Dr. humoris causa in Krefeld Witze über die FDP in schwierigen Zeiten

Krefeld · Der FDP-Bundestagsabgeordnete Otto Fricke ist zum Dr. humoris causa ernannt worden – in einer Sitzung der GKG Uzvögel, die einmal mehr bewies: Die besten politischen Witze entstehen in politisch heiklen Zeiten.

 Der neue Doctor humoris causa Otto Fricke im Kreise seiner Mitdoctores; rechts neben ihm die Sparkassenvorstandsvorsitzende Birgit Roos.

Der neue Doctor humoris causa Otto Fricke im Kreise seiner Mitdoctores; rechts neben ihm die Sparkassenvorstandsvorsitzende Birgit Roos.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Bekanntlich ist das Beste an politisch schwierigen Zeiten der politische Witz. Siehe DDR. Das Schönste, was sie hervorbrachte, waren die Witze über den unablässig siegenden Sozialismus. Und so durfte man bei der diesjährigen Promotion des neuen Dr. humoris causa gespannt sein, weil der Mann, um den es ging, ein FDP-Mann war: Otto Fricke, Bundestagsabgeordneter, Herzensuerdinger und Mitglied einer Partei, die mal wieder unter Beobachtung steht. Es gelang; der Abend im Stadtwaldhaus war von feiner, intelligenter Heiterkeit.

 Frank Meyer als Hausmeister Römmelströpp.

Frank Meyer als Hausmeister Römmelströpp.

Foto: Laura Stelzhammer

Das lag auch daran, dass Oberbürgermeister Frank Meyer als Hausmeister Römmelströpp eine Kunstfigur geschaffen hat, die das Zeug hat übrigzubleiben. Meyer – weißt du noch, war das nicht der Römmelströpp? Meyer – zünftig ausgestattet mit Mütze, Kittel und Thermoskanne – legte ein Kabinettstückchen hin, das immer wieder von Applaus unterbrochen und am Ende mit stehenden Ovationen gefeiert wurde. Dieser Römmelströpp träumte von ruhigen Zeiten, als man am Empfang nur zweimal am Tag nicken musste: Wenn der Oberbürgermeister am späten Vormittag kam und  am frühen Nachmittag wieder ging. Vorbei, klagte der Hausmeister und musste mit einer komplexen Telefonanlage Anrufe weitervermitteln: „Schätzchen, das ist der Bademeister vom Badezentrum Bockum. Die haben schon wieder Legionäre im Wasser gefunden.“ Auch dem Stichwort „Prozessoptimierung“ stellte Römmelströpp die gute alte Zeit entgegen, „als wir im Rathaus ein großes gemeinsames Ziel hatten: Freitagmittag, 12.30 Uhr.“ Früher, erinnerte sich der Hausmeister wehmütig, sei man schon Leistungsträger gewesen, „wenn man drei Runden auf dem Drehstuhl geschafft hat, ohne die Beine abzusetzen.“ Und Meyer-Römmelströpp nahm  Krefelder Akteure aufs Korn: Ein Anruf kam von Krefelds Werteunion-Gründer Gerald Wagener: „Der wollte beim KFC einsteigen, aber die brauchen im Moment keinen Rechtsaußen.“

Auch Otto Fricke wurde von Römmelströpp selbstredend gewürdigt: Der FDP-Mann will den Nordbahnhof übernehmen, weil er sich mit Wirtschaft auskennt und „Schlüffken Alt“ beim Alkohol knapp über der FDP-Leuten bestens vertrauten Fünf-Prozent-Hürde liegt. Andererseits, grübelte Römmelströpp auch,  habe die FDP in letzter Zeit mit braunen Flaschen keine so guten Erfahrungen gemacht.

Fricke musste sich, bevor er selbst zuschlagen konnte, noch den einen oder anderen einschenken lassen – von SWK-Vorstand Kerstin Abraham, die die Laudatio auf den neuen Aspiranten hielt. Sie fragte, ob man den  „Graf Zahl der FDP“ wirklich promovieren sollte, zumal der selbst antworten würde: „Das regelt der Markt.“  Die Marke „Graf Zahl“ imponierte ihr jedenfalls nicht, denn  bei den Wahlergebnissen bewege man sich als FDP-Mitglied „im sehr kleinen Zahlenraum“. Für die Promotion spreche, dass der FDP „in den vergangenen Jahren einige Doktor-Titel abhanden gekommen seien: Silvana Koch-Mehrin, Margarita Mathiopoulos und Jorgo Chatzimarkakis  – allen wurde der Titel aberkannt.  Nicht imponieren konnte Abraham auch der Umstand, dass Fricke bei Twitter in seiner Partei die Nummer zwei nach Parteichef Christian Lindner sei. „Denke ich an Donald Trump, den dunklen Fürsten des Tweets, weiß ich nicht, ob das wirklich positiv ist.“

Am Ende fand sie doch noch jede Menge positive Eigenschaften an dem wohl beliebtesten FDP-Mann Deutschlands und gab ihm einen letzten Rat auf den Weg:  „Geh bitte nie ins Dschungelcamp! Dann werde doch besser OB-Kandidat! Ist manchmal auch wie im Dschungel!“ Mit einem kräftigen „Lasst ihn uns aufnehmen“ schloss sie unter viel Applaus.

Und Fricke? Konterte. Das mit den kleinen Zahlen gab er zurück an die SWK-Chefin und empfahl kleine Zahlen bei den Preisen für Bus und Bahn, Strom, Gas und Wasser. Selbstbewusst wies er darauf hin, dass er eine Aufgabe für seine Promotion – nämlich den Begriff „Dr. humoris causa“ in einer Bundestagsrede unterzubringen (kein Witz diesmal!) – tatsächlich eingelöst hat: In seiner Rede vom 12. Dezember 2019 hat er den Satz gesprochen: „Dr. humoris causa ist an bestimmten Stellen ein echter Doktor“ – es ging um Beispiele für blödsinnige Aussagen. Auch Fricke baute wie Römmelströpp einen Anruf seines tatsächlich real bimmelnden Handys in seinen Vortrag ein. Der Anrufer war niemand anderes als Römmelströpp, der Sorge hatte, dass die „böse FDP“ der Verwaltung eine Verschlankung verordnen wolle.  Fricke konnte den Mann beruhigen – für diesmal.

Am Ende wurde er unter viel Beifall in den Kreis der Doctores aufgenommen. Ein Happy End. Für die FDP, für die Uzvögel und für die Besucher einer fabelhaft kurzweiligen Sitzung.

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