Im Krefelder Zoo Nachwuchs bei den Hyazinth-Aras
Krefeld · Erfolg und Misserfolg liegen manchmal nah beieinander. Während die Brut bei den Papageien erfolgreich war und ein gesundes Weibchen schlüpfte, gibt es bei den Pelikanen auch in diesem Jahr wieder keinen Nachwuchs.

Erfolgreiche Zucht bei den Papageien
Prächtig glänzt das blaue Gefieder des jungen Papageis. Vier Monate ist das Weibchen nun alt und fühlt sich offensichtlich wohl in seiner Voliere im Krefelder Zoo. Wie bedroht seine Art ist, davon ahnt der Hyazinth-Ara nichts. Auch ist es ihm völlig egal, dass er jetzt zum „Zootier des Jahres 2023“ gekürt wurde. Dafür freuen sich die Krefelder Tierpfleger umso mehr über die erfolgreiche Nachzucht bei den seltenen Vögeln.
Im Oktober 2022 schlüpfte das Araküken aus dem Ei. Zuvor hatte es im Sommer zwei fehlgeschlagene Brutversuche gegeben. Wie bei der letzten erfolgreichen Brut in 2021 ist es auch diesmal wieder ein Weibchen, das sich in die eigens eingerichtete Bruthöhle kuschelt. Inzwischen hat der Jungvogel das warme Nest bereits verlassen und hüpft fast selbstständig durch die Voliere gegenüber der Nashorn-Anlage.
In einigen Wochen dann, teilte der Zoo jetzt mit, soll der Krefelder Nachwuchs nach „Aralandia“ umziehen, einem eigens für Papageien im geschlechtsreifen Alter eingerichteten Ort im Grünen Zoo Wuppertal. In dieser „Hochzeitvoliere“ für Aras kann die Kleine dann mit etwas Glück den Partner fürs Leben finden. Das Wuppertaler Zoo-Team wird die Annäherungsversuche mit Hilfe von moderner Technik überwachen und dokumentieren.
Moderne Technik kommt auch zum Einsatz, um die Sicherheit der Hyazinth-Aras zu gewährleisten. So musste der Jungvogel bereits Federn für die Gendatenbank lassen – ebenso wie seine Eltern auch schon. Die Gendatenbank hilft, damit der Vogel auch ohne seinen Identitätschip im Falle eines Diebstahls zweifelsfrei zugeordnet werden kann.
Wie wichtig eine solche Maßnahme ist, zeigt der Einbruch in den Krefelder Zoo im Jahre 2015. Damals hatte Profis das Hyazinth-Ara-Pärchen „Martha“ und „Jorge“ gestohlen, das 2013 in die Krefelder Anlage eingezogen war. Dass es sich bei den Einbrechern um Profis gehandelt haben muss, erklärte Tierpflegerin Yvonne Wicht damals so: „Die Schnäbel sind so stark, dass ein Hyazinth-Ara in der Lage ist, sogar eine Palmnuss, die als eine besonders harte Nuss gilt, mühelos zu knacken – ein Finger ist da bei laienhaftem Umgang schnell gebrochen.“ Ebenso wehrhaft könnten die Aras ihre messerscharfen Krallen einsetzen. Die geringen Federspuren in der leeren Voliere jedoch sprächen dafür, dass der oder die Täter gute Kenntnisse im Umgang mit den Vögeln gehabt haben müssen. Vermutlich wurden die wertvollen Vögel mit einem Kescher eingefangen. Auf dem Schwarzmarkt wurde 2015 bis zu 40.000 Euro für ein solches Ara-Pärchen gezahlt.
Die Heimat der großen, farbenprächtigen Papageien liegt in den Regenwäldern Mittel- und Südamerikas. Doch sind von den 19 bekannten Ara-Arten mehr als die Hälfte gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits ausgerottet. Bei den Hyazinth-Aras geht man von aktuell noch 4300 Tieren aus mit abnehmender Tendenz.
Einer der Hauptgründe für den dramatischen Rückgang der Bestandszahlen vieler Ara-Arten ist der Verlust ihres Lebensraumes durch die Ausbreitung der besiedelten und landwirtschaftlichen Flächen. Ihre Wälder fallen Viehweiden zum Opfer und die für Aras überlebenswichtigen Brut- und Futterbäume werden für die Holzgewinnung verwendet. So leiden immer mehr Aras unter „akuter Wohnungsnot“.
Die Kampagne „Zootier des Jahres“, die von der Zoologischen Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz initiiert wird, wird sich nun 2023 intensiv für den Schutz der Aras einsetzen. Partner sind die Gemeinschaft der Zooförderer, die Deutsche Tierpark-Gesellschaft und der Verband der Zoologischen Gärten.
Weniger Erfolg bei der Aufzucht hatte der Krefelder Zoo bei den Pelikanen. Wie berichtet hatten die Tierpfleger fünf Eier gegen handgefertigte Attrappen ausgetauscht, um sie im Brutkasten im Vogelhaus unter kontrollierten Bedingungen auszubrüten. Der Hintergrund: Nach ihrem Einzug in die neue Pelikan-Lagune im Sommer 2020 hatten mehrere Paare jeden Winter Eier gelegt und auch bebrütet. Kurz vor dem errechneten Schlupfdatum jedoch starben die Jungvögel in den Eiern.
Das wollten die Tierpfleger in diesem Winter verhindern und sorgten dafür, dass die vier Pelikaneier bei konstant 64 Prozent Luftfeuchtigkeit und 37,9 Grad Celsius bebrütet wurden. Regelmäßig wendeten sie zudem die Eier, die kurz vor dem Schlüpfen wieder den Eltern ins Nest gelegt werden sollten.
Doch es kam anders. Wie der Zoo mitteilte, wurde nur eins der fünf Eier befruchtet. In dem Ei waren auch Bewegungen zu erkennen, sodass die Pfleger vorsichtig versuchten, dem Küken beim Schlüpfen zu helfen. Doch das Kleine verstarb noch im Ei. Der Zoo erklärte: „Jetzt sind wir wieder im engen Austausch mit Universitäten und anderen Zoos, in denen erfolgreich Pelikane nachgezogen werden. Wir überprüfen nochmals alle Faktoren wie Krankheit der Küken, Krankheit der Elterntiere und Umweltbedingungen wie Luftfeuchtigkeit.“