Krefeld Wohnstätte kauft Backstein-Klassiker

Krefeld · Ein schwedischer Immobilienfonds hat den Komplex an der Paul-Schütz-Straße zum Verkauf angeboten. Die Wohnstätte nutzte die Chance und sichert nun einen der schönsten Klassiker des Backstein-Expressionismus.

 Bauliche Akzente an der Paul-Schütz-Straße.

Bauliche Akzente an der Paul-Schütz-Straße.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Einer der schönsten und bestens erhaltenen Krefelder Backstein-Komplexe ist von der "Wohnstätte Krefeld" gekauft worden und steht damit unter der Obhut eines städtischen Unternehmens: das symmetrisch auf beiden Straßenseiten angeordnete Gebäude-Ensemble an der Paul-Schütz-Straße zwischen Gneisenau- und Grenzstraße. "Wir arrondieren damit unseren Bestand an hochwertigen Wohnungen in Bockum", sagte Wohnstätte-Geschäftsführer Thomas Siegert auf Anfrage unserer Zeitung. "Zudem ist damit ein unter Denkmalschutz stehender Komplex städtebaulich gesichert, und zwar unter wirtschaftlich vertretbaren Bedingungen."

 Das symmetrisch auf beiden Straßenseiten angeordnete Gebäude-Ensemble an der Paul-Schütz-Straße zwischen Gneisenau- und Grenzstraße ist von der städtischen Tochter Wohnstätte AG gekauft worden.

Das symmetrisch auf beiden Straßenseiten angeordnete Gebäude-Ensemble an der Paul-Schütz-Straße zwischen Gneisenau- und Grenzstraße ist von der städtischen Tochter Wohnstätte AG gekauft worden.

Foto: Thomas Lammertz

Die Gebäude gehörten bisher einem schwedischen Immobilienfonds, der sich von insgesamt 1800 Wohnungen getrennt hat und im Rahmen dieses Paketes auch das Objekt an der Paul-Schütz-Straße verkauft hat. Insgesamt 900 Einheiten seien der Wohnstätte angeboten worden, erläutert Siegert; die Wohnstätte habe sich aber nur auf Krefelder Objekte konzentriert.

Das Objekt Paul-Schütz-Straße umfasst 65 Wohnungen und zwei kleine Gewerbeimmobilien. Die Wohnstätte will bis zu 2,4 Millionen Euro in die Ertüchtigung der Häuser stecken: Dazu gehören Wärmedämmungen an den Kellerdecken und den oberen Geschossdecken, neue Fenster und Balkone auf der Rückseite der Gebäude – alles in Absprache mit dem Denkmalschutz. Gerade die Anbringung der Balkone war wichtig für die Wohnstätte, weil das den Wohnwert der Wohnungen steigert. "Die Untere Denkmalbehörde hat uns dabei unterstützt; das möchte ich ausdrücklich hervorheben", sagt Siegert. Da die Vorderseite zur Straße hin unangetastet bleibt, zog der Denkmalschutz mit: "An der Optik bleibt alles erhalten", betont Siegert. Unterm Strich sind die in den 30er Jahren errichteten Häuser in gutem Zustand, betont Siegert; lediglich das Mauerwerk am Fuß der Häuser und die Treppenabgänge zu den Kellern müssten ausgebessert werden. "Nach unseren Erkenntnissen ist auch die Mieterzufriedenheit dort sehr hoch", sagt Siegert. Was der Wohnstätte bei der Finanzierung und der gesamten Wirtschaftlichkeitsrechnung zupasskommt, sind die derzeit niedrigen Zinsen am Kapitalmarkt.

Die Gebäude wurden Anfang der 30er Jahre von dem Architekten Arnold Esch errichtet. Die Anlage mit ihren Drei- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen galt bei ihrem Bau als luxuriös. Esch, geboren 1885 in Duisburg und gestorben 1935 in Krefeld, galt als Verfechter expressionistischer Backsteinarchitektur.

Kennzeichen war die aufwendige Ornamentik der Fassaden; dieser teils verspielt wirkende Zierrat stand im Gegensatz zu dem strengen Funktionalismus und Purismus des Bauhauses.

Esch hat in Krefeld etwa Mietshäuser an der Dreikönigenstraße 5 zu einer Einheit verschmolzen. Weiteres, bekanntes Gebäude von Esch: das 1926 errichtete Ernst-Moritz-Arndt-Haus an der Schönwasserstraße. Es war das erste Gemeindezentrum der evangelischen Kirchengemeinde Ost, in dem bis zum Bau der Christuskirche (1966 fertiggestellt) Gottesdienste abgehalten wurden.

(RP)
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