Krefelder Benefiz Neuer Zonta Club hilft obdachlosen Frauen

Krefeld · Der frisch gegründete Zonta Club Krefeld am Rhein hat statt Eröffnungsfest digital Geld gesammelt. Davon wird in Kooperation mit der Diakonie eine Wohnung eingerichtet für Frauen, die keine Bleibe haben.

 „Den Frauen Wertschätzung zu vermitteln, ist zentral“, sagt Cornelia Pier, Päsidentin des Zonta Clubs Krefeld am Rhein. Eine schöne Wohnung habe auch mit Würde zu tun.

„Den Frauen Wertschätzung zu vermitteln, ist zentral“, sagt Cornelia Pier, Päsidentin des Zonta Clubs Krefeld am Rhein. Eine schöne Wohnung habe auch mit Würde zu tun.

Foto: Zonta

Seit knapp einem Jahr gibt es den Zonta Club Krefeld am Rhein, den zweiten seiner Art in Krefeld. Und seitdem planen die aktiven, berufstätigen Frauen ihre Charter-Feier, also eine Art feierliche Eröffnung. Doch das ursprünglich für den vergangenen Sommer geplante Fest musste nun bereits das zweite Mal aufgrund von Corona verschoben werden. „Dass es jetzt vermutlich möglich wäre ist bitter, aber wir brauchen Vorlauf und vor einigen Wochen war die Lage noch ganz anders. Bei unseren Gründungsfeiern kommt normalerweise einiges an Spendengeldern zusammen. Diese sollten an die Diakonie Krefeld & Viersen gehen, um ein Wohnprojekt für wohnungslose Frauen zu unterstützen. Nun musste die Feier wieder verschoben werden“, erläutert die Uerdinger Präsidentin Cornelia Pier.

Damit aber wollen sich die Frauen, die sich in vielen Bereichen sozial engagieren, nicht abfinden. Also organisierten sie unter dem Motto „Spenden jetzt – feiern später“ kurzerhand eine Online-Veranstaltung am vergangenen Sonntag. „Das Spendenaufkommen ist unglaublich. Wir wollen die Einrichtung für die Wohnung möglichst weitgehend finanzieren. Dafür wurde uns gesagt, dass ungefähr 10.000 Euro gebraucht würden. Mit unserem Online-Event haben wir ganze 12.290 Euro zusammengebracht. Wir Mitglieder packen nun noch etwas drauf, so dass wir insgesamt 15.000 Euro an die Diakonie übergeben können“, sagt die Tierärztin.

Für Diakonie-Geschäftsführer Ludger Firneburg ist das Engagement der Frauen unglaublich wertvoll. „Wir wollen für drei bis vier Frauen, die wohnungslos oder akut von Wohnungslosigkeit bedroht sind, eine Wohngemeinschaft bieten. Es soll vier Räume sowie Gemeinschaftsräume wie Bad, Toiletten und einen großen Flur, der auch als gemeinsames Ess- oder Wohnzimmer dienen kann, umfassen. Außerdem gibt es Sozialarbeiter, um die Frauen zu betreuen und ihnen einen Weg zurück in ein normales Leben zu zeigen“, erläutert er.

Das Projekt sollte es ohnehin geben. Im Oktober sollen die Räume bezugsbereit sein. „Durch Zonta haben wir jetzt viel mehr Luft in der Finanzierung. Das hilft natürlich enorm“, sagt Firneburg.

Die Wohnungseinrichtung dürfte mit der unerwartet großen Spende gesichert sein. „Uns ist wichtig, dass wirklich neue Möbel angeschafft werden. Dabei geht es weniger um den Nutzwert, als um das Zeichen, das wir senden wollen. Diese Frauen haben selten oder nie wirklich Wertschätzung erlebt. Ihnen diese zu vermitteln, zu zeigen, dass sie einen Wert haben, ist zentral“, erzählt Pier.

Überhaut sei es in ihren Augen das Wichtigste im Umgang mit Obdach- oder Wohnungslosen, Respekt zu zeigen. „Das beginnt schon beim Gang durch die Stadt. Derzeit wird man oft angesprochen und um Geld gebeten. Allen etwas zu geben ist für die meisten Menschen nicht möglich. Aber man kann respektvoll reagieren, nicht abwertend. Damit ist für die Menschen schon einiges gewonnen“, sagt Pier und erhält auch Zustimmung von Firneburg.

Das aktuelle Engagement ist, da sind beide einig, nur ein Tropfen auf den sprichwörtlichen heißen Stein. Doch es soll einerseits zumindest einigen Frauen helfen, andererseits aber auch einen Trend einläuten und ein Zeichen setzen. Dass dieses auch von vielen anderen Menschen als notwendig angesehen wird, zeigt für Pier die hohe Spendenbereitschaft bei der virtuellen Charterfeier. „Normalerweise läuft es so, dass wir einen wirklich tollen Abend mit Programm, gutem Essen und Getränken organisieren. Dafür zahlen die Gäste dann einen guten Eintritt, von dem ein gewisser Teil dann die Spende ist. Aber diesmal gab es ja faktisch kaum einen Gegenwert. Trotzdem haben wir diese unglaubliche Summe erzielt. Das ist schon beeindruckend“, befindet die Veterinärin.

Der Stolz in ihrer Stimme ist dabei absolut hör- und spürbar. Dass sie und ihre „Zontians“ mit Hilfe der Spender einen großen Teil zum Erfolg des Diakonie-Projektes beitragen, erfüllt sie mit Befriedigung. Es soll aber nicht dabei bleiben. „Zonta ist ein Zusammenschluss von Frauen, der sich immer dafür einsetzt, benachteiligten Frauen zu helfen und sich in die Gesellschaft einzubringen. Das wollen wir natürlich tun. Dieses Event und das tolle Ergebnis unserer Spendeninitiative ist ein wunderbarer Anfang dafür“, befindet die Präsidentin.

Die Wohnung ist bereits gefunden und die Renovierung nähert sich dem Ende. Wo sie sich befindet, möchten die Beteiligten aber nicht verraten. „Wir sind überzeugt, dass es keine Probleme geben wird. Die allermeisten Nachbarn werden vermutlich nicht einmal bemerken, dass sich dieses Projekt direkt nebenan befindet. Dennoch sind die Vorbehalte in der Bevölkerung da, das zeigt die Diskussion um das städtische Projekt im Südbezirk. Wir wollen einfach keine schlafenden Hunde wecken“, sagt Firneburg. Den Frauen im Projekt soll der Rückweg in die Gesellschaft so positiv wie möglich gestaltet werden – Ablehnung haben sie zumeist genug erfahren.

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