Krefeld Wohnen und Kunst in der alten Seidenweberei von Beckerath

Krefeld · Die Müllerei Pensionskasse vermietet 32 barrierefreie Wohnungen - und hat ein Atelier für Gastkünstler. Regelmäßig soll dort Kunst ausgestellt werden.

 Carla Kaiser (rechts) von der Bürgergesellschaft Bismarckviertel erläutert die Info-Tafel. Siegfried Schilling und Begleitung hören zu.

Carla Kaiser (rechts) von der Bürgergesellschaft Bismarckviertel erläutert die Info-Tafel. Siegfried Schilling und Begleitung hören zu.

Foto: Thomas Lammertz

Sonntags ist Besichtigungstag bei der Müllerei Pensionskasse (MPK). Zwischen 11 und 15 Uhr kommen Besucher, die sich für die neu entstandenen 32 Wohnungen interessieren; oder für die umfangreiche Kunstsammlung, oder für die Architekturleistung, die Altes und Modern-Funktionales verbindet. "Die Historie ist uns wichtig, wir wollten möglichst vieles bewahren", sagt Siegfried Schilling, Vorstand der MPK.

Rund acht Millionen Euro hat die Versicherung in die ehemalige Seidenweberei Beindorff & von Beckerath investiert. "Das Gebäude stand nicht unter Denkmalschutz, aber wir wollten das Industriegemäuer für den Stadtteil erhalten", erklärt Schillings. Die Außenmauern des alten Kontors sind stehengeblieben, die Haupttür, jetzt der Eingang zur MPK, ist eine Nachbildung der Originaltüre - das Gebäude wurde komplett entkernt, zwei neue Gebäude - mit viel Glas - hinzugebaut.

Jetzt erinnert eine Tafel an die Historie: 1910 hat die Seidenweberei Beindorff & von Beckerath ein Kontor- und Lagerhaus gebaut, um die bis dato in der Stadt verteilten Firmenteile zusammenzubringen. Die 1835 gegründete Firma ist eine der ältesten Seidenwebereien in Krefeld. 1960 schloss sie sich mit vier anderen deutschen Seidenwebereien zur "Deutschen Nouveauté Seidenweberei" zusammen. In der Krise der Textilindustrie wurde die Firma 1974 aufgelöst. "Wir haben das Gebäude gesehen und fanden es sofort passend", sagt Schilling. Nicht nur die Optik der Fabrik sollte erhalten bleiben. In den Laubengängen sind gewebte Stahlnetze eingezogen, die an die Weberei-Vergangenheit erinnern. "Textil war für diese Zwecke nicht geeignet", erklärt Schilling. Die Tafel wurde mit Unterstützung des Bürgergesellschaft Bismarckviertel an der Fassade angebracht.

Die Wohnungen sind individuell zugeschnitten - vom Loft bis zum Penthouse. Aber alle sind barrierefrei, haben ebenerdige Duschen und unterfahrbare Waschbecken. "Das ist behindertengerecht, aber auch familienfreundlich", betont Schilling. Zwischen 30 und 112 Quadratmeter groß sind die Wohnungen, die jetzt vermietet werden - zu einem Quadratmeterpreis von acht bis zehn Euro. Besonderes Flair ist den Hausherren der Müllerei Pensionskasse wichtig. Dazu gehört auch das Leben mit Kunst: Am bisherigen Standort an der Charlottenburg gab es zwei Ausstellungen pro Jahr. "Hier werden wir erstmal nur eine anbieten", erklärt Schilling. Dafür hat der dazu eingeladene Künstler im Souterrain ein Apartment, das er nutzen kann - und kann nebenan im "Kunstkeller" arbeiten und ausstellen. Den Testlauf hat jüngst der kanadische Maler Deeter Hastenteufel gemacht. Doch auch ohne logierenden Künstler ist der Keller sonntags geöffnet: Die Pensionskasse präsentiert ihre Sammlung. Von den bisher präsentierten 14 Künstlern sind ebenfalls Arbeiten erworben worden - zum Beispiel Gertrud Klappenbach, Hiltrud Lewe, Sibylle Gröne, Bernadette Schröger, Marlies Blauth, Max Müller und Armin Küpper. "Inzwischen verleihen wir unsere Bilder auch an unsere Mitgliedsunternehmen. Vielleicht lassen sich so viele Leute für Kunst begeistern", hofft Schilling.

(RP)
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