns in den kommenden Tagen Gedanken dazu machen, wie wir am besten helfen und unterstützen können."

Unter den Tieren, die durch den Brand verendeten, ist auch der Gorilla „Massa“. Entsprechende Berichte bestätigte die Zoo-Leitung am Mittag des Neujahrstages. „Ich kenne Massa, seit ich klein bin, ich habe ihn aufwachsen gesehen“, sagt die Anwohnerin. Der Silberrücken war 48 Jahre alt und der älteste Zuchtgorilla in Europa. Seit 1975 lebt er im Krefelder Zoo. Zwei regelmäßige Zoo-Besucher waren erst vor zwei Tagen im Affenhaus. „Wir haben uns noch verabschiedet von Massa und gesagt, hoffentlich sehen wir uns wieder - er ist ja schon so alt“, sagt der Zoo-Fan. Die Trauer ist groß, auch um die Orang-Utan-Dame Lea und ihre dreijährige Tochter, die ebenfalls zu den Publikumslieblingen zählten. Im benachbarten Restaurant "Cafe´des Sol" hatten die Gäste gerade auf das neue Jahr angestoßen, als sie gegen 0.30 Uhr das Feuer sahen. "Ein Gast hat sich sofort einen Feuerlöscher geschnappt, und veruschte zu löschen, alle waren völlig verzweifelt", sagt Mitarbeiterin Julia Pasthy.

Der Deutsche Tierschutzbund hat am Morgen bereits auf den Vorfall reagiert und Sicherheitszonen gefordert. „Wir sind geschockt (...) Sollten wirklich Feuerwerkskörper den Brand verursacht haben, wäre dies ein schrecklicher Beleg dafür, welche dramatischen Folgen unkontrollierte Böllerei haben kann.“ An Orten, an denen viele Tiere lebten, wie Zoos, Tierheime und landwirtschaftliche Betriebe, sollten private Silvesterfeuerwerke untersagt werden, sagte James Brückner vom Deutschen Tierschutzbund.

Brand im Zoo Krefeld: Gorillas, Schimpansen, Flughund - diese Tiere sind verendet
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Diese Tiere starben beim Brand im Krefelder Zoo

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Foto: Vera Gorissen

Eine Anwohnerin findet es merkwürdig, dass das Feuer in jener Nacht ausbrach, als erstmals wieder eine Fußgängerbrücke geöffnet war, die über das Zoogelände führt. Die Überführung, die zwei Parkplätze verbindet, geht nah am Affenhaus vorbei und soll für jedermann begehbar gewesen sein.

Zoo Krefeld: Feuer in Affenhaus - Fotos vom Tag nach Brand
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Der Tag nach dem Affenhaus-Brand von Krefeld

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Foto: dpa/Christoph Reichwein

Der Brand ist auch eine Tragödie für den Artenschutz: Die Schimpansen Charly (46), sein Sohn Limbo (25) und das Weibchen Bally (46) gehören zu einer höchst bedrohten Unterart aus Westafrika: Pan troglodytes verus. Erst Ende Oktober waren die beiden Weibchen Lara (37) und Molly (35) aus dem Krefelder Zoo in den Welsh Mountain Zoo nach Wales gezogen, wo sie für Nachwuchs sorgen sollen. Der Krefelder Zoo wollte seine Gruppe 2022 wieder aufbauen. Bis dahin sollte der 1300 Quadratmeter große Schimpansenwald fertiggestellt werden.

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