Krefeld Wolfgang Bosbach und Tom Buhrow — Die Steckenpferd-Ritter der Herzen

Krefeld · Im Jubiläumsjahr legte die Prinzengarde eine fantastische Steckenpferdverleihung hin – mit den Bläck Fööss und zwei Steckenpferdrittern, die sich in die Herzen der Zuschauer im ausverkauften Seidenweberhaus sangen.

Steckenpferd-Ritter seit 2004
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Im Jubiläumsjahr legte die Prinzengarde eine fantastische Steckenpferdverleihung hin — mit den Bläck Fööss und zwei Steckenpferdrittern, die sich in die Herzen der Zuschauer im ausverkauften Seidenweberhaus sangen.

Um 21.17 Uhr sagte Sitzungspräsident Rainer Küsters mitten in der Sitzung einen Satz, der Karnevalisten normalerweise Tränen der Trauer in die Augen getrieben hätte: "Insofern könnten wir die Sitzung jetzt schließen." Nichts war schiefgelaufen — dieser Satz gründete in der Besonderheit der Momente, die die fast 850 Besucher bei der Verleihung des Närrischen Steckenpferdes gerade erlebt hatten: Die Bläck Fööss, der diesjährige Steckenpferdritter Tom Buhrow und sein Vorgänger Wolfgang Bosbach sangen gemeinsam "En unserem Veedel" — der Saal sang aus voller Kehle mit, und der Karneval war in diesen Minuten unsterblich.

Rampensäue aus dem Rheinland

Krefeld: Tom Buhrow wird zum Steckenpferd-Ritter
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Krefeld: Tom Buhrow wird zum Steckenpferd-Ritter

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Die Prinzengarde im Glück: So vieles fügte sich zum Guten bei dieser 25. Steckenpferdverleihung im Jubiläumsjahr der Garde, die 2014 ihr 100-jähriges Bestehen feiert. Da waren vor allem die beiden Steckenpferdritter, die ein prächtiges Paar bildeten: WDR-Intendant Tom Buhrow und der CDU-Bundespolitiker Wolfgang Bosbach.

Beide Rheinländer (Buhrow stammt aus Troisdorf, Bosbach aus Bergisch Gladbach) beide hochkultivierte Rampensäue, beides gesegnet mit Witz, beide fähig zum Augenzwinkern (eine unterschätze Gabe des Herrn) und beide eine Leichtigkeit ausstrahlend, die ansteckend wirkte und den Saal in eine Stimmung tauchte, als hätten sich gerade alle achthundertfuffzich Mann im Saal endlich, endlich das längst fällige Du angeboten.

"Bläck Fööss" bieten Buhrow Wechsel an

Sodann gab es ein paar zentrale Programmentscheidungen, die sich als glücklich erwiesen: Konzentration auf Musik und das Beste nicht zum Schluss, sondern am Anfang. Präsident Küsters empfing die Bläck Fööss mit einem knappen "Die Legende lebt" — das vom Publikum textsicher begleitete Konzert der Kölner Band mündete in den ersten Auftritt von Tom Buhrow, der sich mit "Drink doch ene mit" dahin sang, wo Wolfgang Bosbach seit der Steckenpferdverleihung 2013 war: in die Herzen der Zuschauer. "Wenn de unzufrieden biss beim WDR, küsse zu uns", sagte danach "Bläck Fööss"-Musiker Erry Stoklosa zu Buhrow in schönstem Kölsch.

Als Bosbach dazustieß und alle zusammen "En unserem Veedel" anstimmten, war rasch klar: Das sind Momente, von denen man noch in Jahren erzählen wird — weißt du noch damals, der Buhrow und der Bosbach und die Bläck Fööss... Jener Satz des Präsidenten fasste genau dieses Gefühl der Fülle und des Glückens zusammen.

Bosbach erweist sich erneut als Menschenfischer

Die Sitzung ging natürlich weiter; und Bosbach zeigte wie schon vor einem Jahr, was ein rheinischer Menschenfischer ist. Holte ein kleines Steckenpferd aus einer Tasche — das Fohlen des Steckenpferdhengstes, den er 2013 verliehen bekam. Erklärte, was ein Wallach ist (rennt Stuten noch hinterher, weiß aber nicht mehr, warum) und nahm Buhrows Arbeitseifer auf die Schippe: Buhrow hätte bei den Tagesthemen 30 Minuten pro Tag gearbeitet; nun arbeite er als WDR-Intendant laut einer "Stern"-Stundentafel eineinhalb Stunden pro Tag — "eine glatte Verdreifachung der Arbeitszeit; das verdient Lob und Anerkennung".

Er sei ja eigentlich medienscheu, meinte er selbstironisch über sich — Jubel und Gelächter im Saal ob Bosbachs Allgegenwart in den Talkshows dieser Welt, — "aber ich überwinde mich immer wieder", fuhr er fort: Nochmal Jubel und Gelächter. Buhrows "Morgen" beim Betreten des WDR-Hauses deutete Bosbach rheinisch: Alles könne auf morgen verschoben werden. Und der Laudator bescheinigte Buhrow, dass der wisse, was Schmerzen sind: "Er ist Fan vom 1. FC Köln." So ging es Schlag auf Schlag.

Buhrow droht Bosbach mit Claudia Roth

Buhrow ahnte, dass er danach einen schweren Stand haben würde: "Er ist eine Rakete — wie soll man da bestehen", fragte er nach Bosbachs furioser Laudatio. Er bestand schon deshalb, weil er wie Bosbach sympathisch und natürlich wirkt. Mit Blick auf die kleinen Boshaftigkeiten über Arbeit im öffentlichen Dienst taufte Buhrow seinen Laudator um in Wolfgang Boshaft und wünschte ihm Claudia Roth an den Hals. Buhrow machte sich über Überkorrektheit lustig — bekannte, er sei im Hotel ein "Das Handtuch nur einen Tag-Benutzer", und lästerte über Brandschutzwahn: "Wenn ihr euer 200-jähriges Jubiläum feiert, ist hier nur noch ein kleiner Tisch in der Mitte, und der Rest ist Schutzzone."

Als er berichtete, dass er zusammen mit dem Krefelder Prinzen Michael Zecha studiert habe, hatte er den Saal endgültig fest im Arm, und der Saal ihn. So war es, als schließe sich mit dem Auftritt des Prinzenpaares ein Kreis: Auch Michael I. und Karin I. passten mit ihrer erfrischenden Art wunderbar zu diesen Steckenpferdrittern. Es war, als hätte sich eigens für das Jubiläum der Prinzengarde alles zu diesen magischen Stunden gefügt.

(vo)
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