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Krefeld Wohnstätte ersteigert alte Papierfabrik

Krefeld · Aus einer Zwangsversteigerung heraus hat die städtische Tochterfirma ein 6200 Quadratmeter großes Gelände im Ostbezirk erworben. Das Quartier soll zum Wohngebiet entwickelt werden und Neubürger aus Düsseldorf anlocken.

 Hinter dieser Hauszeile an der Dießemer Straße im Ostbezirk lag die alte Papierfabrik Behn. Das Grundstück, das hier neu bebaut wird, reicht bis an die Viktoriastraße heran.

Hinter dieser Hauszeile an der Dießemer Straße im Ostbezirk lag die alte Papierfabrik Behn. Das Grundstück, das hier neu bebaut wird, reicht bis an die Viktoriastraße heran.

Foto: Thomas Lammertz

Der Kaufpreis liegt unter dem Gutachterwert: Für 950 000 Euro hat Krefelds Wohnstätte-Chef Thomas Siegert das Gelände der alten Papierfabrik Behn im Ostbezirk bei einer Zwangsversteigerung erworben. Der Gutachter hatte den Wert des Areals, das einem Frankfurter Eigentümer gehörte, auf 1,5 Millionen Euro festgesetzt. Siegert nahm das Gelände im September 2012 ins Visier; er will dort attraktiven Wohnraum in der Innenstadt schaffen. Mittelfristig will die Wohnstätte mit Projekten wie diesem auch Neubürger aus Düsseldorf gewinnen.

Das Geschäft kommt überraschend: Thomas Siegert ("Ein rundes Geschäft") hatte das Interesse an dem 6200 Quadratmeter großen Grundstück zwischen den Straßenzügen Viktoriastraße, Hardenbergstraße, Dießemer Straße und Blücherstraße nicht öffentlich kommuniziert, um mögliche Mietbieter nicht aufmerksam zu machen. Im Dezember fasste der Aufsichtsrat den Beschluss, das Gelände zu kaufen. Ende des vergangenen Jahres war die Versteigerung. Siegert wollte die Nachricht des Kaufs aber erst den Mietern auf dem Grundstück der Papierfabrik mitteilen, bevor er an die Öffentlichkeit ging. In der vergangenen Woche gingen die Schreiben an die Mieter raus.

Die Papierfabrik Behn wurde vom Krefelder Erwin Behn gegründet und 1925 erbaut. Schon im Ersten Weltkrieg entdeckte er die wachsende Bedeutung des Papiersacks für die Füllgüterindustrie, schuf auch eigene Maschinen zur Befüllung der Säcke. 1994 übernahm ein Unternehmen aus Oelde in Westfalen die Papierfabrik, 1996 erfolgte der Standortwechsel. Seitdem gehörte die Papierfabrik einer Eigentümergemeinschaft.

Die Gebäude werden abgerissen und komplett neu gebaut – öffentlich geförderte und frei finanzierte Mietwohnungen sollen in dem Quartier untergebracht werden. "Für uns ist die Lage in Nähe des Hauptbahnhofs strategisch interessant", sagt Siegert. Direkt gegenüber entstehen derzeit auf dem alten Nappo-Gelände neue Wohnstätte-Wohnungen, außerdem gibt es mehrere weitere Wohnungen der Wohnstätte im Umfeld.

Zur Hilfe kam der Stadttochter bei der Planung des Gebietes das städtische Planungsamt. Die Entwicklung des Geländes sei "mittelfristig" vorgesehen, sagt Siegert. Zunächst wolle sein Unternehmen die Bauprojekte in Gartenstadt, Linn und auf dem Nappo-Gelände realisieren. So soll der Wohnungsbestand schrittweise modernisiert werden, ohne die Bedürfnisse der Bedürfigten aus dem Auge zu verlieren, die bezahlbaren Wohnraum suchen. Aus Sicht von Siegert haben alle diese Quartiere – bahnhofs- oder autobahnnah gelegen – das Potenzial, solche Interessenten anzusprechen, die eigentlich in Düsseldorf wohnen wollen, wegen der Preisentwicklung aber nach alternativem Wohnraum in Nachbarstädten suchen.

Die Wohnstätte versucht sich auf diesen wachsenden Bedarf einzustellen. Bei der Wohnstätte zahlt man bisher eine durchschnittliche Grundmiete von 4,79 pro Quadratmeter, bei Neubau-Wohnungen zahlt man in Krefeld im Schnitt acht Euro pro Quadratmeter. In Düsseldorf können es in bestimmten Lagen leicht über zwölf Euro pro Quadratmeter werden.

(RP)
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