Krefeld Zehn Prozent weniger Herz-Kreislauf-Tote

Krefeld · Zuversicht im Herzzentrum des Helios-Klinikums, aber noch keine Euphorie: Der Trend müsse sich erst verfestigen.

 Es ist ein kleiner Erfolg für das Krefelder Infarkt-Netzwerk um Rainer Ott (M.). "Aber eben nur ein kleiner", relativiert der Oberarzt.

Es ist ein kleiner Erfolg für das Krefelder Infarkt-Netzwerk um Rainer Ott (M.). "Aber eben nur ein kleiner", relativiert der Oberarzt.

Foto: T. Lammertz

Die gute Nachricht vorneweg: Im vergangenen Jahr sank die Zahl der Menschen, die in Krefeld an Herz-Kreislauf-Erkrankungen starben, um zehn Prozent. Laut den Daten des Statistischen Landesamts gab es insgesamt 864 Herz-Kreislauf-Tote. Damit gingen 33,9 Prozent aller Todesfälle auf das Konto von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Krebs-Erkrankungen folgten mit 26,4 Prozent an zweiter Stelle, vor Krankheiten des Atmungssystems mit 7,8 Prozent. "Damit waren die Herz-Kreislauferkrankungen, wie schon seit Jahrzehnten, die Todesursache Nummer eins in Krefeld", stellt Michael Lobscheid von der Krankenkasse IKK classic fest.

"Wir freuen uns natürlich über diesen Rückgang. Allerdings muss man abwarten, ob sich der positive Trend in den kommenden Jahren fortsetzt", sagt Dr. Rainer Ott, Leitender Oberarzt am Herzzentrum im Helios Klinikum. Richtig sei aber, dass Krefeld ein sehr gut funktionierendes Rettungssystem habe, das kontinuierlich verbessert werde.

Bei einem Infarkt entscheidet jede Minute über Leben und Tod. In Krefeld haben sich seit der Vernetzung von Rettungsdienst, Herzzentrum und niedergelassenen Ärzten die Behandlungszeiten deutlich verkürzt, von bis zu drei Stunden zu Beginn des Projektes in 2009 bis auf aktuell eine Stunde. "Deswegen ist es so wichtig, dass wir permanent schauen, wo es im Netzwerk noch hakt, und diese Fehler dann schnell beheben", erklärt Ott. Wenig Einfluss jedoch haben die Ärzte auf das Verhalten akut Gefährdeter. Noch immer dauert es durchschnittlich drei Stunden, bis sich Betroffene entschließen, endlich den Notarzt zu holen. "Das ist einfach zu lange. Ich kann nur jedem dringend raten, sobald er Symptome wie starke Schmerzen im Brust- oder Rückenbereich, Schweißausbrüche und dazu Übelkeit bei sich feststellt, sofort den Notruf zu wählen", warnt der Oberarzt. Besonders spät melden sich Frauen - das schlägt sich auch in den Zahlen nieder. Während 31,9 Prozent der Männer an Herz-Kreislauferkrankungen verstarben, waren es bei den Frauen 35,8 Prozent. Ein Grund: Sie zeigen meist nicht die eben genannten Symptome, sondern klagen eher über allgemeines Unwohlsein, Übelkeit und Oberbauchschmerzen. "Bis Frauen jedoch handeln, müssen die Schmerzen schon sehr stark sein. Hinzu kommt, dass der Irrglaube noch immer weit verbreitet ist, dass nur Männer Herzinfarkte bekommen. Das stimmt nicht", erklärt der Experte. Richtig ist jedoch, dass Herzkreislauf-Erkrankungen bei kaltem oder nassem Wetter zunehmen. Darauf weist auch die IKK classic hin. Michael Lobscheid: "Offensichtlich setzt die Kälte im Winter Herz-Kreislauf-Kranken mehr zu, als die sommerliche Hitze" Das bestätigt Rainer Ott: "Der Herzinfarkt beim Schneeschippen ist ja der Klassiker. Durch das kalte Wetter verengen sich die Herzkranzgefäße, die ungewohnte Anstrengung in Kombination mit Stress kann dann auch bei eigentlich nicht gefährdeten Menschen einen Infarkt auslösen."

Wer vorbeugen möchte, sollte besonders im Winter auf ausreichend Bewegung achten, das Rauchen wenigstens einschränken oder besser noch ganz lassen und sich mediterran ernähren. "Wichtig ist auch die Kleidung. Ich erlebe es gerade bei jungen Leuten immer wieder, dass sie sich das ganze Jahr über gleich kleiden. An das Wetter angepasste Kleidung ist aber besonders im Winter ein Muss", sagt der Experte und rät dazu, viel an die frische Luft zu gehen - auch wenn der innere Schweinehund mal wieder gar keine Lust auf einen Spaziergang hat und es sich lieber mit Weihnachtsplätzchen auf der Couch gemütlich machen würde.

(RP)
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